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I, Frankenstein - Kino-Trailer: Aaron Eckhard als Monster-Monster-Jäger
Eine schmerzhaft belanglose Rückblende führt uns dorthin, wo Mary Shelley uns in ihrem großen Roman einst entließ. Victor Frankensteins größter Triumph wandelt sich schlussendlich in seine schlimmste Niederlage, lässt seine Kreation zwar erwachen, was aber zunächst seine Frau und letztlich er mit dem Leben bezahlen müssen. Genau hier setzt I, Frankenstein ein und will nun die Geschichte erzählen, die danach kam.
Und was danach kam, das hätte sich Mary Shelley wahrscheinlich in ihren kühnsten Träumen nicht ersponnen. Da will das zwar kaltblütige, aber dann doch irgendwie treudoofe Monster Frankensteins seinen Meister auf einem schlecht ausgeleuchteten Friedhof beerdigen, da stehen plötzlich vier Dämonenkrieger vor ihm. Einfach so. Zwölf Karatemoves, derbes Kameragewackel und ein paar Effekte aus der Trickkiste für unterbudgetierte Fernsehserien später flattern dann plötzlich zwei Gargoyles ins Bild, Frankensteins Monster sagt etwas Dummes, die Gargoyles auch - und es geht los, das 90 minütige Grauen von I, Frankenstein.
Karate-Frankenstein vs. the World
Im Grunde habe ich mit der vorstehenden Kurzbeschreibung bereits den gesamten Film zusammengefasst, der in seinen besten Momenten aussieht, wie eine mittelgut produzierte Folge von Buffy the Vampire Slayer oder Supernatural und in seinen schlechten die Frage aufwirft, wer verdammt noch mal diese Gurke beim Verleih durchgewunken hat. Kaum etwas an I, Frankenstein hält dem Vergleich zu modernem Fantasykino statt.
Selbst effektlastige No-Brainer der Marke Hänsel und Gretel: Hexenjäger oder Van Helsing wirken wie Hochliteratur gegen das Drehbuch von I, Frankenstein. Und den meist amüsanten Camp-Faktor dieser Werke will Regisseur Stuart Beattie auch nie aufkommen lassen. Vielleicht liegt es an der Vorlage: I, Frankenstein nahm seinen Ursprung 2009 als Graphic Novel. Und wenn man sich die Zusammenhanglosigkeit mancher Szenen und Dialoge zur Brust nimmt, wirkt es nicht selten, als habe man am Ende einfach sämtliche Sprechlasen der Vorlage zusammengewürfelt und losgefilmt.
Überhaupt erinnert I, Frankenstein eher an ein überdimensional aufgeblasenes Mosaik unzähliger Versatzstücke der Horror- und Fantasyfilm-Geschichte. Ob es nun die Kampfchoreografie, das Setdesign oder der uninspirierte Soundtrack seien - entweder man kennt es aus Filmen wie Underworld und Co. oder hat es in aktuellen TV-Serien gesehen, an deren Produktionswert I, Frankenstein im Übrigen gefährlich häufig heranreicht.
Sprüche aus dem Glückskeksgenerator
Selbst die Oneliner hat man irgendwann irgendwo schon einmal (besser) gehört. »Es endet heute Nacht«, »Fahr zur Hölle, Dämon«, »Nichts hält mich auf« - vielleicht gibt es ja eine geheime Checkliste für Drehbuchautoren, nach der man solchen Schmarrn zwingend einbauen muss. Müßig zu erwähnen, dass natürlich auch ein Gro der Charaktere den üblichen Stereotypen folgt. Mitfühlen möchte man mit keinem dieser Geschöpfe, denn Tiefe haben sie allesamt keine.
Manchmal wird es hingegen derart sülzig - das hätte sich dann doch kein anderer Drehbuchautor auszudenken getraut. »Ich bin ein Monster«, sagt Frankensteins Kreatur irgendwann. Und die bildhübsche Elektrophysiologin, die ihr Studium offenbar am Victorias-Secret-Institut gemacht haben muss, erwidert nur: »Nein, man ist nur ein Monster, wenn man sich wie eines verhält.« Ähh ja…Sprüche aus dem Glückskeks-Repertoire - danke dafür!
Inmitten dieser Farce ragt vor allem Aaron Eckhardt als gigantisches Fragezeichen hervor. Wollte man dem Mann nach genialen Auftritten in »The Dark Knight« oder »Thank you for Smoking« noch attestieren, er würde demnächst einer der ganz Großen in Hollywood werden, kann man nach mehreren Flops nun nur noch den plötzlichen Karrieretod feststellen. Fehlt es am Agenten? Oder hat der ihn zu dem hier überredet?
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I, Frankenstein - Interview-Video: Aaron Eckhart und Yvonne Strahovski
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