Aloy kommt einfach nicht zur Ruhe. Sechs Monate nachdem die junge Jägerin die post-postapokalyptische Welt in Horizon Zero Dawn vorerst vor dem Untergang bewahrt hat, droht in Horizon Forbidden West für PS4 und PS5 nun die erneute Ausrottung. Eine todbringende Seuche breitet sich allmählich im Land aus, und die ist nicht etwa natürlichen Ursprungs, sondern hat anscheinend irgendetwas mit Hades zu tun. Richtig, die zerstörerische KI, die wir im ersten Teil eigentlich unschädlich gemacht haben.
Die Welt muss also erneut gerettet werden und die nötige Unterstützung dafür findet Aloy diesmal im “Verbotenen Westen” der ehemaligen USA. Auf ihrer Reise verbündet sich die Heldin mit alten Bekannten wie Varl und Erend, knüpft neue Freundschaften und kämpft natürlich wieder gegen aggressive Maschinenmonster, die ihre Jagdkünste mit Pfeil, Bogen, Wurfspeeren und Co. auf die Probe stellen.
Auf der PS5 haben wir die Wahl zwischen zwei unterschiedlichen Grafikmodi:
- Grafikmodus: 4K-Auflösung und 30fps
- Performance-Modus: 60fps
Im Grafikmodus besticht Forbidden West zwar mit knackigerer Auflösung, wir empfehlen allerdings den Performance-Modus. Gerade in schnellen Kämpfen, in denen viel passiert, sind die butterweichen und stets flüssigen 60fps ein Segen.
- Alle Unterschiede zwischen PS4- und PS5-Version findet ihr hier.
- Den ausführlichen GamePro-Techcheck der PS4-Version lest ihr hier.
Größer als der erste Teil, aber auch besser?
Aber nicht nur Aloy steht damit vor einer Mammutaufgabe, sondern auch wir selbst: Die Open World von Forbidden West fällt noch einmal ein deutliches Stückchen größer aus als die Spielwelt von Zero Dawn und ist vollgestopft mit Aufgaben, die uns stetig von unserer Weltrettungsmission ablenken wollen.
Aber wir können euch beruhigen: Horizon Forbidden West verkommt trotz seiner schieren Größe und Fülle nicht etwa zur seelenlosen Aktivitätenschleuder, sondern entpuppt sich nach kleinen Anlaufschwierigkeiten insbesondere dank des komplexen Kampfsystems und den beeindruckenden Maschinen als motivierendes Open World-Spiel.
Und so viel können wir vorab ebenfalls sagen: Rein spielerisch übertrumpft Forbidden West seinen Vorgänger in vielerlei Hinsicht. Nur ausgerechnet die Story lässt uns diesmal enttäuscht zurück.
Unsere Eindrücke in Videoform - Hier seht ihr unser Testvideo zu Forbidden West:
Starke Maschinen und ein mächtig gutes Kampfsystem
Der große Star von Horizon sind aber natürlich die aggressiven Maschinenmonster, die unsere Bogensehnen und Speerspitzen heiß laufen lassen. Jagten wir im ersten Teil noch 25 unterschiedliche Arten von Biestern, setzen wir uns nun gegen insgesamt 40 zur Wehr, die die Spielwelt des Verbotenen Westens bevölkern.
- Eine Übersicht aller neuen Maschinen findet ihr hier
Neben alten Bekannten wie etwa dem mächtigen Donnerkiefer, der uns mit seinen Raketenwerfern zu schaffen macht, schlagen wir uns mit allerhand neuartigen Monstern herum. Und die sehen nicht nur beeindruckend aus, sondern fordern uns mit ihren individuellen Fähigkeiten, Eigenschaften und Schwachpunkten stets anders heraus.
Im Laufe unserer Reise treffen wir unter anderem auf die garstigen Gräber, die sich in den Boden einbuddeln, um uns dann hinterrücks anzugreifen. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad erledigen wir die Biester fix mit einer Handvoll Kopftreffer. Wenn wir im späteren Spielverlauf auf mächtigere Exemplare stoßen, werden die Kämpfe aber deutlich knackiger und erfordern nicht nur Reaktionsgeschwindigkeit beim Ausweichen und Zielen, sondern insbesondere taktisches Gespür und Vorausplanung.
Wie der Vorgänger lebt Forbidden West vom komplexen Kampfsystem, das uns dank neuer Waffen, Fähigkeiten und Elementarschäden noch mehr Optionen bietet, unseren Gegnern den Garaus zu machen.
Im Laufe des Abenteuers bekommen wir es beispielsweise mit einem Bebenzahn zu tun. Dabei handelt es sich um ein riesiges Maschinenmammut, das wir bereits aus den Gameplay-Trailern kennen. Bevor wir dem Giganten überhaupt gegenübertreten, analysieren wir ihn mit unserem Fokus und finden so seine Schwachstellen heraus: “Empfindlich gegen Eis, aha! Und sowohl der verheerende Raketenwerfer am seitlichen Oberkörper als auch die Stoßzähne lassen sich abtrennen, ist notiert!”.
Also malträtieren wir den Bebenzahn so lange mit Eispfeilen, bis er schließlich einfriert. Dadurch bewegt sich das zuvor unermüdliche Trampeltier deutlich langsamer und wir haben alle Zeit der Welt, seinen gefährlichen Raketenwerfer und seine spitzen Stoßzähne mit unseren Sprengpfeilen abzutrennen. Jetzt ist das Biest so gut wie wehrlos und wir geben ihm mit unseren explosiven Wurfspeeren den Rest. Die richten nämlich spürbar mehr Schaden an als Aloys Bogen. Unsere Taktik ist also aufgegangen und das sorgt für ein unvergleichliches Erfolgserlebnis.
Der Bebenzahn ist natürlich nur eine von vielen neuen Monstern, die uns im Verbotenen Westen in spektakuläre Reibereien verwickeln. Über den Schlängelzahn (eine riesige Kobra) haben wir ja in unserer europaexklusiven Preview bereits geschwärmt.
Gerade im späteren Spielverlauf warten noch viele weitere metallische Überraschungen auf uns. Die Maschinen erweisen sich abermals als absolutes Highlight des Spiels und viele davon sind noch cooler als im Vorgänger.
In diesem Video seht ihr noch mehr neue Maschinen:
Mit Taktik zum Sieg
Insbesondere Kämpfe gegen größere Maschinen fühlen sich aufregend und abwechslungsreich an, gerade weil jeder metallische Gegner unterschiedliche Schwächen besitzt. Und die müssen wir zwangsläufig ausnutzen, weil wir bereits auf dem normalen Schwierigkeitsgrad kaum eine Chance haben, wenn wir einfach wahllos mit dem Jägerbogen drauflos ballern würden.
Keine Bange übrigens: Wer einfach nur die Geschichte erleben will, kann wie im Vorgänger natürlich auch alternativ den einfachen Schwierigkeitsgrad oder den noch angenehmeren Story-Modus wählen.
Doch haben wir nach kurzer Eingewöhnungszeit erst einmal das Jäger-Einmaleins auf dem Kasten, dann überwinden wir schnell die anfängliche Ehrfurcht, die uns überkommt, wenn uns ein Ungetüm wie der schwer bewaffnete Schlachtrücken mit einem ohrenbetäubenden Schrei einschüchtern will. Pah! Mit einem breiten Waffenarsenal und der Macht der Elemente trotzen wir jeder Gefahr, weil wir so unfassbar motiviert sind, uns so richtig tief in das komplexe Kampfsystem hineinzufuchsen und uns mit cleveren Taktiken entscheidende Vorteile zu verschaffen.
Zumal sich die Kämpfe an sich bereits unfassbar befriedigend anfühlen. Wenn wir unseren Feinden mit Elementarangriffen zusetzen, dann erfolgt jedes Mal ein imposantes Effektgewitter, das uns so richtig mächtig fühlen lässt. Schonmal den Tank eines Feuer-Brüllrückens mit Brandpfeilen beschossen? Probiert’s mal! Damit löst ihr nämlich eine Kettenreaktion aus und sorgt für eine gewaltige Explosion, deren Feuersturm sogar Gegner in der Nähe trifft.
Und apropos breites Waffenarsenal: Der Wurfspeer ist nur eine von mehreren neuen Waffen, mit denen wir in die Schlacht ziehen. Daneben können wir jetzt mit dem Häckslerhandschuh eine Art Diskus werfen, der Feinde aufschlitzt und mit jedem erfolgreichen Treffer stärker wird. Oder wir schießen mit dem Seilwerfer Elementar-Kanister auf unsere Gegner. Treffen wir diese dann mit einem Pfeil des gleichen Elementartyps, lösen wir eine verheerende Explosion aus.
Zudem können wir jetzt ähnlich wie in Assassin’s Creed Odyssey für jeden Waffentypen unterschiedliche Fähigkeiten anwenden. Beispielsweise einen Pfeilregen, der Flächenschaden erteilt, oder wir verschießen drei Pfeile auf einmal und richten so mehr Schaden an.
Und als wäre das nicht genug, können wir jetzt außerdem sogenannte Mutstöße erlernen. Das sind Spezialangriffe, die wir aktivieren, wenn wir die dazugehörige Leiste mit erfolgreichen Attacken wie Schwachstellentreffern gefüllt haben. Mit dem Mutstoß “Powerschüsse” feuern wir beispielsweise für kurze Zeit explosionsartige Geschosse ab, die die Energieleiste unserer Feinde ratzfatz leeren können.
Wer will, kann sich dank vieler neuer Spielzeuge und Skills hier also so richtig schön austoben. Und keine Angst, falls ihr euch angesichts all der Neuerungen erst einmal überwältigt fühlen solltet: Horizon Forbidden West ist keineswegs überladen. Waffenfähigkeiten und Mutstöße sind nicht zwingend notwendig im Kampf, sondern lediglich weitere Mittel, um Auseinandersetzungen noch abwechslungsreicher und stylischer zu gestalten.
Auseinandersetzungen mit menschlichen Feinden hat Guerrilla im Vergleich zum Vorgänger zwar ebenfalls ein wenig verfeinert (Menschen haben jetzt unter anderem auch abtrennbare Rüstungsteile), jedoch arten Nahkämpfe vor allem wegen der fehlenden Lock-on-Funktion trotzdem oft nur in wildes Gekloppe aus. Auch dann, wenn wir später einige effektive Komboattacken für unseren Speer freischalten. Die Maschinenjagd macht in Horizon Forbidden West also immer noch am meisten Spaß.
Übrigens muss es nicht immer sofort rabiat zugehen. Wie in Horizon Zero Dawn haben wir außerdem die Möglichkeit, Maschinen oder feindliche Menschen schleichend im hohen Gras zu umgehen oder sie hinterrücks abzumurksen. In vielen Quests lässt uns Forbidden West die freie Wahl und spielt sich so wunderbar variantenreich.
Mit Gleiter und Enterhaken zur Open World-Herrschaft… naja fast
Beim Klettern und bei der Fortbewegung gibt’s nun ebenfalls mehr Möglichkeiten bzw. Gadgets, die wir nach und nach finden und die unser Leben größtenteils vereinfachen, zuweilen aber auch erschweren können.
Mit dem Schildgleiter gleiten wir nun wie in Zelda: Breath of the Wild durch die Lüfte und vermindern damit nicht nur Fallschaden, sondern kommen auch auf weit entfernte Plattformen – praktisch und stylisch! Mit der Atemmaske können wir unbegrenzt tauchen, ohne dass uns die Luft ausgeht – ein Segen! Mit dem Enterhaken ziehen wir uns jetzt an spezifische Greifpunkte heran und können so deutlich flotter Plattformen erklimmen, ebenfalls nützlich – zumindest in der Theorie.
In der Praxis können wir den Enterhaken nicht komplett frei anwenden, sondern müssen damit jedes Mal warten, bis ein Greifsymbol auf dem Bildschirm erscheint. Und das passiert nicht immer flüssig und zuverlässig, sodass wir Aloy zuweilen erst mühsam richtig positionieren müssen, bis wir uns endlich empor schwingen können. Hier hätten wir uns etwas mehr Dynamik gewünscht.
Das Klettern an Fels- oder Ruinenwänden spielt sich ebenfalls eher fummelig als flüssig. Manchmal schwingt Aloy nicht zum gewünschten Vorsprung, obwohl wir den Stick in die richtige Richtung bewegen, oder wir springen versehentlich zu weit, wenn wir einen Abgrund überqueren wollen und stürzen schlimmstenfalls ab. Im Kraxeln ist die Jägerin also nicht ganz so geübt wie Nathan Drake aus Uncharted oder Kassandra aus AC Odyssey.
Auf der nächsten Seite erklären wir, warum Forbidden West ein visuelles Meisterwerk ist, aber in Sachen Story enttäuscht.
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