Nach zahlreichen Verschiebungen hat uns Hogwarts Legacy Anfang Februar ziemlich überrascht. Visuell ist das Harry Potter-RPG absolut gelungen und überzeugte im Test vor allem mit einer detaillierten Nachbildung der Zauberwelt.
Aber auch die Performance konnte sich sehen lassen. Die zig Grafikmodi liefen mit soliden Bildwiederholraten, dank der Unterstützung von variablen Bildfrequenzen und 120 Hertz wurden sogar moderne Fernsehbildschirme vollständig abgedeckt.
So ganz werden die PS4, PS4 Pro, Xbox One und Xbox One X da nicht mithalten können. Welche Abstriche wir erwarten, führen wir nachfolgend für euch auf. Da wir die Last Gen-Versionen noch nicht testen konnten, beruht diese Einschätzung auf unseren Erfahrungen. Eine detaillierte Technik-Analyse der Last Gen-Versionen werden wir natürlich nachliefern.
- Detailgrad
- Ladezeiten
- Framerate und Auflösung
- Optionsvielfalt
- Bau-Limit im Raum der Wünsche
- Besenflug
- Texturen und Materialien
Punkt 1: Der Detailgrad
Bereits zwischen den Grafikmodi auf der PS5 bemerkten wir einige Unterschiede im Hinblick auf die Darstellung der Vegetation. Im Leistungsmodus wurde die Dichte an Gräsern und Sträuchern reduziert, Bäume erschienen zudem weniger komplex.
Auf den Last Gen-Konsolen gehen wir von einer weiteren Reduktion aus und auch die Darstellungsdistanz dürfte verringert werden. Dasselbe befürchten wir auch bei den Schatten, die auf der PS5 und Xbox Series X im Performance-Modus deutlich ausgefranster wirkten als noch im Qualitätsmodus.
Bei der Schlossarchitektur und dem Aufbau der umgrenzenden Dörfer sollte sich aber recht wenig ändern, da auch die Last Gen-Konsolen damit umgehen können. Nur auf großer Distanz könnten Gebäude vereinfacht dargestellt werden.
Außerdem dürfte die Anzahl der umherlaufenden Schüler*innen und der Einheimischen der schottischen Hochebene deutlich zurückgehen. Sie nehmen nämlich massiv die Prozessoren der Konsolen in Beschlag und die PS4- und Xbox One-Generation ist dahingehend sehr schwach aufgestellt, wie sich schon in Cyberpunk 2077 zeigte:
Schwächere Grafikeffekte: Bei vielen Portierungen sahen wir in letzter Zeit häufiger, dass vor allem an den Partikeleffekten auf den Last Gen-Konsolen gespart wird, da diese besonders rechenintensiv sind. Darunter fällt zum Beispiel Nebel, in Hogwarts Legacy aber auch die Zauberei.
Wir gehen also davon aus, dass bedeutend weniger Funken während Duellen durch die Lüfte flirren und ein Spaziergang im Verbotenen Wald nicht mehr so schaurig sein wird.
Des Weiteren wird die Beleuchtung häufig vereinfacht. Die dynamischen Lichtstimmungen in Hogwarts Legacy könnten also weitgehend der Schere zum Opfer fallen und die gesamte Spielwelt dadurch blasser und flacher wirken.
Zumal die dynamischen Lichter während der Nacht ordentlich an der Framerate knabbern. Der simple Taschenlampen-Zauber 'Lumos' ist der am meisten Ressourcen verschlingende Grafik-Effekt im ganzen Spiel, er lässt die Framerate um gut 10 Prozent einbrechen.
Hier muss sich das Studio hinter Hogwarts Legacy, Avalanche Software, also eine clevere Lösung einfallen lassen, damit ein Mondschein-getränkter Abendspaziergang nicht zur Ruckelorgie wird.
Punkt 2: Ladezeiten
Über die mechanischen Festplatten der langsam dahinscheidenden PS4- und Xbox One-Generation könnte Hogwarts Legacy ein ums andere Mal stolpern.
Selbst auf der Current Gen kommt es in der Spielwelt hin und wieder dazu, dass für einige Sekunden eine Tür verschlossen bleibt, damit im Hintergrund das nächste Areal geladen werden kann.
Der in der Folge auftauchende Ladekreis könnte uns auf der Last Gen noch länger am Vorankommen hindern, vielleicht bekommen wir sogar nervige Ladebildschirme zu Gesicht, wie in einigen Bereichen auf der Xbox Series S.
Im Verbund mit den weitaus niedrigeren Datenübertragungsraten und den langsamen Prozessoren der PS4 (Pro) und Xbox One (X) könnte es zudem dazu kommen, dass die Qualität von Texturen oder die Fülle an Details verringert wird, um den Nachteil auszugleichen.
Ladezeiten vs. Detailgrad – eine schwierige Entscheidung bei einem Spiel, das vor allem aufgrund seiner liebevoll gestalteten Welt Fan-Herzen im Sturm eroberte.
Punkt 3: Framerate und Auflösung
Hogwarts Legacy erzielte auf der PS5 und Xbox Series X im Qualitätsmodus ungefähr 1800p bei 30 fps, im Leistungsmodus waren es nach unseren Zählungen circa 1368p bei 60 fps. Genau bestimmen ließ sich der Wert nicht, da die Auflösung je nach Szenenaufwand dynamisch angepasst wurde.
Wie alle weiteren Qualitätsmodi auf der PS5 performen, findet ihr hier:
Bei der Xbox One X und der PS4 Pro halten wir ein grobes Maximum von 1440p realistisch, allerdings bei (hoffentlich konstanten) 30 fps. Um 60 Bilder pro Sekunde zu erzielen, müsste die Auflösung wahrscheinlich auf 1080p oder weniger fallen.
Die Xbox One X dürfte bei der Auflösung ein wenig besser abschneiden, da die Grafikeinheit leistungsfähiger als die der PS4 Pro ist. Mit Blick auf die Basis-Varianten vermuten wir hingegen, dass sich die Kräfteverhältnisse umkehren, da der PS4 ein paar Leistungsreserven mehr zur Verfügung stehen als der Xbox One.
Dynamisch regulierte 1080p mit 30 fps werden es wohl im Höchstfall, nehmen wir die Xbox Series S als Richtwert, könnte es aber sogar noch weiter nach unten gehen. Die schaffte es in Hogwarts Legacy auf nicht mehr als 1080p im Qualitätsmodus, obwohl sie deutlich leistungsfähiger ist als die Last Gen-Geräte.
Wird FSR eine Rolle spielen? AMDs hochgradig effiziente Skalierungstechnik FSR (FidelityFX Super Resolution) kam auf PS5 und Xbox Series X|S zum Einsatz, um aus niedrigeren Auflösungen ein schärferes 4K-Bild zu generieren, was auch prima klappte.
Auf den älteren Konsolen fand das Verfahren auch schon Verwendung, zum Beispiel beim Ekel-Horrorspiel Scorn, das ein gehöriges Plus an Schärfe verzeichnete. Es wäre also durchaus denkbar, dass die Last Gen-Version ein gewisses Maß an Schärfe beibehält.
Da die Algorithmen jedoch besser funktionieren, je höher die Basisauflösung ist, wird der Effekt nicht so stark sein wie auf den aktuelleren Konsolen. Hogwarts Legacy wird aller Voraussicht nach also in stärkerem Umfang an Bildschärfe einbüßen.
Weitere Details zu FSR könnt ihr hier nachlesen:
Punkt 4: Weniger Optionsvielfalt
Hogwarts Legacy holt als eines der wenigen Spiele das Bestmögliche aus der PS5 und der Xbox Series X sowie euren Fernsehern heraus. Neben einem 40 fps-Modus (der ausschließlich bei einer Bildschirmfrequenz von 120 Hertz aufgrund der gleichmäßigen Bildverteilung Sinn ergibt) ist es möglich, die Framerate in allen Modi freizuschalten.
Dadurch ergibt sich ein flüssigeres Spielgefühl, allerdings nur auf TV-Geräten mit VRR-Support.
Auf der PS4 Pro wird das nicht möglich sein, da die Konsole lediglich gleichbleibende 60 Hertz ausgeben kann. Die Xbox One X spricht jedoch VRR-Displays über den freien Standard FreeSync an, der zum Beispiel zum Funktionsumfang vieler Monitore gehört.
Eine freigeschaltete Framerate in einem theoretischen Leistungsmodus liegt auf der One X also durchaus im Bereich des Möglichen. Alternativ gleicht das Verfahren immerhin Ruckler aus, allerdings nur, wenn mindestens 40 fps vom Spiel erreicht werden.
Ray-Tracing als Option zur Berechnung von authentischen Spiegelungen fällt auf allen Last Gen-Konsolen zudem flach, da dafür die notwendige Hardware fehlt. Was Ray-Tracing auf PS5 und Xbox Series X bringt, das könnt ihr hier nachlesen:
Punkt 5: Bau-Limit im Raum der Wünsche?
Den Raum der Wünsche (eine Art Basis, zu der wir immer wieder zurückkehren) können wir nach eigenen Vorstellungen einrichten und mit Dekorationen ausstatten. In vielen anderen Titeln für PS4 und Xbox One werden solche Bau-Modi jedoch immer wieder beschnitten, um Arbeitsspeicher einzusparen und Last vom Hauptprozessor zu nehmen.
Es könnte also sein, dass hier zukünftig nur noch mit einem Limit gebaut werden kann.
Punkt 6: Der Besenflug
Die Current Gen-Konsolen schlugen sich erstaunlich gut bei der Luftakrobatik auf den hölzernen Putzwerkzeugen. In allen Grafikmodi blieben die Framerates absolut stabil und das trotz der aufwendigen Spielwelt unter uns.
Bei den Last Gen-Konsolen machen wir uns dahingehend also weniger Sorgen, es wäre aber trotzdem denkbar, dass die Sichtweite stark reduziert wird.
Außerdem könnte der Detailgrad der Umgebungen komplett heruntergeschraubt werden, um die limitierte Speicherbandbreite der PS4 und Xbox One auszugleichen.
Punkt 7: Texturen und Materialien
Aufgrund des begrenzten und langsameren Speichers der älteren Konsolen werden Steinwände, Baumrinden und Dachziegel längst nicht mehr so plastisch aussehen wie auf der PS5 und der Xbox Series X.
Schlecht sind sie aber auch nicht aufgestellt, weshalb Kleidungstücke, Felsformationen und verdreckte Wege immer noch eine glaubwürdige Welt schaffen sollten. Auch wenn ihr Anstrich eben nicht mehr so knackscharf wie auf der Current Gen ausfallen dürfte.
Dahingehend befürchten wir kaum Änderungen
Abgesehen von den genannten Qualitätseinbußen sehen wir in anderen Bereichen wenig Anpassungsbedarf. Darunter:
- Animationen: Die Bewegungen in den großartig choreografierten Kämpfen und Zwischensequenzen waren sicherlich anspruchsvoll in der Entwicklung, sind es im fertigen Spiel aber deutlich weniger.
- Gameplay: Bei den Kämpfen und den physikbasierten Rätseln sind die Mechaniken nicht so komplex, dass sie nicht auf einer Last Gen-Konsole laufen könnten. Eine Änderung ist also sehr unwahrscheinlich.
- Zwischensequenzen: Etliche handlungsrelevante Szenen liegen bei Hogwarts Legacy als vorgerenderte Videos vor, der Rest spielt sich in kleineren Umgebungen sowie in Dialogen ab, die alten Konsolen werden davon also nicht überfordert. Bei der Story wird sich daher nichts ändern.
In den spielerisch und erzählerisch wichtigen Aspekten wird sich unserer Einschätzung nach nicht so viel ändern. Auf euren Last Gen-Systemen dürfte sich die Magie des Rollenspiels demnach genauso entfalten wie auf den neueren Systemen.
Trailer, Spielstände und Release
Schon am 5. Mai können PS4- und Xbox One-Fans ihre Karriere in Hogwarts beginnen und eine dunkle Bedrohung in der Zauberwelt aufdecken. Einen Trailer bleibt uns Warner Bros. allerdings nach wie vor schuldig und das so kurz vor der Veröffentlichung!
Genau wie eine Aussage zur Übertragung von Spielständen zwischen den Generationen, wobei eine Cross-Progression zwischen verschiedenen Systemen zuvor ausgeschlossen wurde.
Wenn sich unsere Vermutungen bewahrheiten, solltet ihr aber dennoch jede Menge Spaß mit dem Titel haben, denn gravierend werden die Abstriche auf PS4 und Xbox One wohl nicht sein.
Habt ihr Hogwarts Legacy schon gespielt oder startet ihr erst mit der PS4-Version?
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