Fans der Serie kannten Agent 47 bislang zwar nicht als besonders gesprächige Gestalt, derart kalt und leblos werden aber auch sie den Meuchelmörder mit dem Barcode bisher nicht erlebt haben: Die Brauen konzentriert zusammengezogen, das Gesicht fahl und blass, die Augen merkwürdig leer. Bevor Trauerstimmung aufkommt: Der elegante Auftragsmeuchler ist nicht verstorben oder wahnsinnig geworden, vielmehr wurde er als Figur eines virtuellen Brettspiels in ebenso digitales Plastik gegossen und darf nun auf Spielbrettern sein Unwesen treiben - gewohnt taktisch und ungewohnt rundenbasiert.
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Frisch ausgepackte Spieleboxen
Die Bretter, die in Hitman: GO die Welt bedeuten, sind mitsamt Spielfiguren auch auf Tablet oder Smartphone sorgfältig in fünf (virtuelle) Pappschachteln verstaut. Durch die Aufmachung werden schnell Kindheitserinnerungen wach: Spielbretter entfalten sich beim Auspacken, auf einer großen Karte rückt die Spielfigur in Form von Agent 47 von Level zu Level. Jede Mission findet auf einem eigenen Mini-Brett statt, dessen Diorama-Elemente uns mit ihrer simplen Schönheit direkt in ihren Bann ziehen.
Reißen wir uns von der statischen Optik der Brettspielwelt los, entdecken wir Linien, die sich vor uns ausbreiten. Agent 47 darf seine Züge nur auf Punkten entlang dieses Weges planen. Sein Ziel ist dabei immer gleich: Stets gilt es, entweder ohne zu sterben das Level zu durchqueren oder eine Zielperson ins Jenseits zu befördern. Das Spielprinzip ist dabei dem Schach entlehnt: Wer zuerst auf einen Feind zieht, befördert diesen vom Spielbrett - so arbeiten wir uns Zug um Zug voran.
Mensch ärgere dich nicht
Nicht nur wir dürfen auf dem Spielbrett ziehen, auch die unterschiedlichen Gegnertypen machen das - und davon gibt es reichlich: Die einfachsten sind träge Wachmänner, die nur in eine Richtung blicken und nur dann ziehen, wenn wir in ihr Blickfeld geraten. Später treffen wir auf unterschiedlich laufende Leibwachen, Patrouillen und sogar Hundeführer, die uns verfolgen, wenn sie uns einmal erspäht haben.
Das geschickte Manövrieren durch die Levels und die Freude, unentdeckt Gegner um Gegner auszuschalten, motiviert dabei ungemein - wer jedoch seine Züge falsch plant und in die Enge gedrängt wird, sieht sich oft mit dem Umschmeißen der eigenen Figur konfrontiert. Da hilft nur ein Neuanfang: Die Levels sind im Kern sehr kurz gehalten, nach mehreren Dutzend kurzen Zügen sind meist wir oder die Feinde tot. Etwas ärgerlich ist hingegen, dass bei jedem Neustart der ganze Level neu geladen werden muss. Die Wartezeiten sind zwar nicht lang - wer allerdings kurz ein paar unterschiedliche Vorgehensweisen ausprobieren will, wird sich von den Unterbrechungen schnell gestört fühlen.
Scharfschützen in Hundeknochen
Um gegen all die Gegner zu bestehen, setzt der Hitman nicht nur rohe Gewalt ein. Auf den Karten verteilt liegen allerlei Utensilien, die wir gezielt gegen unsere Gegner einsetzen müssen: So sind Hundeknochen die ideale Ablenkung für Mensch und Tier, wenn wir sie durch die Gegend werfen. Kostüme lassen uns unerkannt an bestimmten Gegnertypen vorbeihuschen. Und dann wären da noch Schlüssel, die wir einsammeln können und müssen, um bislang verschlossene Türen zu öffnen.
Der Agent 47 im Miniaturformat würde seiner Vorlage aber keine Ehre machen, wäre er nicht auch in der Lage, bestimmte Situationen mit bleiernen Argumenten anzugehen: So sind seine Silverballer vertreten, mit denen wir alle umstehenden Feinde erschießen. Oder Scharfschützengewehre, mit denen wir an bestimmten Positionen vorbeieilende Feinde aus dem Leben reißen. Stets gilt aber, dass wir die Gegenstände geschickt einsetzen müssen: Wer einen Stein wirft, den niemand hört, vergeudet wertvolle Ressourcen, die im schlimmsten Fall die Zielerfüllung unmöglich machen
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