Hit im Brettspiel-Check: Mensch ärgere Dich nicht mal anders

Der kürzlich erschienene Titel aus dem Hause Ravensburger schnappt sich das bekannte Konzept des Klassikers und macht es besser – weil hier nicht gewürfelt wird.

Hit von Ravensburger im Brettspiel-Check. Hit von Ravensburger im Brettspiel-Check.

Mensch ärgere Dich nicht dürften selbst all diejenigen kennen, die sonst nichts mit Brettspielen am Hut haben. Im Brettspiel-Kosmos genießt "MÄDN" (kurz für Mensch ärgere Dich nicht) allerdings trotz Klassiker-Status keinen guten Ruf. Der größte Kritikpunkt: Durch den Würfel ist der Glücksfaktor zu groß, das Spiel insgesamt zu wenig steuerbar.

Deshalb gab es schon in der Vergangenheit einige Ableger des MÄDN-Prinzips, die den Würfel durch Karten ersetzten, etwa die populären Tac oder Dog, die sich auch deutlich taktischer spielen. Einen MÄDN-Deckbuilder, in dem ich ein Kartendeck nach und nach aufbaue, gab es bislang aber noch nicht – Hit ist der erste. 

Bekannte Regeln mit neuem Karten-Kniff

Die Regeln von Hit sind simpel und identisch zu denen der Vorlage: Jeder der bis zu vier Mitspielenden hat eine bestimmte Anzahl von Figuren, die zunächst aus dem Startbereich heraus und nach einer Umrundung des Plans ins "Häuschen" gezogen werden müssen. Wer das am schnellsten schafft, gewinnt.  

Karten, Plättchen, Pöppel: Das ist das komplette Spielmaterial von Hit. Karten, Plättchen, Pöppel: Das ist das komplette Spielmaterial von Hit.

Wo aber beim altbekannten Klassiker ein Würfel zum Einsatz kommt, setzt Hit ausschließlich auf Karten. Alle Mitspielenden bekommen zu Beginn jeweils sechs Startkarten ins Deck. Drei davon werden auf die Hand gezogen und dann im eigenen Zug in beliebiger Reihenfolge ausgespielt. 

Die auf den Karten abgebildeten Aktionen sind trotz anfangs gewöhnungsbedürftiger Motive schnell verinnerlicht und reichen vom Ziehen einer vorgegebenen Anzahl von Feldern über den Sprung zum nächsten Eckfeld bis hin zur Möglichkeit, eine weitere Figur aus dem Startbereich zu ziehen. 

Mit diesen sechs Startkarten legen alle Spielenden los. Mit diesen sechs Startkarten legen alle Spielenden los.

Schön: Die "Rauszieh"-Möglichkeit habe ich auch ohne die passende Karte jederzeit, wenn zwei beliebige Karten abgeworfen werden. Frustrierende Züge, in denen ich nichts machen kann, gibt es in Hit also nicht. 

Ich bau mir mein Deck – und schmeiß dich raus

Einige Karten generieren auch Münzen und hier wird es dann interessant. Denn mit den runden, gelben Papp-Plättchen kann ich in meinem Zug neue Karten aus einer Auslage kaufen und diese meinem Deck hinzufügen.

Und die bescheren mir teilweise deutlich mächtigere Aktionen, die anfangs noch nicht möglich sind – etwa den direkten Sprung hinter die nächste Figur oder das Überspringen von mehreren Gruppen. Je stärker die Karte, desto höher der Preis. 

Mit den Münzen werden die zusätzlichen Karten gekauft, der Preis steht oben rechts. Mit den Münzen werden die zusätzlichen Karten gekauft, der Preis steht oben rechts.

Auf diese Weise baue ich das eigene Deck nach und nach immer weiter aus, was ähnlich wie beim von mir im Januar besprochenen Mycelia auch hier einen großen Spielreiz ausmacht.

Anders als das niedliche Tautropfen-Geschubse ist Hit aber deutlich interaktiver. Denn hier konkurriere ich mit meinen Mitspielenden nicht nur um die Kartenauslage, sondern kann ihre Figuren mit der richtigen Karte schlagen und in den Startbereich zurückschicken. 

Aber auch hier hat das Spiel einen eigenen Kniff: Denn manche Karten haben ein Schildsymbol. Liegt das auf meinem Ablagestapel, bin ich geschützt – zumindest, wenn die andere Person nicht zufällig eine der wenigen Schildbrecher-Karten ausspielt. 

Was ist gut, was weniger?

Es steckt also deutlich mehr drin als im altehrwürdigen Klassiker und die neuen Elemente sorgen dafür, dass sich Hit deutlich frischer und spaßiger spielt als MÄDN. 

Denn durch die drei gespielten Karten mache ich in meinem Zug einfach mehr und habe zudem durch das Kaufen neuer Karten das belohnende Gefühl, immer "besser" zu werden. Und weil ich weiß, welche Aktionen später in meinem Deck kommen, kann ich sogar einigermaßen vorausplanen. 

Eine ordentliche Portion Glück bleibt aber natürlich immer noch im Spiel, schließlich weiß ich nie genau, was ich auf die Hand bekomme oder was der Kartenmarkt als nächstes bereit hält.

Der Spielplan ist doppelseitig, auf einer davon ist eine Variante für drei Spieler*innen. Der Spielplan ist doppelseitig, auf einer davon ist eine Variante für drei Spieler*innen.

Obwohl mir das Spiel grundsätzlich viel Spaß macht, habe ich aber auch ein paar Kritikpunkte. Ich vermisse allerdings die Möglichkeit, schwächere Karten dauerhaft aus dem Deck entfernen zu können und es dadurch zu "entschlacken" – in vielen anderen Deckbuildern geht das. 

Auch die Anzahl der zusätzlich kaufbaren neutralen Karten (31) hätte größer sein dürfen, hier habe ich gefühlt zu schnell alles gesehen. Zuletzt ist die grafische Gestaltung zwar zweckmäßig, aber nicht sonderlich schön – aber das ist natürlich Geschmackssache.

Hit ist ein Spiel von Autor Ralf zur Linde und beim Ravensburger Verlag erschienen. Empfohlen wird es für 2 bis 4 Spielende ab 8 Jahren, der Preis beträgt ca. 20 Euro. 

Fazit der Redaktion

Tobias Veltin
@FrischerVeltin

So wie bei vielen anderen hat auch meine Brettspiel-Sozialisierung unter anderem mit Mensch ärgere Dich nicht angefangen. Und auch wenn ich nie einen großen Groll auf das Spiel hatte, habe ich insbesondere die Würfelei immer als extrem nervend empfunden.

Hit kümmert sich um dieses "Problem", schmeißt den Würfel raus und drückt mir ein Kartendeck in die Hand, das ich nach und nach verbessern kann. Und plötzlich fühlt sich eine Partie nicht mehr zäh und teils frustig an, sondern deutlich spaßiger, weil ich mehr Einfluss- und Entscheidungsmöglichkeiten habe. 

Dabei wird Hit aber natürlich nie zu einem komplett durchplanbaren Strategieklopper. Stattdessen bleibt es wegen seiner verständlichen Regeln und Aktionen stets locker-leicht und kann deswegen wie die Vorlage auch von Großeltern mit ihren Enkelkindern gespielt werden. Von mir gibt es vor allem für Familien eine absolute Empfehlung!

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