Knöpfchendrück-Simulator oder innovatives Spielexperiment? Heavy Rain spaltete schon zum PS3-Release im Jahr 2010 die Geister, denn wie schon bei Fahrenheit lag der Fokus auf eine filmreife Inszenierung - das eigentliche Spiel besteht hingegen überwiegend aus Dialogen, Quicktime-Events und einigen Entscheidungen, die in mehrere, unterschiedliche Endsequenzen münden.
Daher gilt auch bei der aufgehübschten PS4-Version von Heavy Rain: Nur wer Quantic Dreams Abenteuer rund um den sogenannten Origami-Killer als einen interaktiven Krimifilm mit einer cleveren Erzählstruktur akzeptiert, erlebt eines der außergewöhnlichsten »Spiele« der letzten Jahre.
Mehr zur Story und zur Spielmechanik erfahrt ihr in unserem ausführlichen Test zum PS3-Original (hier geht's zum Review). Im PS4-Test konzentrieren wir uns hauptsächlich auf die technische Umsetzung und die Verbesserungen. So viel vorab: Besonders viel hat sich nicht getan. Lohnt sich trotzdem der (Neu-)Kauf?
PS4-Version und Collection
Wer Retail-Versionen bevorzugt, bekommt Heavy Rain für die PS4 ausschließlich zusammen mit dem PS4-Remaster von Beyond: Two Souls für 55 Euro in der Collection. Etwas günstiger ist die digitale Collection für 40 Euro. Im PlayStation Store gibt beide Spiele aber auch einzeln zu kaufen. Hier schlägt die digitale PS4-Version von Heavy Rain einzeln mit 30 Euro zu Buche (die PS3-Version kostet 20 Euro). Wer Beyond: Two Souls für die PS4 bereits besitzt, muss nur 10 Euro zahlen. Ansonsten ist die Collection für 40 Euro klar der bessere Deal.
Tod durch Regenwasser
Ein Killer entführt kleine Kinder, sperrt sie ein und wartet, bis sie im Regenwasser ertrinken. Wer der geheimnisvolle Kriminelle ist, bleibt bis zum Schluss ein großes Rätsel. An dieser Prämisse hat sich auch im PS4-Port nichts geändert.
Wir erleben die Geschichte aus den Augen von vier unterschiedlichen Hauptfiguren. Da wäre der Vater Ethan Mars, dessen Sohn wie viele andere Kinder plötzlich verschwunden ist. Währenddessen ermitteln der Privatdetektiv Scott Shelby sowie der mit einer Hightech-Brille ausgerüstete FBI-Profiler Norman Jayden. Und auch die junge Journalistin Madison Page ist in den Fall verwickelt.
Auf der PS3 schoben die Entwickler nach Release des Spiels den Zusatzinhalt »Der Präparator« nach - eine weitere Episode, in der Madison die Hauptrolle übernimmt. Den DLC suchen wir in der PS4-Version jedoch vergeblich. Eine vertane Chance.
Technisch okay
Überhaupt halten sich die Verbesserungen stark in Grenzen. Neuerungen sind praktisch nicht existent, Fans dürfen lediglich kleinere technische Anpassungen erwarten. Die PS4-Version von Heavy Rain glänzt in erster Linie durch die höhere Auflösung (1080p): Alles wirkt etwas feiner und schärfer, zumal auch einige Texturen aufgebrezelt wurden und das noch auf der PS3 störend auffällige Kantenflimmern nun der Vergangenheit angehört.
Sein Alter kann Heavy Rain trotzdem nicht verbergen. Hin und wieder bemerken wir detailarme Objekte und karge Hintergrundkulissen. Auch die an sich knackigen Gesichter der Figuren erinnern eher an emotionslose Holzpuppen. Stellenweise kann die PS4-Version aber auch richtig schick aussehen, etwa wenn Staubpartikel durch die abgestandene Luft eines alten Apartments wirbeln oder bei der Fahrt dicke Regentropfen auf die Autoscheibe trommeln. Die grafische Qualität des Remasters von Beyond: Two Souls darf man jedoch nicht erwarten - logisch, letzteres ist schließlich auch drei Jahre jünger als Heavy Rain.
Fast wie damals
Dass sich technisch kaum etwas getan hat, ist jedoch halb so schlimm, denn im Mittelpunkt stehen ohnehin die spannende Handlung, die filmreife Inszenierung sowie die durchweg gelungene Atmosphäre. Die Stimmung wird jedoch auch auf der PS4 hin und wieder aufgrund der gewöhnungsbedürftigen Bedienung in Mitleidenschaft gezogen. Die hakelige Steuerung war schon in der PS3-Version ein Kritikpunkt, der beim Remaster blöderweise nicht ausgemerzt wurde.
Die Bewegungssteuerung des PS4-Controllers in den perfekt ins Spiel eingebetteten Quicktime-Events funktioniert hingegen tadellos. Gelegentlich sorgen ungünstige Tasteneinblendungen zwar für Übersichtsprobleme und beim Spielstart werden komischerweise immer wieder englische Untertitel aktiviert, gröbere Fehler sind uns beim PS4-Port aber nicht aufgefallen. Möglich, dass die Entwickler hier noch einen Day-One-Patch nachreichen.
Zusammengefasst ist die PS4-Version grafisch beileibe kein Augenöffner, der DLC fehlt und kleine Mankos wie die Steuerung wurden nicht adressiert. Das klingt jetzt alles etwas negativ, doch das Remaster lohnt sich ohnehin nur für jene, die das Original nicht kennen. Denn Heavy Rain ist nach wie vor ein außergewönhliches Erlebnis mit einer toll erzählten Geschichte, interessanten Charakteren und vielen Entscheidungsmomenten, die sich auf die Handlung auswirken. Wer dieses interaktive Thriller-Drama damals verpasst hat, sollte die 10 Euro unbedingt investieren. Besitzer der PS3-Version haben indes keinen Grund für ein Upgrade.
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