Das Land der unendlichen Worte
Tarantino ist bekannt dafür, Charaktere auf- und auszubauen. Hintergrundfakten, persönliche Beweggründe und Details, die nicht unbedingt wichtig für die Handlung sind, werden bis in die schiere Unendlichkeit ausgewalzt. In Hateful 8 treibt er es direkt zu Beginn auf die Spitze.
Die erste Stunde des mehr als dreistündigen (je nachdem, ob 70mm oder nicht) Epos, beschäftigt sich fast ausschließlich mit den Geschichten von Hangman John Ruth, Bald-Sheriff Mannix und Major Warren. Spannend ist das nicht, informativ nur sehr bedingt, denn dass in der Quintessenz niemand der wahre Held und doch niemand wirklich böse ist, hätte man auch ohne die ellenlangen Mono- und Dialoge mitbekommen.
Natürlich gilt das Vorrecht eines Kultregisseurs sich in diesem Bereich auszutoben, ändert aber nichts an der anhaltenden Frage, warum das wirklich sein musste. Im Gespräch mit uns stellte Tarantino zwar klar, dass es ihm darum ging, sich von einem moralischem Zentrum abzukehren und genau das nehmen wir dem Streifen auch ab, aber für ein Kammerspiel hätte es trotz allem ein wenig mehr Handlung gebraucht. Da nutzen auch zum Teil spannend erzählte Hintergrundfakten, Gedankenspiele und Seitenhiebe auf die Geschichte der USA wenig.
Kult versus Kunst
Die Frage, die sich nach Hateful 8 stellt, ist, ob man einem Kultregisseur wie Quentin Tarantino ans Bein pinkeln darf. Das muss zwar jeder für sich selbst entscheiden, aber Hateful 8 gehört unserer Meinung nach nicht zu den Topfilmen des Perfektionisten.
Nur selten kann er sich entscheiden, ob er lieber ein Kammerspiel oder doch lieber einen eiskalten Rachefeldzug mit Splattereinschlag abliefern möchte. Denn die Mischung gelingt ihm dieses Mal nicht. So verkümmert Hateful 8 leider nur zu einem Film, der wegen seines Regisseurs wahrscheinlich zum Kultfilm avanciert, dem das i-Tüpfelchen zum echten Highlight aber fehlt.
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