Halo: The Master Chief Collection im Test - Die Religion hat ihre Bibel

Microsoft setzt bei der Master Chief Collection auf immensen Umfang – und der Serie mit der Ringspielsammlung ein würdiges Denkmal. Das Highlight: ein grandioses Halo 2 Anniversary-Remake, das die Neuauflage von Halo 1 nochmal übertrifft.

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Es gab Zeiten, da wurden Ego-Shooter auf Konsolen milde belächelt. »Wie soll man das denn mit einem Controller spielen?«, hieß es oft. Halo machte damit 2001 Schluss und stopfte mit einer Mischung aus hervorragender Spielbarkeit und toller Technik sämtlichen Kritikern das Mundwerk. Es sollte der Beginn eines Siegeszugs für die Serie werden, die nicht nur die Xbox fest im Konsolenbereich verankerte, sondern über die Jahre auch eine riesige weltweite Fangemeinde um sich scharte. Jetzt, 13 Jahre später, müssen auch wir lächeln. Und zwar über das Preis-Leistungs-Verhältnis der Halo: Master Chief Collection. Denn das ist genauso wie die Argumente von Konsolen-Shooter-Kritikern: lächerlich. Im positiven Sinne.

45 Missionen. Ihr bestimmt die Reihenfolge

Im komfortablen Universalmenü wechseln wir zwischen den einzelnen Spielen. Im komfortablen Universalmenü wechseln wir zwischen den einzelnen Spielen.

Die Master Chief Collection enthält alle Halo-Spiele, in denen der grün gerüstete Supersoldat die Hauptrolle spielt und gegen das Alien-Konsortium der Allianz, die fiese Flood und die mysteriösen Prometheaner zu Felde zieht - also Halo 1, Halo 2, Halo 3 und Halo 4. Statt den Spieler aber umständlich mit Disks jonglieren zu lassen, spendiert 343 Industries der Collection ein einziges großes Hauptmenü, mit dem wir alle Inhalte - egal ob Single- oder Multiplayer -komfortabel und schnell erreichen können.

Ebenfalls cool: Alle 45 Kampagnenmissionen sind von Anfang an freigeschaltet und direkt anwählbar. Um die spektakuläre Warthog-Flucht aus Halo 1 oder die Gebieter-Missionen aus Halo 2 zu spielen, müssen wir also nicht erst mühsam jedes Spiel durchackern. Die einzelnen Kampagnen wurden dabei inhaltlich nicht verändert und strotzen auch Jahre nach ihrer Erstveröffentlichung noch vor coolen Szenen und spektakulären Momenten wie dem Duell mit dem Kampfläufer Scarab (Halo 2), die erste Landung auf der Ringwelt Halo (Halo 1) oder die Fahrt mit dem gigantischen Mammoth-Panzer (Halo 4).

Durch das fette Gesamtpaket fällt die Abwechslung in den Kampagnen noch deutlicher auf. Von Kämpfen in Wüstengebieten, Dschungeln und auf Raumkreuzern bis hin zu Ausflügen auf die Ringwelten, zur mysteriösen Arche oder dem Gefecht in der Metropole New Mombasa wird enorm viel geboten. Zu-Fuß-Abschnitte wechseln sich immer wieder mit den berühmten Fahrzeugsequenzen ab. Mal schwingt sich der Master Chief in den Fahrersitz eines Warthog-Jeeps, mal fliegt er mit Banshee-Gleitern durch die Luft, mal donnert er auf einem Brute Chopper einen Highway entlang. 343 stellt zudem vorgefertigte Spiellisten bereit, in denen wir zum Beispiel alle Scharfschützen- oder Panzermissionen nacheinander angehen. Ziemlich praktisch, zumal wir auch selbst eigene Playlists zusammenstöpseln dürfen.

Nichts verlernt

Beeindruckend ist, wie insbesondere die ersten beiden Spiele trotz diverser Spieldesign-Macken wie extremes Backtracking nichts von ihrer Faszination verloren haben. Das liegt vor allem an der fantastischen Spielbarkeit. Die Steuerung ist nahezu perfekt, jeder Halo-Ableger setzt auf den serientypischen Dreiklang aus Waffeneinsatz, Nahkampf und Granaten. Praktisch: Die Steuerung lässt sich für jeden Teil anpassen oder gleich auf alle Spiele anwenden. Dabei stehen jedoch nur eine Handvoll vorgefertigte Varianten zur Auswahl. Eine freie Button-Belegung wäre sicher noch einen Tick komfortabler gewesen, was angesichts der sonstigen Optionsvielfalt aber Meckern auf verdammt hohem Niveau ist.

Und so dauert es Halo-typisch wieder nur wenige Sekunden, bis wir fast schon traumwandlerisch Salven in Gegnerköpfe ballern, Allianz-Verbände mit Granaten ins Nirvana sprengen oder den Feinden unseren Gewehrkolben über den Schädel ziehen. Dass wir uns dabei selten wie in einer Call-of-Duty-Schießbude fühlen, liegt vor allem an den cleveren Gegnern, die Schutz suchen, von der Seite angreifen, miteinander interagieren und uns so ohne Unterlass fordern. Insbesondere auf den höheren Schwierigkeitsgraden Heldenhaft und Legendär werden Halo 1 bis 4 zur knallharten Herausforderung.

In den Playlisten werden bestimmte Missionen zusammengewürfelt, zum Beispiel alle Scharfschützeneinsätze. In den Playlisten werden bestimmte Missionen zusammengewürfelt, zum Beispiel alle Scharfschützeneinsätze.

Durch die Kombination aus nahezu perfekter Spielbarkeit, ausgewogener Gegner-KI und toller Abwechslung stechen die Halo-Kampagnen auch heutzutage viele Genrekollegen gnadenlos aus. Für alle, die sehnsüchtig auf Halo 5: Guardians warten, hat 343 zudem ein paar Story-Filmchen eingebaut, die die Brücke zu den Ereignissen des kommenden Master-Chief-Abenteuers schlagen. Dafür muss man allerdings erst die Terminal-Kontrolltafeln finden, die in den Story-Missionen von Halo 2: Anniversary versteckt sind. Außerdem gibt's sowohl einen neuen Prolog als auch Epilog, wo Agent Locke, ebenfalls Hauptcharakter in Halo 5: Guardians, seinen ersten Auftritt hat.

Mehr Mehrspieler geht nicht

So großartig die Kampagnen rund um den Master Chief auch sind: Der richtige Spaß beginnt in Halo traditionell mit dem Mehrspielermodus. Und auch hier erschlägt uns die Master Chief Collection förmlich mit einer Inhaltslawine. Alle Kampagnen sind entweder zu zweit (Halo 1 und 2) oder sogar zu viert (Halo 3 und 4) kooperativ spielbar, über Splitscreen dürfen maximal zwei Spieler ran. Die Master Chief Collection lässt uns erstmals den Halo-1-Multiplayer-Modus über Xbox Live spielen, auch die übrigen drei Mehrspieler-Teile wurden ohne Einschränkungen und auf ihren jeweiligen Engines laufend in die Collection übernommen, was bei der weltweiten Fangemeinde schon bei der Ankündigung für Jubelstürme sorgte.

Knapp 100 Maps stehen zur Auswahl, insbesondere Teil 2 und 3 glänzen mit durchgehend herausragend designten Karten, ausgezeichneter Balance und einem zeitlosen Spielgefühl. Das fühlt sich gerade bei den ersten Teilen dank der Framerate-Steigerung auf 60 Bilder flüssiger und »smoother« an denn je. Die Faszination der Halo-Multiplayer liegt (mit Ausnahme von Teil 4) in ihrer Reduziertheit: Hier nerven keine Perks, Loadouts oder Killstreaks, der Fokus liegt klar auf der Jagd nach den stärksten Waffen und damit Map-Kontrolle, Teamkommunikation und der gelungenen Mischung aus Nah-, Mittel- und Fernkampf.

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