Seite 2: Hall of Fame: Doom - Mann gegen Hölle: Mann gewinnt

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Den hohen Spaßfaktor hatte Doom vor allem seinem Waffenarsenal zu verdanken. Wobei »Arsenal« ein großes Wort ist, denn es gab nur sechs Schießprügel, nach heutigen Maßstäben geradezu frech wenig. Doch die Doom-Knarren waren so durchdacht wie in kaum einem anderen Ego-Shooter.

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Während zum Beispiel die Minigun vor allem für kleines Monstergekröse wie die allgegenwärtigen Imps geeignet war, räumte der Raketenwerfer selbst unter den wie gehörnte Killertomaten aussehenden Cacodemons auf. Und ganz besonders dicke Brocken wie der Spiderdemon, dessen verheerende Gatling-Salven nie daneben gingen, bekamen die BFG (»Big Fucking Gun«) zu spüren. Drei satte Volltreffer hat man für das Riesenbiest gebraucht.

Dass ich mich alternativ auch mit einer Kettensäge durch die Gegnerhorden schneiden konnte, hatte spielerisch zwar nur Nachteile, weil der Doom-Marine dabei viel zu viel Schaden einsteckte. Laune machte das röhrende Schneidwerkzeug aber allemal. Besonders lustig war es, wenn die Gegner anfingen, sich gegenseitig zu bekämpfen. Das kam immer dann vor, wenn zum Beispiel ein Pinky Demon aus Versehen in den Feuerball eines Imps lief, der eigentlich mir galt. Schon kloppten sich die beiden Streithähne gegenseitig, bis ich die Prügelei als lachender Dritter beendete. Mit der Schrotflinte.

Die zuschaltbare 2D-Karte half, wenn man sich mal verlaufen hatte. Die zuschaltbare 2D-Karte half, wenn man sich mal verlaufen hatte.

Überhaupt: das Monsterdesign. Auch wenn Doom nur eine Handvoll unterschiedlicher Gegner bot, war doch jeder etwas Besonderes -- auch dank seiner Geräusche. Die Grunzlaute der Pinky Demons, das Fauchen der Lost Souls (brennende Totenköpfe, die mit rasender Geschwindigkeit auf mich zuflogen) oder der markerschütternde Schrei des Baron of Hell -- alle haben sie sich in mein Gedächtnis gebrannt. Ohnehin finde ich, dass Doom eine ganze Reihe ikonenhafter Toneffekte bot. Wenn ich über einen unsichtbaren Schalter lief und daraufhin ein leises mechanisches Klacken an mein Ohr drang, wusste ich genau, dass irgendwo in der näheren Umgebung eine Rampe hochgefahren kam. Zusammen mit der von Bobby Prince (Commander Keen, Duke Nukem 3D) komponierten Midi-Musik erzeugte Doom eine ebenso einmalige wie erinnerungswürdige Soundkulisse, die -- was mich besonders freute -- auch in Doom 2 wieder Verwendung fand.

Noch mehr Monstertypen gab es im Doom-Nachfolger Doom 2. Noch mehr Monstertypen gab es im Doom-Nachfolger Doom 2.

Erinnerungswürdig ist auch der Ruf, der Doom alsbald vorauseilte. Denn ein halbes Jahr nach dem Erstverkaufstag landete das Spiel wegen expliziter Gewaltdarstellung hierzulande auf dem Index. Doom durfte weder offen verkauft werden, noch war es erlaubt, in werbender oder wertender Form darüber zu berichten. Das hinderte Politiker und Wissenschaftler aber nicht daran, Doom immer wieder als Exempel für besonders brutale Ballerspiele herzunehmen.

Angesichts der pixeligen, wenig realitätsnahen Grafik erscheint das mittlerweile kaum nachvollziehbar. Was auch einer der Hauptgründe dafür war, dass die BPjM Doom Ende August nach einer erneuten Prüfung von der Liste der jugendgefährdenden Medien strich und das Spiel von der USK sogar eine Altersfreigabe ab 16 Jahren erhielt -- übrigens dasselbe Siegel, das Doom einst von der Prüfstelle bekommen hatte, bevor es im Mai 1994 indiziert worden war.

Wegen zu hoher Gewaltdarstellung stand Doom 17 Jahre lang auf dem Index. Wegen zu hoher Gewaltdarstellung stand Doom 17 Jahre lang auf dem Index.

Ich habe die hitzigen Diskussionen um den vermeintlich hohen Gewaltgrad von Doom damals nicht mitbekommen. Auch wenn ich im Nachhinein zugeben muss, vom Gesetz her zu jung gewesen zu sein, um Doom überhaupt spielen zu dürfen, kann ich mit Fug und Recht behaupten, dass es mir nicht geschadet hat. Vielmehr bin ich froh, die Geburtsstunde des modernen Ego-Shooters miterlebt zu haben. Mit einem Titel, dessen simples, aber durchdachtes Spieldesign bis heute überdauert hat, und den ich auch im gestandenen Alter von knapp 30 Jahren noch immer wieder gerne aus dem Schrank hole.

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