Man mag es kaum glauben – GTA 5 hat seit der Veröffentlichung auf PS4 und Xbox One im Jahr 2014 nie ein technisches Update erhalten. Weder für die PS4 Pro, noch für die Xbox One X. Nach der Definitive Edition der klassischen 3D-Trilogie waren viele Fans wohl auch ein wenig froh darüber.
So düster wie dort fällt unser Eindruck beim GTA-V-Upgrade allerdings nicht aus. Es macht den Titel in vielen Belangen besser, schöpft aber nicht aus dem Vollen.
Unsere Testmethodik:
Wir haben uns für den Grafikvergleich auf die PlayStation-Konsolen konzentriert, da wir uns dort am schnellsten einarbeiten konnten. Ein Absatz ist jedoch auch der Performance von GTA Online auf der Xbox Series S sowie der Series X gewidmet.
GTA Online ist deckungsgleich mit der Einzelspielererfahrung, aber anspruchsvoller für die Hardware, weshalb wir uns dazu entschieden haben, keine separaten Tests des Story-Modus durchzuführen.
Ray-Tracing in fast allen Modi
Im Vorfeld sind wir am häufigsten über das Wort “Ray-Tracing” gestolpert. Vor allem, da Rockstar stets von 4K-Auflösungen sprach, die Technik zur präzisen Kalkulation von Lichtstrahlen aber extrem aufwendig ist. Im fertigen Produkt mussten wir dann danach suchen – Reflexionen? Weiterhin vorkalkuliert. Bei der Beleuchtung entdeckten wir ebenfalls keine Anzeichen.
Stattdessen werden Schatten mit Ray-Tracing dargestellt:
Die Spielwelt wird nun erstmalig physikalisch korrekt schattiert. Ein starker Kontrast zur PS4-Version, in der noch harte Stencil Shadows eingesetzt wurden. In der Ferne wurden diese durch niedrig aufgelöste Varianten ersetzt, um Ressourcen für andere Grafikberechnungen freizugeben. Dadurch fransten die Schatten aber stark aus, flackerten häufig und tauchten aus dem Nichts aus. Pop-Ins lassen sich zwar auch bei aktiviertem Ray-Tracing erkennen, insgesamt wirken Schattenwürfe aber deutlich ruhiger und authentischer.
Im Ray-Tracing-freien Leistungsmodus hat das Schattensystem aber auch einige Anpassungen erhalten. GTA 5 verwendet dort nun weich auslaufende Schatten, die sich realistischer über die Spielwelt legen.
Ein minimales Update bei den Reflexionen: Dass Ray-Tracing nicht für Reflexionen genutzt wird, ist einerseits ärgerlich, andererseits aber auch nachvollziehbar, da es die PS5 überfordern würde. Los Santos ist vom Ozean umgeben, Glasfassaden von Hochhäusern ragen hoch in die Lüfte und bei Starkregen bilden sich zahlreiche Pfützen auf den Straßen. Für die heutige Hardware ist das noch zu viel des Guten.
In GTA 5 und GTA Online müssen wir also auch zukünftig mit vorberechneten Reflexionen auskommen, die fortwährend flackern, wenn wir durch die Straßen rasen. Rockstar verwendet beim PS5-Upgrade immerhin höher aufgelöste Varianten der vorberechneten Reflexionen, allerdings nicht an jeder Stelle und auch nicht in den Leistungsmodi:
Maximale Bildqualität dank hoher Auflösung und guter Kantenglättung
Bisher waren wir auf eine native Render-Auflösung von 1080p auf allen PlayStation-Konsolen ab der PS4 beschränkt. Beim PS5-Upgrade haben wir dagegen folgende Werte gemessen:
- Wiedergabetreue: 2160p, 30 fps, Ray-Tracing-Schatten
- RT-Leistung: 1440p, 60 fps, Ray-Tracing-Schatten
- Leistung: 1440p, 60 fps, kein Ray-Tracing
Allein aufgrund der deutlich höheren Pixelanzahl gewinnt der Titel immens an Schärfe. Dass in den beiden Leistungsmodi aber “nur” 1440p erzielt werden, ist ein wenig ärgerlich. Besonders im Leistungs-Modus ohne Ray-Tracing hätten wir erwartet, dass die Auflösung nahe an 4K herankommt.
Anti-Aliasing: Auf der PS4 verwendete Rockstar eine nach heutigen Standards verwaschen wirkende Lösung zur Kantenglättung, die zudem nicht vermeiden konnte, dass das Spiel bei hohem Detailaufkommen flimmerte. Auf der PS5 werden Polygonkanten nun weitaus effektiver geglättet, Treppchenbildung beobachteten wir nur noch äußerst selten.
Verbesserte Beleuchtung
Eine der wichtigsten Neuerungen ist nach Angaben von Rockstar ein verbessertes Beleuchtungssystem. Wir bemerkten davon aber wenig. In den Zwischensequenzen, die sich in allen Versionen exakt gleichen, erkannten wir zwar mehr Kontraste und intensivere Farben, als Ursachen machten wir jedoch die Änderungen am Schattensystem sowie Anpassungen von Texturen aus.
Während des Spiels nahmen wir zwar eine leicht intensivere Beleuchtung wahr, es ist aber unmöglich diese in Direktvergleichen abzubilden, da im Hintergrund eine Vielzahl dynamischer Prozesse werkeln. Witterungs- und Lichtverhältnisse ändern sich im Sekundentakt.
Folglich fokussieren wir uns darauf, Erkenntnisse wiederzugeben, die wir beim Spielen gewonnen haben. So machten etwa Post-Processing-Effekte im PS5-Upgrade einen kräftigeren Eindruck. Darunter fallen unter anderem Lens Flares und Farbverschiebungen bei starker Lichteinstrahlung. Davon profitiert auch der Grafikstil, der sich massiv an den Gangster-Filmen von Michael Mann, etwa Miami Vice, Collateral oder Heat, orientiert.
Bloom-Effekte strahlen zudem nicht mehr aggressiv über die gesamte Szene, sondern bilden stärkere Kontraste mit der Umgebung:
Ein Großteil unseres Bildmaterials offenbarte jedoch nur marginale Unterschiede in den meisten Spielsituationen. Zusammengefasst haben die Entwickler*innen eine bessere Balance bei den Lichteffekten gefunden, sobald sie aber knallig wirken sollen, ist das auch mehr als zuvor der Fall.
Texturen und Effekte
Los Santos kann sich als Schauplatz noch immer sehen lassen. Texturen wurden in der PS4-Version mit einer blickwinkelunabhängigen Mapping-Methode versehen, die für viel Struktur sorgte. Das Upgrade fügt nun eine stärkere Umgebungsverdeckung hinzu, die noch mehr Tiefe darstellt.
Neue Feuer- und Partikeleffekte: Im PS4-Original loderten explodierte Fahrzeuge nur leicht auf, im Upgrade brennen sie hingegen lichterloh und bilden dicke Rauchschwaden.
Umgestaltete Vegetation: In den Pressemitteilungen des Publishers ist von einer höheren Vegetationsdichte die Rede, wir würden indessen von einer leicht gestiegenen Fülle sprechen. Teilweise wurden Modelle verändert, manchmal nehmen Pflanzen mehr Raum ein. An der reinen Menge hat sich aber gar nicht so viel getan. Zumindest an den Örtlichkeiten, die wir besuchten.
Beim Verkehr und den NPCs sind wir uns aber nicht sicher, wie wir unsere Erfahrungen mit dem Upgrade bewerten sollen. Die Bevölkerung von Los Santos ist uns im PS5-Upgrade während der Anfertigung von Bildmaterial ständig vor die Linse gerannt, bei der PS4 war das nur äußerst selten der Fall. Die Straßen schienen uns aber ähnlich stark – oder je nach Areal schwach – befahren wie im Original.
Performance und GTA Online
GTA 5 lief seinerzeit mit größtenteils stabilen 30 fps, nur wenige Slowdowns trübten das Open-World-Vergnügen. Bei der PS5-Version gibt es noch weniger Gründe zu meckern, alle Bildmodi erreichen stabile 30 bzw. 60 Bilder pro Sekunde:
Bei GTA Online sah es da schon anders aus. Auf der PS4 ruckelte der Mehrspieler-Part unentwegt, wohl aufgrund der zahlreichen Hintergrundprozesse und der Inhaltserweiterungen, die das gesamte Spiel über die Jahre hinweg stark aufblähten. Ließen wir GTA Online über die Abwärtskompatibilität der PS5 laufen, war es aber tadellos spielbar. Bei der optimierten PS5-Version ist das ebenso der Fall, nur werden jetzt auch 60 fps in den Leistungsmodi geboten.
Ansonsten müssen wir, wie auch schon auf der PS4, mit lediglich kleinen technischen Kompromissen leben:
- es fehlen Tiere sowie einige dynamische und zerstörbare Assets wie Pflanzentöpfe oder Müllkörbe
- es sind viel weniger Autos und Fußgänger in den Straßen unterwegs
Inhaltliche Erweiterungen (von GTA Online)
Der Multiplayer-Modus fährt einige Neuerungen auf, darunter:
- fünf neue Wagen
- ein auf Tuning fokussiertes Event mit Straßenrennen
- ein Baukasten, in dem wir zwischen vier Karriereausrichtungen wählen; dadurch sollen wir besser in die Multiplayer-Mechaniken eingeführt werden und schnell Anschluss finden
Der Einzelspieler-Modus ist inhaltsgleich mit dem Original. Den GamePro-Test für GTA 5 auf der Last Gen findet ihr hier:
So laufen die Xbox-Fassungen
Auf der Xbox Series X decken sich die Bildmodi exakt mit der PlayStation-Version:
- Wiedergabetreue: 2160p, 30 fps
- RT-Leistung: 1440p, 60 fps
- Leistung: 1440p, 60 fps
Wir wurden jedoch von kurzen Framedrops in den beiden Leistungsmodi überrascht. Die PS5-Fassung lief - bei einem auf den ersten Blick identischen Grafikniveau - zu jeder Zeit absolut flüssig. Ein Fehler bei der Verteilung der Rechenlast an die CPU erscheint uns am wahrscheinlichsten, da ausschließlich die 60-fps-Modi betroffen sind, selbst wenn auf dem Bildschirm gar nicht so viel passiert. Zudem traten die Ruckler in Verbindung mit CPU-lastigen Aufgaben auf, etwa Physikberechnungen oder dem Streaming von Assets.
Bei der Series S wird niedriger gestapelt:
- Wiedergabetreue: 1440p, 30 fps
- Leistung: 1080p, 60 fps
Ray-Tracing wird von dem kleinen Kasten nicht ausgegeben, auch fällt die Wahl des Bildmodus ein ganzes Stückchen schwerer. Im Leistungsmodus müssen wir uns mit einem viel weicheren Bild, kaum existenten Schatten und kleineren Rucklern begnügen, wählen wir "Wiedergabetreue" sind wir auf 30 fps beschränkt.
Besondere Features der PS5-Version
Das haptische Feedback des DualSense-Controllers wird ebenso genutzt wie die adaptiven Trigger. Die Entwickler*innen des Upgrades haben die Funktionen weise adaptiert; Explosionen, harte Bässe und Bodenwellen rütteln am Gamepad, der Abzug von Sturmgewehren ist zickiger, wenn wir wild im Dauerfeuer um uns schießen, der Splint von Granaten muss ”wirklich” gezogen werden.
3D-Sound: Rockstar hat GTA 5 offenbar gezielt für die aktuelle Konsolengeneration abgemischt. Der Titel schallt satt aus den Kopfhörern, die Ortung von Gegnern klappt auch in der Höhe bestens. Viele, gleichzeitige Geräuschquellen ertönen zwar nicht, aber die Stadt-Atmosphäre kommt sehr gut rüber.
Ladezeiten
Geht man nach den heutigen Ansprüchen, ist es kaum vorstellbar, wie viel Zeit man auf PS4 und Xbox One in Ladebildschirmen verbrachte. Die NVMe-SSDs und Prozessoren der modernen Konsolen verkürzten die Ladezeiten bereits deutlich, Optimierungen lassen die Zahlen aber noch einmal enorm purzeln:
Wir sind ganz zufrieden mit den Werten, besonders der Wechsel zwischen den Hauptcharakteren ist nun innerhalb weniger Sekunden erledigt. Verbinden wir uns zum Online-Modus kann es aber abhängig vom zugewiesenen Server über eine Minute dauern, bis wir losspielen können.
Unnötig komplizierter Transfer des Spielstands
Um euren GTA-V-Spielstand von der PS4 auf die PS5 zu übertragen, benötigt ihr zwingend ein Rockstar-Social-Club-Konto. Besitzt ihr noch keinen Account, müsst ihr euch einen erstellen. Außerdem sind wir auf einen Speicherstand pro Konto limitiert, eine Übertragung ist nur einmalig möglich. Der einzige Vorteil, der sich unserer Ansicht nach daraus ergibt, ist, dass wir unabhängig von der Plattform unseren Spielstand transferieren können.
Eine zusätzliche Option, mit der wir ohne Social-Club-Anmeldung den Spielstand innerhalb einer Konsolenfamilie importieren können, wäre unserer Ansicht nach aber wünschenswert.
Daran schließt auch GTA Online an: Ihr solltet euch gut überlegen, ob ihr euren Multiplayer-Fortschritt übertragen wollt, denn GTA Online ist an die jeweiligen Plattformen gebunden. Sollten sich unter euren Freunden PS4-Spieler*innen tummeln, könnt ihr nicht mehr mit ihnen die Stadt unsicher machen, denn ein Transfer ist auch hier nur einmalig möglich. Das Upgrade von GTA Online unterstützt kein Crossplay, auch nicht innerhalb einer Konsolenfamilie!
Probleme bei der Übertragung: Uns war es weder im Vorfeld, noch zum Release möglich, unseren Online-Spielstand zu transferieren. Eine Fehlermeldung hinderte uns daran. Laut Rockstar-Support soll der Fehler mittlerweile behoben sein, solltet ihr dennoch, wie wir, euren Account nicht importieren können, empfiehlt der Publisher das verknüpfte PlayStation- oder Xbox-Profil von der Konsole zu entfernen und neu herunterzuladen.
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