US-Sport, Fußball, Boxen, Wintersport und jetzt also Tennis. Electronic Arts ist es ernst mit dem gelben Filzball: Nach den ersten Gehversuchen auf der Wii erhöht der Hersteller die Schlagzahl und bringt Grand Slam Tennis 2für Xbox 360 und PlayStation 3.
Dabei sticht als erstes das Lizenzpaket ins Auge: Neben den US Open, den Australien Open und den French Open geht’s in Grand Slam Tennis 2 auch auf den Rasen der ehrwürdigen und traditionsreichen Veranstaltung von Wimbledon. Damit hat Electronic Arts alle vier Grand Slams vereint - ein echter Mehrwert für Fans! Jetzt muss nur noch spielerisch alles im Lot sein.
Realismus?
Als erstes stellt sich die Frage nach der Ausrichtung von Grand Slam Tennis 2: Arcade oder Simulation? Während sich Sega mit der Virtua Tennis-Reihe komplett dem Arcade-Spiel verschrieben hat, geht’s bei 2Ks Top Spin-Reihe sehr realistisch zu.
Electronic Arts setzt sich in die goldene Mitte - das Spiel hat ein realistisches Erscheinungsbild, ist allerdings leicht handzuhaben. Im Grunde löblich, doch entpuppen sich die Ballwechsel in Grand Slam Tennis als etwas schwerfällig.
Das liegt vor allem am Spieltempo: Zwar können wir mit Vor- und Rückhand schlagen und Volley- wie Smash-Bälle auf den Gegner feuern, die Geschwindigkeit der gelben Kugel erinnert allerdings selbst bei perfekt getimten Schlägen eher an eine gemütlich vor sich hin fliegende Hummel als an einen echten Power-Smash, der unaufhaltsam über das Netz donnert und am Gegenspieler vorbeirast.
Die Folge: In den einfacheren Schwierigkeitsgraden stellt sich die Künstliche Intelligenz offenbar absichtlich ziemlich dumm an, um die Segelbälle nicht zu erwischen. Dennoch: Mit der Physik von Grand Slam Tennis 2 kann man seinen Spaß haben, etwa auf den höheren Schwierigkeitsgraden und vor allem gegen Freunde.
Alternativ zur gut funktionierenden Standard-Buttonsteuerung können wir Bälle auch rein mit dem rechten Analogstick schlagen: Erst reißen wir den Stick für Schlagart und Stärke nach unten, dann für Timing und Richtung nach oben. Das funktioniert gut und nach einiger Zeit auch intuitiv, uns ist die traditionelle Buttonsteuerung allerdings lieber.
Auf der PlayStation 3 können Spieler den Schläger außerdem mit PlayStation Move schwingen, was in der Praxis sehr gut funktioniert. Eine vergleichbare Funktion für Kinect gibt es nicht.
Tennis-Asse
Neben den vier Grand Slams hat Electronic Arts auch einige bekannte Spieler lizensiert, sodass wir unter anderem mit Djokovic, Federer, Nadal und den Williams-Schwestern auf dem Court stehen. Unter den über 20 Spielern finden sich auch Legenden wie John McEnroe und Borg wieder. In den historischen Matches können wir mit Letzteren etwa ein Stück Tennisgeschichte nachspielen - sehr schön!
Im Karrieremodus erstellen wir uns hingegen einen eigenen Spieler. Der Nachwuchs muss erst mal auf kleineren Turnieren spielen (die trotzdem von den ganz Großen besucht werden), schlägt sich aber in zehn Saisons bis ganz nach oben. Nüchtern betrachtet bietet der Karrieremodus nichts Besonderes, ist aber trotzdem eine nette Dreingabe.
Tennis, kommentiert
Neu im Genre der Tennisspiele ist ein Kommentar, wie wir ihn etwa aus FIFA oder NHL kennen: Die Ex-Profis Pat Cash und John McEnroe unterhalten sich während eines Matches über dessen Verlauf und Gott und die Welt. Ein angenehmer (englischer) Kommentar, der auf die Geschehnisse eingeht, sich aber nicht zu sehr einmischt.
Wie die Kommentatoren erweckt auch das ESPN-Logo, das uns in Menüs und bei Wiederholungen begegnet, den Anschein einer Fernsehübertragung. Allerdings sind ansehnliche Kamerafahrten über den Court oder die Zuschauerränge viel zu spärlich eingesetzt. Gerade wenn man Plätze und Grand Slams lizensiert hat, könnte man sie doch auch ausreichend in Szene setzen.
Grafisch spielt Grand Slam Tennis 2 zwar oben mit, kommt jedoch nicht an die Konkurrenz heran. Und das sowohl, was die Animationen der Spieler als auch deren Gesichter angeht. Auch die Plätze und Zuschauer könnten besser aussehen -- und Electronic Arts weiß durchaus, die Zuschauerkulisse und Spieler gut in Szene zu setzen. Das zeigen beispielsweise NHL 12 und Madden 12.
Was dem Titel optisch fehlt, macht er akustisch wieder wett: Das Stöhnen der Spieler(innen) und die Aufschlaggeräusche klingen authentisch, der eigens von Kult-DJ Paul van Dyk komponierte Soundtrack stimmt uns auf die Duelle ein, die Zuschauerkulisse quittiert spannende Situationen mit einem Raunen und Erfolge mit frenetischem Geklatsche.
Grand Slam Tennis 2 hat seine Stärken, aber auch seine Schwächen. An Letzteren sollte Electronic Arts für den nächsten Teil feilen, dann ist sogar der Titel drin. Dieses Mal reicht es für einen guten dritten Platz.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.