Der erste Teaser-Trailer von Get Even macht erst mal misstrauisch. Da fliegt die Kamera durch ein verlassenes Fabrikgebäude, ultra-realistische Mauertexturen mit Graffiti und Dreckspritzern lassen die Umgebung eher wie abgefilmt aussehen, als in Echtzeit berechnet.
Doch Wojtek Padzur, der Chef des Indie-Studios The Farm 51 zeigt uns auf der Gamescom einen spielbaren Demo-Level von Get Even - und der sieht genau so gut aus. Und das, obwohl das Spiel auf einem Laptop mit einer nicht mehr ganz aktuellen Geforce 670M läuft. »Nvidia ist sehr an unserer Technologie interessiert«, erzählt Wojtek stolz. Dabei ist die Optik nur ein Teil des ambitionierten Shooters Get Even.
Rache! Aber für was eigentlich?
Der Demo-Level beginnt in einer beklemmenden Zelle, die an die SAW-Filme erinnert. Zwar ist der noch namenlose Held nicht gefesselt und darf in dem Raum frei herumlaufen, viel machen kann er dort allerdings noch nicht. Er weiß nur: Er wurde aus Rache für irgendein Vergehen hier eingesperrt und soll nun büßen. Eingesperrt von wem? Und für was? Aufklärung versprechen ein paar Fotos und Zettel an der Wand. Die Fotos führen nämlich zu spielbaren Ereignissen in der Vergangenheit, in denen man hoffentlich neue Hinweise findet oder den Verlauf sogar verändern kann.
Gleich die erste Erinnerung in der Demo zeigt eine Szene, in der ein Trupp schwer bewaffneter Soldaten einen Mann erschießt. Erste Aufgabe: Herausfinden, wer der Typ ist. Wir steigen also als Spieler in die Szene ein und versuchen, einen Blick auf das Gesicht des Opfers zu erhaschen. Praktisch: Erinnerungen lassen sich anhalten und sogar vor und zurückspulen. Also passen wir einen günstigen Augenblick ab, stoppen die Zeit und machen einfach ein Handyfoto des Delinquenten.
In der eingefrorenen Szene können wir uns in aller Ruhe umsehen. »Mit einer VR-Brille wie Oculus ist dass der Hammer!«, sagt Wojtek Padzur. Momentan ist die VR-Unterstützung für PC und PlayStation 4 geplant, für die Xbox One ist ja noch keine entsprechende Hardware angekündigt. Das Erforschen der Stillstandszenen wird im fertigen Spiel ziemlich wichtig werden, ein Wimmelbild-Suchspiel soll Get Even aber natürlich nicht sein.
Wieder zurück in der Zelle taucht unser Handyfoto des Opfers dann auf der Erinnerungspinnwand auf, zusammen mit weiteren Hinweisen. Zwar verspricht Wojtek, dass es in Get Even keine klassischen Zwischensequenzen zum passiven Zuschauen geben wird, sondern die ganze Story direkt im Spiel erklärt wird, Zettel lesen muss man aber wohl doch.
Who's Johnny?
Die neu freigeschalteten Erinnerungen zeigen, dass der Erschossene Johnny heißt, und dass wir irgendwie an seinem Tod schuld sind. Sind wir deshalb in der Zelle inhaftiert? Vielleicht lässt sich der Mord ja durch Vergangenheitsmanipulation verhindern? Also reisen wir wieder in eine Erinnerung, diesmal mit dem klaren Ziel, Johnny zu retten. Jetzt endlich zeigt Get Even auch, dass es ein Shooter ist. Mit einem israelischen Cornershot-Gewehr versuchen wir, den Exekutions-Trupp aufzuhalten.
Hinter eine Ecke versteckt schalten wir die ersten Gegner aus dem Hinterhalt aus, doch schnell beginnt ein klassisches Feuergefecht mit Deckung suchen, hektischem Nachladen usw. Hier wird auch gleich klar, mit welchen kleinen Tricks Get Even seine grafische Brillanz hinkriegt: Es sind nur eine Handvoll Gegner auf dem Bildschirm, und die wirken auch nicht besonders detailliert - da bleibt Rechenpower für hübsche Umgebung übrig.
Der zweite Strang
Ein Clou von Get Even: Die Gefangenen-Story ist nur einer der beiden Handlungsstränge, die man sich zu Beginn des Spiels aussuchen kann. Im anderen Teil übernimmt man die Rolle des Rachenehmers, der noch eine Rechnung mit dem Helden aus dem ersten Teil zu begleichen hat - weitere Details dazu konnte uns Wojtek aber noch nicht verraten.
Fest steht aber schon jetzt, dass sich Spieler aus beiden Handlungssträngen online begegnen werden. Manche Schauplätze sind nämlich in beiden Storys identisch und das Spiel wird zum Beispiel im Feuergefecht manche der Soldaten-Gegner durch menschliche Spieler ersetzen, die in ihrer Kampagne den Auftrag haben, den Störenfried zu erledigen, der die Johnny-Exekution verhindern will.
»Wir arbeiten da noch an der Balance«, sagt Wojtek. »Wir müssen noch rumprobieren, wie viele der Computersoldaten wir durch Menschen ersetzen können, ohne dass es zu schwierig für den Spieler aus dem ersten Strang wird.« Immerhin haben Padzur und seine rund 40 Kollegen von The Farm 51 noch bis Ende 2015 Zeit, denn dann soll Get Even für PC, PlayStation 4 und Xbox One erscheinen.
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