Das Thermometer zeigt 80 Grad Celsius unter Null und der Wind peitscht klirrend Eisregen an die Fenster. Die Lebensmittel werden knapp, und die Temperaturen im Bergwerk sind zu extrem, um weiter Kohle abbauen zu können. An ein Aussenden der Jäger ist ebenfalls nicht zu denken, daher bleibt uns nichts anderes übrig, als auf ein schnelles Vorbeiziehen des Sturms zu hoffen.
Die Unzufriedenheit und Angst in der Gruppe steigt von Tag zu Tag. Zu allem Übel haben die Späher berichtet, dass sich ein Trupp von Menschen auf dem Weg zu uns befinde und Zuflucht suche. Gewähren wir diesen armen Seelen Asyl, auch wenn unsere Hospizen bereits gnadenlos überfüllt sind und unsere Nahrungsvorräte nur noch wenige Tage reichen? Oder lehnen wir die Fremden ab, um uns selbst zu retten - wohlwissend, dass diese Entscheidung einem Todesurteil gleich kommt?
Eine neue Eiszeit
In der alternativen Zeitlinie von Frostpunk steht die Menschheit Ende des 19. Jahrhunderts am Rande ihrer Existenz und wird von einer neuen Eiszeit bedroht. Ganz Europa ist unter einer dicken Schneeschicht begraben.
Auf der Suche nach Schutz vor der Kälte treibt es einen der Flüchtlingszüge in einen windgeschützten Krater in der Arktis. Sie hoffen dort, dank der reichhaltigen Bodenschätze unter dem Eis, möglichst lange den haushohen Dampfkessel zu betreiben.
Dieser Kohleofen ist die primäre Wärme- und Energiequelle und die einzige Chance der Gruppe, bis zum Frühling zu überleben. In der Rolle des gewählten Anführers liegt es nun an uns, für das Wohl dieser Gruppierung zu sorgen.
Harte Entscheidungen
In regelmäßigen Abständen stellt uns Frostpunk vor schwierige Situationen, bei denen wir moralische Entscheidungen mit weitreichenden Folgen treffen müssen. Erlauben wir per Gesetz Kinderarbeit, damit unsere Gemeinschaft mehr Arbeitskräfte zur Verfügung hat? Gründen wir einen Friedhof, der Zeit und Geld kostet oder denken wir pragmatisch und entsorgen Leichen unter dem Eis, um sie später auch medizinisch noch nutzen zu können.
Egal wie wir uns entscheiden: Die Macher von 11 bit studios geben uns keinen moralischen Kompass vor, es gibt kein "richtig" oder "falsch". Wir haben komplett freie Hand, wie wir als Anführer diese Enklave führen wollen. Wenn wir als knallharter Despot jeglichen Widerstand direkt mit Polizeigewalt und Kontrolle kleinhalten wollen, stehen uns andere Mittel und Werkzeuge zur Verfügung, als in der Rolle des spirituellen Anführers. Diese politischen Pfade sind spannend zu erleben und sorgen dank ihrer unterschiedlichen Ausprägung für einen hohen Wiederspielwert.
Neue Herausforderungen in vier Szenarien
Bis wir das erste Mal das große Finale der Kampagne erleben, vergehen rund 5-6 Stunden. Je nach Spielstil und getroffenen Entscheidungen kann das Ende sehr unterschiedlich ausfallen. Das motiviert sofort einen erneuten Versuch zu starten, um es diesmal mit noch mehr Überlebenden, einer noch größeren Stadt und weniger Verlusten durch den Winter zu schaffen.
Zusätzlich schalten sich nach dem ersten Kampagnenversuch drei weitere Szenarien frei, die sich deutlich vom Grundspiel abheben. In einem der vier Szenarien müssen wir beispielsweise seltenes Saatgut über den Winter bringen, um eine neue Hoffnung auf die Begrünung der Welt zu haben. Im vierten Szenario ist die Herausforderung, einer in Trümmern liegenden Stadt beim Wiederaufbau nach einer blutigen Revolution zu helfen.
Endlosspiel
Zusätzlich zu diesen vier Szenarien steht auch das obligatorische "Endlosspiel" in zwei Geschmacksrichtungen zur Auswahl. Im "Durchhalten"-Modus müssen wir uns mit knappen Ressourcen möglichst lange gegen Eisstürme behaupten, während "Sorgenfrei" uns mehr Baumaterial und milderes Wetter spendiert.
Außerdem wählen wir eine von vier Kartentypen und können den Schwierigkeitsgrad sehr granular von "Einfach" bis "Extrem" einstellen. Zufällige Katastrophen schalten wir auf Wunsch ein oder aus. So können wir selbst wählen, ob wir Frostpunk eher als knallharte Survival-Challenge oder mehr wie ein klassisches Aufbauspiel genießen möchten.
Gelungene Steuerung mit Gamepad
Ein komplexes Aufbau-Strategiespiel auf die Konsole zu bringen ist keine leichte Aufgabe. Aber 11 bit Studios ist diese Portierung hervorragend gelungen. Die Steuerung mit dem Gamepad geht nach kurzer Zeit ohne großes Tastensuchen von der Hand. Radialmenüs erlauben die schnelle Auswahl, und mit den Schultertasten blättern wir durch die verschiedenen, sinnvoll gruppierten Gebäudeklassen.
Zum Bauen "rastet" unser Cursor wie magnetisch angezogen an Straßen und anderen Gebäude ein und erleichtert uns so das korrekte Platzieren. Viele weitere clevere Designdetails erleichtern die Steuerung ohne Maus und Tastatur: So ploppt beispielsweise direkt nach dem Bau eines Gebäudes ohne Straßenanbindung ein Icon auf, das uns direkt per Schnellzugriff in diesen Baumodus wechseln lässt.
Klasse Portierung mit minimalen Schönheitsfehlern
Wir haben die Kampagne erneut durchgespielt und keine spielerischen Einschränkungen oder "Vereinfachungen" im Vergleich zur PC-Version feststellen können. Lediglich die deutsche Lokalisierung hat auf Konsole ein paar Schönheitsfehler.
So melden sich die Bewohner unserer Stadt in Sprechblasen, um über ihre Sorgen und Nöte zu klagen - doch viele dieser Sätze passen nicht in den vorgesehenen Platz und sind vor Satzende abgeschnitten. An anderer Stelle fordert uns ein Tutorial sogar auf, die "Shift"-Taste gedrückt zu halten: ein klares "Übrigbleibsel" der PC-Version. Den Spielspaß trüben diese kleinen Fehler aber nicht.
Die Performance war dagegen reibungslos. Das Spiel lief zu jedem Zeitpunkt flüssig und war der PC-Version optisch ebenbürtig. Eine kleine Entschädigung für die rund eineinhalb Jahre andauernde Wartezeit seit dem PC-Release ist die Tatsache, dass die Frostpunk - Console Edition direkt alle kostenlosen Content-Updates beinhaltet, die die Macher bisher dem Spiel spendiert haben.
Konsolenspieler haben damit direkt das beste Paket zum Launch und können sich über ein ausgereiftes und umfangreiches Aufbaustrategiespiel freuen. Von uns gibt es daher auch auf Konsole eine klare Empfehlung für diese fordernde und mitreißende Dystopie im Eis.
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