Ein junges Mädchen stolpert aus dem Dickicht heraus und nähert sich einer Blockhütte, durch deren Fenster Licht nach außen dringt. Sie bleibt für einige Sekunden an einem herumstehenden Auto hängen, und nachdem ihre Beine kurzzeitig verschwinden und sie als panischer Torso in der Luft herumtreibt, erreicht sie endlich die Tür. Sie öffnet sie, schließt sie, öffnet sie wieder und springt dann doch durch die Glasscheibe des Fensters in den Innenraum. Dort angelangt durchsucht sie die Schubladen fieberhaft nach einer Waffe, mit der sie sich gegen den herannahenden Massenmörder Jason verteidigen kann.
Sie findet einen Baseballschläger und probiert ihn mit einem trockenen Schwung aus. Ihre Arme vibrieren, erneut verschwinden ihre Beine für ein paar Sekunden - und plötzlich ist sie tot. Der Mörder hatte einen deutlich besseren Ping als sie und stand schon seit einiger Zeit direkt hinter ihr, scheiterte allerdings noch einige Sekunden daran, das Mädchen in die Luft zu heben, weil er einige Zentimeter zu weit links stand. Das Schicksal des glitchenden Teenagers ist dennoch besiegelt: Jason erwürgt das Mädchen, das noch kurz nach Luft röchelt und schließlich über Push-to-Talk mit tiefer Stimme eine russische Schimpftirade in die Lautsprecher aller Mitspieler presst.
Die Nacherzählung eines bisher unbekannten Directors Cut von einem der Freitag der 13.-Filme? Nicht ganz: Diese Szenen stammen aus dem gleichnamigen Spiel von Gun Media, das derzeit die Verkaufscharts und Livestream-Plattformen dominiert. Ihr könnt aus den Zeilen schon herauslesen, dass sich das Spiel rund eine Woche nach Release mit einigen Problemen herumschlagen muss - und die sind leider nicht nur technischer Natur, wie wir im Test herausfanden.
Eine vielversprechende Grundlage
Das Spielprinzip von Freitag der 13. orientiert sich sehr stark an den Filmvorlagen, die ab 1980 für über ein Jahrzehnt das Horrorfilm-Genre prägten - und das ist, zumindest in der Theorie, eine vielversprechende Grundlage für ein spannendes Multiplayer-Erlebnis: Eine Gruppe Teenager wird bei ihrem Campingausflug vom Massenmörder Jason Voorhees überrascht, der keinen der Jugendlichen lebend entkommen lassen will. Die Spieler schlüpfen dabei entweder in die Rolle der Teenager oder schwingen als Jason gefährlich aussehende Waffen - in beiden Fällen mit weitreichenden Folgen für das Gameplay.
Wir haben für diesen Test sowohl auf der PS4, als auch auf dem PC gespielt. Nennenswerte Unterschiede stellten wir bei beiden Versionen im Vergleich nicht fest, auch wenn Konsolenspieler einen entscheidenden Nachteil haben: Im Gegensatz zum PC sind hier weitaus weniger Spieler mit Headset unterwegs, was die Absprache in den Runden fast unmöglich macht.
Übernehmen wir die Rolle des Jason, stehen uns eine Vielzahl an teils übersinnlichen Fähigkeiten zur Verfügung, die uns die Jagd auf die Teenager in dem ziemlich weitläufigen Level erleichtern: Die Infrarotsicht beispielsweise macht die potentiellen Opfer vorübergehend selbst hinter dicken Häuserwänden sichtbar, während Jason mit Hilfe eines Teleports (eine Hommage an schlecht geschnittene Verfolgungsjagden in den Filmvorlagen) auch weit entfernte Orte schnell erreichen kann. Die Fähigkeiten können wir dabei vor einer Runde nicht einzeln auswählen, sondern müssen auf vordefinierte Zusammensetzungen zurückgreifen, die von der Wahl abhängen, mit welchem Jason wir spielen. Richtig gehört: Zur Auswahl stehen sechs verschiedene Inkarnationen des Mörders, die je an einen der Originalfilme angelehnt sind und teilweise erst noch freigespielt werden müssen.
Die Teenager hingegen müssen ohne besondere Fähigkeiten auskommen und sind ganz auf die Schläue, Reaktionsfähigkeit und den Willen zum Teamwork angewiesen. Um auf Seiten der Jugendlichen zu gewinnen, können die Spieler aktiv an bis zu drei Lösungen arbeiten, die sie im Erfolgsfall vor Jason retten sollen. Zur Auswahl stehen hier ein Rettungsboot, ein Fluchtfahrzeug oder ein Anruf bei der Polizei - doch all diese Auswege verlangen ein wenig Arbeit, bis sie wirklich genutzt werden können.
Während sowohl das Rettungsboot als auch das Auto repariert, betankt und mit einer Batterie ausgestattet werden müssen, erfordert der Anruf bei der Polizei zwar nur die Reparatur eines bestimmten Telefons im Level - doch müssen die Spieler dann noch die Wartezeit bis zur Ankunft der Beamten überleben und anschließend auch wirklich die rettenden Polizeiautos erreichen. Es gibt also allerhand Möglichkeiten für Jason, diese Fluchtversuche zu stören, während die Teenager jederzeit ihre Arbeit unterbrechen können, um sich zu verstecken. Wer allerdings auf dem Weg ins nächste Versteck unter dem Bett oder in Kleiderschränken zu laut ist, verursacht kreisförmige Schallstörungen, die nur für Jason sichtbar sind und ihm dabei helfen, sein Ziel zu orten.
Während diese Grundprinzipien wirklich gut funktionieren und Freitag der 13. auf eine solide Basis stellen, steckt der Teufel hier allerdings wie so oft im Detail.
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