2018 erschien mit Ashen ein kleines Soulslike-Juwel, das aufgrund seiner zeitlosen Optik, mysteriösen Spielwelt und seines moderaten Schwierigkeitsgrades noch heute eine Empfehlung für all diejenigen unter euch ist, die frisch ins Genre starten möchten.
Sechs Jahre später ist mit Flintlock: The Siege of Dawn das zweite Spiel von Entwickler A44 Games bei uns im Testlabor gelandet, das uns mit Soldatin Nor und ihrem magiebegabten Fuchsbegleiter Enki in eine scheinbar epische Fantasy-Schlacht zwischen Menschen und Göttern schickt.
Was in Trailern und auf dem Papier nach keinem frischen, aber einem durchaus interessanten Ansatz aussieht und sich auch recht gefällig spielt, entpuppt sich aber als recht halbgares Action-Adventure für PS5, Xbox Series X/S und PC. Eines, das mit guten Ansätzen beim Gameplay daherkommt, jedoch spielerisch und erzählerisch deutlich zu wenig auf den Rippen hat.
Auf welcher Plattform habt ihr getestet und gab’s Probleme? Im gespielten Performance-Modus (60 fps) hatten wir auf PS5 keinerlei größere Probleme mit der Framerate oder Bugs. Zwar kam es in den gespielten 15 Stunden bis zum Ende vereinzelt zu leicht spürbaren Einbrüchen der Bildrate und einem Spielabsturz, davon ab kommt Flintlock zum Release in einem gut spielbaren Zustand daher.
Was die Optik anbelangt, solltet ihr jedoch wahrlich kein Grafikwunder erwarten, auch wenn das so mancher Trailer zum Spiel suggeriert. Flintlock erscheint zwar nicht für die Last-Gen, die Spielwelt, Beleuchtung und vor allem Charaktermodelle wecken jedoch Erinnerungen an frühe PS4-Zeiten.
Fuchs, du hast die spannende Geschichte gestohlen
Die Prämisse von Flintlock ist durchaus vielversprechend. Als Soldatin Nor sollen wir die Menschheit von der Tyrannei übermächtiger Götter befreien, was jedoch gehörig in die Hose geht.
Vielmehr wird beim Versuch, den Übergang zur Götterwelt zu sprengen, ein Tor zur Unterwelt geöffnet und Horden von Untoten strömen in das felsige Gebiet Dreigipfel, die sandige Wüstenregion Wandersruh und die gigantische Feste Morgenröte.
Was die generelle Qualität der Geschichte angeht, können wir uns kurz fassen, denn viel geboten bekommt ihr hier nicht. Weder eine Story, die auch nur im Ansatz über “Töte Gott X in Areal Y” hinausgeht, noch mit Nor eine tiefgründige und interessante Hauptfigur. Auch die wenigen Nebencharaktere, allesamt Soldaten aus Nors Pioniertrupp, könnten kaum weniger Tiefe haben.
Unseren größten Spaß hatten wir mit der Hintergrundgeschichte von Fuchs Enki und seinen teils lustigen und in englischer Sprache gut vertonten Gesprächen mit unserer Soldatin. Insgesamt reicht das aber bei weitem nicht, um bei der Geschichte und seinen Figuren einen Daumen nach oben zu geben.
So viel Souls steckt in Flintlock
Bevor wir zum Spielerischen kommen, müssen wir kurz den Begriff Soulslite einordnen, den sich Flintlock auf die wehende Soldatenfahne geschrieben hat. Schließlich weckt der Begriff so manche Erwartung mit Blick auf die Konkurrenz – von FromSoftware oder beispielsweise Team Ninja.
Im Spiel finden sich einige Souls-Elemente. Darunter Erfahrungspunkte (hier genannt: Ruf), die ihr beim Ableben an Ort und Stelle verliert und beim nächsten Versuch einsammeln müsst, bevor sie für immer verschwinden. Oder auch auf der Reise freischaltbare Checkpoints, die Gegner zurücksetzen, wenige richtig (!) knackige Bosse und eine Hauptfigur, bei der nach jedem Treffer die Lebensleiste so schnell schmilzt wie das leckere Erdbeereis in der Mittagssonne.
Doch abseits davon war’s das auch schon mit Souls in Flintlock. Ihr könnt euch die Reise von Nor und Enki auch genauso gut wie ein kompaktes God of War vorstellen. Also ein lineares Action-Adventure mit der Axt für den Nahkampf in der einen und einer Muskete für den Fernkampf in der anderen Hand. Und statt Atreus und Co. hilft eben Enki bei den Gefechten aus.
Kaum Pionierarbeit beim Gameplay
Aber nun zum Gameplay, das mit ein paar schönen Ideen daherkommt und durchaus spaßig sein kann, das aber auch arg limitiert ist. So geht dem Abenteuer bereits nach wenigen Stunden die Luft aus.
Zu den schönen Ideen gehören unter anderem die flinken Bewegungen von Nor, die dank Enkis magischer Hilfe über Abgründe dasht und in den Kämpfen geschickt über Schwerthiebe hopst.
Generell geht der Mix aus Axthieben, Flintenschüssen und dem Einsatz von Enkis mächtiger Magie gut von der Hand. So kann der kleine Fuchs beispielsweise Gegner mit Flüchen belegen, die sie schwächen oder vergiften. Auch kann er kleinere Gegner in der Luft festhalten, damit Nor ihnen in aller Ruhe eine überbraten kann. Greifen uns mehrere Feinde gleichzeitig an, lenkt der schlaue Fuchs sie sogar ab.
Das macht durchaus Spaß und motiviert dank freischaltbarer Fähigkeiten. In drei Kategorien können wir hier mit dem Einsatz von XP unseren Nah- und Fernkampf sowie Enkis Magie verbessern. Wir können beispielsweise einen Skill wählen, der Geschosse auf Gegner zurücklenkt oder den Fuchs befähigen, uns beim Ableben aus dem Reich der Toten zurückzuholen.
Das Grundgerüst von Flintlock ist also durchaus ein gutes. Das Problem ist nur, dass es dem Spiel hinten und vorne an Abwechslung fehlt.
Optionen für Barrierefreiheit: In Flintlock könnt ihr jederzeit zwischen drei Schwierigkeitsgraden wählen. Ist der “Easy-Mode” aktiviert, kann Schaden optional sogar komplett ausgeschaltet werden. Weitere Einstellungen, die den Zugang erhöhen, sind folgende:
- freie Tastenbelegung
- Textgröße erhöhen
- Farbe des UI anpassen
- Bluteffekte (an/aus)
Hinweis zur Sprachausgabe: Flintlock bietet keine deutsche Vertonung, sondern setzt auf eine englische Sprachausgabe mit optionalen deutschen Untertiteln.
Nach zwei Stunden setzt die Ernüchterung ein
Einfache Soldaten, Zombies, Banditen, Spinnen und Skorpione. Führen wir die Auflistung noch wenige Beispiele fort, haben wir euch jeden Feind aus Flintlock bereits verraten. Dazu kommt eine Auswahl an Waffen und Rüstungen, die kleiner kaum sein könnte.
All das wäre weniger ein Problem, wenn sich die Kämpfe durch die verdienten Fähigkeiten verändern, was sie aber kaum tun. Denn das sei an dieser Stelle auch gesagt. Die Fähigkeiten motivieren zwar, verändern das Gameplay aber nicht grundlegend.
So kämpfen wir uns mit teils schlechtem Trefferfeedback – durch schwebende Gegner hauen wir einfach durch – von einem Areal zum nächsten.
Was noch erschwerend hinzukommt, ist die komplette Einfallslosigkeit beim Missionsdesign. Die Missionen der Hauptgeschichte fühlen sich fast an wie eine einzige eintönige Nebenaufgabe.
Wir ziehen von einem Ort zum nächsten und befreien das jeweilige Areal von Untoten. Am Ende wartet dann ein Gott darauf, in einem teils extrem fordernden Kampf sein Leben auszuhauchen. Zwar spricht Entwickler A44 von einer Open World, euch erwarten jedoch zwei größere und recht lineare Areale und ein finales Gebiet, in dem es strikt von A nach B geht – und das ihr bereits aus dem Tutorial kennt.
Von den Obermoppeln solltet ihr ebenfalls nicht zu viel erwarten, wenngleich die fordernden und teils gut inszenierten Scharmützel zum spielerischen Highlight von Flintlock gehören.
Nebenaufgaben, an deren Ende eines der raren Rüstungsteile oder mal eine neue Flinte winkt, könnten ebenfalls kaum einfallsloser gestaltet sein. Ein Banditenlager heimsuchen, eine Person retten oder ein Dorf verteidigen, garniert mit einigen wenigen Fetch-Quests, in denen wir Banditenflaggen von Dächern schießen. Das war es dann auch schon.
Ist Flintlock jetzt ein komplettes No-Go?
So viel Potential wie Flintlock verschenkt, können wir Fans von fordernden Action-Adventures keine Kaufempfehlung aussprechen. Seid ihr aber Genre-Fans durch und durch oder habt aktuell den Xbox Game Pass abonniert, lohnt durchaus ein Blick ins Spiel.
Flintlock ist kein schlechtes Spiel und kann durchaus mit seinen kurzweiligen Kämpfen, immer neuen Upgrades und seiner recht linearen Missionsstruktur motivieren. Nors und Enkis Abenteuer könnte für euch durchaus als kleiner Souls-Snack für Zwischendurch taugen, den ihr spaßig vor euch hin spielt.
Vom potentiellen Action-Hit oder dem nächsten Qualitätssprung nach Ashen für Entwickler A44 Games ist der Titel jedoch einen großen Schritt entfernt.
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