Androgyne Unisex Helden 2.0
Im Laufe der Jahre haben sich bei den Final Fantasy-Helden gewisse Standards (böse Zungen würden behaupten: Klischees) eingeschlichen, von denen die Entwickler auch in FF XIII-2 nicht abrücken. So verwundert es kaum, dass Noel Kreiss nicht nur in optischer Hinsicht wie eine Mischung aus Squall Leonheart (Final Fantasy VIII) und Tidus (Final Fantasy X) erscheint, sondern auch die wichtigsten Charaktermerkmale seiner Vorgänger in sich vereint. Ähnlich wie Tidus wirkt Noel im Umgang mit anderen Charakteren freundlich bis großspurig, wenn es aber um seine eigene Motivation oder Vergangenheit geht, legt er dieselbe grimmige Verschlossenheit an den Tag wie Squall.
Lightnings Schwester Serah, die im Vorgänger nicht spielbar war, bekommt endlich die Möglichkeit, sich von der schwachen, nach der Bestätigung ihrer großen Schwester Lightning heischenden Heulsuse zu einer starken, selbstbewussten Frau zu entwickeln. Insgesamt sind die Charaktere etwas greifbarer als im Vorgänger. Das liegt an der Tatsache, dass es nur zwei Hauptdarsteller gibt, und dem neuen Dialog-System, bei dem ihr zwischen mehreren Antworten wählt und so einiges über die Hintergründe eures Partners herausfinden könnt. Abgesehen davon ist die Geschichte sehr spannend inszeniert und geizt nicht mit typischen Final Fantasy-Stilmitteln wie Großaufnahmen von Serah, die mit Tränen in den Augen wehmütig gen Himmel blickt oder einer Bestattung, bei der ein weiblicher Körper sanft in kristallklarem Wasser versinkt und einem langhaarigen Bösewicht mit riesiger Klinge und tiefer Stimme.
X-2 =XIII-2?
Strukturell funktioniert XIII-2 genau wie Final Fantasy X-2. Statt einer Übersichtskarte und dem Luftschiff gibt es zwar dieses Mal die Chronosphäre, dennoch springt man in beiden Spielen ohne großes Zwischengeplänkel von Ort zu Ort und führt seine Missionen aus. Dass dabei einige Orte mehrmals besucht werden müssen, ist der linearen Story geschuldet und kein Versuch, die Spielzeit künstlich in die Länge zu ziehen.
Natürlich gibt es auch abseits des Weges einiges zu tun. So gibt es eine Glückspiel-Dimension, die dezent an den Golden Saucer erinnert. Hier verprasst ihr in Minispielen nicht nur eure Kohle, sondern schickt auch gefangene Chocobos auf die Rennbahn. Zum Glück haben die Entwickler, anders als bei X-2, die grundlegende Stimmung des Spiels nicht verändert. Trotz der Möglichkeit, sich anhand von Texten mit der Geschichte des Vorgängers vertraut zu machen, solltet ihr euch Final Fantasy XIII-2 nur dann zulegen, wenn ihr Lightnings Abenteuer gespielt habt, denn sonst geht euch zuviel von der Story verloren.
Kein Quantensprung
Final Fantasy XIII-2 basiert auf demselben Programmgerüst wie Final Fantasy XIII. Dementsprechend darf man in optischer Hinsicht keinen Quantensprung erwarten. Das macht aber nichts, denn die abwechslungsreichen Spielabschnitte sind sehr hübsch designt und unterscheiden sich thematisch so stark voneinander, dass man einen guten Eindruck davon bekommt, wie es ist, ein Zeitreisender zu sein. Neben natürlichen Umgebungen wie Steppe, Wald und Gebirgsmassiv warten auch noch futuristische Städte und eine riesige Akademie auf euch. Leider sind einige der Örtlichkeiten ein wenig trist geraten, zudem kommt es auf der Xbox 360 dann und wann zu Problemen mit der Bildwiederholungsrate und Zeilenverschiebungen.
Die Hauptdarsteller sind sehr liebevoll in Szene gesetzt, die etwas detailarmen NPCs hingegen sind nicht mehr ganz zeitgemäß. Auch die Animationen während der Erkundungsphasen könnten ein wenig runder sein. Zum Glück werden diese Mängel von den grandios inszenierten Kämpfen mit ihren geschmeidigen Animationen und Effektgewittern wettgemacht. Der Soundtrack präsentiert sich als wilde Mischung aus verträumten Instrumentalstücken, seicht vor sich hin plätscherndem J-Pop mit Hiphop-Einflüssen und hartem Industrial-Rock, der ein wenig an die Stücke von Rob Zombie erinnert.
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