Zum Einschlafen
Nachdem Tim Story es mit seinen beiden »Fantastic Four« Filmen vergeigt hat, waren die enttäuschten, aber dennoch treuen Fans voller Hoffnung, als sich Josh Trank des Quartetts an. Der Regisseur hat es in seinem Film »Chronicle« geschafft, unfreiwilligen Superhelden eine gewisse Tiefe zu verleihen. Das war auch sein erklärtes Ziel für »Fantastic Four«.
Allerdings artete die tiefschürfende Charakterdarstellung der vier Freunde zu sehr aus und driftete dabei immer mehr in die Belanglosigkeit ab. Das muss wohl auch dem Produktionsstudio aufgefallen sein, denn die zweite Hälfte bietet ein Feuerwerk an halt- und zusammenhangloser Action, die verzweifelt versucht, die ruhige erste Hälfte zu kompensieren. Aber bei diesen miesen CGI-Effekten wünscht man sich doch recht schnell wieder zurück ins Labor, um den jungen Erwachsenen dabei zuzuschauen, wie sie sich und uns langweilen.
Denn was zudem noch fehlt und mittlerweile charakteristisch ist für Marvel-Verfilmungen, sind der Humor und die Frotzeleien zwischen den Protagonisten. Wenn man den Tim-Story-Filmen etwas zugute halten kann, dann die perfekte Umsetzung der ständigen Kabbeleien zwischen Johnny und Ben. Dieses wichtige Element fehlt bei der Neuverfilmung beinahe völlig. Die Mischung aus bodenständigen Figuren und fehlendem Humor wird in guten Filmen normalerweise von einer interessanten Handlung aufgefangen.
Aber die Fantastischen Vier kommen nicht aus dem Quark, und so bleibt das Potential von Kate Mara, Michael B. Jordan, Jamie Bell und Miles Teller ungenutzt. Entweder ist die Rolle zu austauschbar angelegt (Miles Teller), oder sie ist zu wenig beteiligt am Geschehen (Kate Mara). Schade, denn gerade wenn sich talentierte Jungschauspieler die Klinke in die Hand geben, hätte man erwarten können, dass doch etwas halbwegs Gutes dabei rauskommt. Aber selbst Charakterdarsteller müssen sich einem langweiligen Skript beugen und so gerät alles zu einer Farce.
Fehlender Biss
Wer die ersten zwei Drittel belangloser Charakterentfaltung überstanden hat, bei dem blitzt kurz ein Funke Hoffnung auf, als es endlich mit der Superhelden-Action loszugehen scheint. Ben, alias das Ding, trifft mit seiner puren Kraft auf das Militär, macht sie kurzerhand zu Kleinholz. Alle rasten kurzzeitig aus, die Action ist bilderbuchhaft inszeniert. Für ungefähr zehn Minuten zumindest. Dabei sind die CGI-Effekte so veraltet und mies, dass uns wenigstens deswegen ein (ungewolltes) Lächeln ins Gesicht steht. Als endlich auch der schlecht getrickste Dr. Doom auf den Plan tritt - man erinnere sich an die geniale Comicvorlage -, müssen wir feststellen, dass ein Bösewicht selten dermaßen verunsichert wirkte.
Zudem ist der Film schon beinahe vorbei, als er erst richtig anfängt. Die 120 Millionen Dollar, die in die Neuauflage investiert wurden, sieht man »Fantastic Four« nicht an, man fragt sich, ob Trank die richtige Wahl für einen Film dieses Ausmaßes war. Allerdings trägt der Regisseur nur eine Teilschuld, denn es ist wohl vor allem der Einmischung des Studios zuzuschreiben, dass »Fantastic Four« letztlich alles andere als fantastisch geworden ist: Ständige Einmischungen, die Verbannung des Regisseurs aus dem Schnittraum, ständige Änderungen am Drehbuch und umfangreiche Nachdrehs (für die das Budget der ursprünglich geplanten 3D-Konvertierung geopfert wurde) führten zu der Katastrophe, die letztlich über die Kinoleinwände flimmert.
Die Ausmaße dieser Umgestaltung des Films kann man recht gut an Kate Mara nachverfolgen: Trug sie während des ursprünglichen Drehs ihre natürliche Haarpracht, setzte man ihr für die Nachdrehs eine schlechte Perücke auf. Natürliche Haare und Perücke wechseln mitunter innerhalb einer Szene. Regisseur Trank distanzierte sich kürzlich über Twitter von dem fertigen Film, hat den Tweet aber mittlerweile gelöscht.
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