In Fallout 76 verlassen wir am Reclamation Day 2102 nach 25 Jahren unter der Erde unseren Bunker. Der große Krieg 2077, bei dem die USA, China und die USSR gleichzeitig einen ganzen Hagel an Atombomben aufeinander niedergehen ließen, zwang alle Nordamerikaner unter die Erde, die zum Zeitpunkt der Detonation einen Bunker in der Nähe hatten. Der Rest starb oder mutierte zu unansehnlichen Scorch Beasts.
Laut Zeugenberichten aus dem Spiel und dem, was wir in der Fallout-Serie von Amerika gesehen haben, zerstörten die Bomben ganze Städte und erschufen durch riesige Krater neue Gebirge. Und natürlich sorgte nicht zuletzt der namensgebende Fallout dafür, dass auch Bereiche außerhalb des Bombeneinzugsgebietes radioaktiv verstrahlten.
Wir haben uns gefragt, wie ein solches Ereignis unsere Erde beeinflussen würde. Die Welt von Fallout ist eine Parallelwelt, die nicht nur andere Softdrinks und Elektronik, sondern auch andere Massenvernichtungswaffen hat.
Was passiert also bei einem tatsächlichen Atomkrieg mit unseren heutigen Mitteln? Was würde passieren, wenn die Fallout-Waffen in unserer Welt detonieren? Und was ist eigentlich Fallout?
Was ist Fallout?
Die einfachste Frage ist die nach dem Phänomen, das dem Spiel seinen Namen gibt: Fallout. Das ist das englische Wort für Radioaktiven Niederschlag, der entsteht, wenn ein Kernreaktor explodiert oder Kernwaffen eingesetzt werden. Beide Ereignisse verursachen Massen an radioaktivem Staub, der durch die Druckwelle in die Luft Atmosphäre geschleudert wird.
Zusammen mit bei der Explosion entstandenem Wasserdampf und radioaktiven Resten der Waffe zu einer radioaktiven Wolke, die über der Erde abregnet.
Die Partikel im Regen sorgen für eine hohe Strahlenbelastung der beregneten Gebiete und Vergiftungen. Der Fallout nach Hiroshima war beispielsweise pechschwarz, weil sich so viel Ruß in den Wasserdampf mischte.
Bei einer Atombombe entstehender Fallout kann sich über mehrere tausend Quadratkilometer verteilen. Je nach Wetterlage, Zündungshöhe und Explosionsstärke der Atombombe variiert seine Zusammensetzung.
Wenn die Bombe beispielsweise in großer Höhe gezündet wird, fallen die radioaktiven Teilchen von oben auf andere Wolken und können so sehr viel weiter reisen, bevor sie abgeregnet werden. Bei so etwas spricht man von Washout.
Atombomben in der echten Welt
Radioaktiver Niederschlag ist jedoch nur eine Nachwirkung von Atombomben. Die wichtigste und gleichzeitig schlimmste ist der Verlust von Menschenleben.
Eine Bombe vom Typ derer, die in Hiroshima und Nagasaki eingesetzt wurden, explodieren mit einer Kraft von 20.000 Tonnen TNT. Thermonukleare oder Wasserstoffbomben sogar mit einer Kraft von 10 Millionen Tonnen TNT.
Die Nukleare Kettenreaktion, die Feuerball- und Druckwellenbildung finden in den ersten 10 Sekunden statt, die Ausbreitung der Pilzwolke und der damit entstehende Fallout können über Monate gehen.
Der Feuerball, in dem Temperaturen von etwa 30.000 Grad Celsius entstehen, hat einen Durchmesser von bis zu 180 Metern und zerstört alles in seiner Reichweite sofort und komplett. Verstrahlungen und Verbrennungen treten danach noch in einem Umkreis von 1,9 Kilometern auf.
Mit der heutigen Bebauung und Wetterlage würden in einer Stadt wie Berlin auf einen Schlag 48.000 Menschen sterben, 160.000 weitere wären verletzt, mit wenig Chance auf Heilung. Und das wäre nur eine Bombe in Berlin. Auf der Welt existieren momentan circa 15.000 Atombomben, von denen einige sehr viel stärker als die Bombe in Hiroshima sind.
Nuklearer Winter
Was würde bei so einem Atomkrieg passieren? Angenommen, die Menschen hätten sich in Bunker retten können, so wie die Menschen in Fallout. Was würde währenddessen auf der Erde passieren, und was erwartet die, die nach 25 Jahren wieder an die Oberfläche zurückkehren.
Je nachdem, wo in den betroffenen Gebieten sie sich versteckt haben, könnte es ziemlich kalt werden. Klimawissenschaftler wie Alan Robock gehen nämlich davon aus, dass ein Atomkrieg einen nuklearen Winter nach sich ziehen würde.
Würden alle Atomraketen gleichzeitig gezündet und (abgesehen von Blindgängern) an unterschiedlichen Orten auf der Erde explodieren, hätte die Erde mit einer extremen Version von Fallout zu kämpfen.
Denn hier würden gleich mehrere Faktoren die Luft verschmutzen:
- Druckwelle schleudert Staub in die Luft
- Flächenbrände und Waldbrände erzeugen dichten Rauch
- Großbrände verdampfen Kunststoffe und Giftstoffe in den Städten
Die Kombination aus Öl- und Kunststoffbränden und Waldbränden kann, gerade in so großen Mengen, die Sonne verdunkeln. Während der Kuwaitinvasion in den Neunzigern setzten die Irakis beispielsweise Kuwaits Ölbrunnen in Brand.
Die Brunnen brannten auch 8 Jahre später noch, der dadurch entstandene Rauch absorbierte 75 - 80 Prozent des Sonnenlichts, sodass es mitten Am Tag stockdunkel wurde.
Rauchsäulen aus solchen Bränden gehen sehr hoch und schmal nach oben, während ein Flächenbrand weite Gebiete in den unteren Lufträumen verschmutzt. In einem nuklearen Winter käme beides zusammen: Eine fatale Kombination.
Die genauen Effekte eines nuklearen Winters sind bis jetzt unerforscht - schließlich hat es ihn noch nicht gegeben. Jedoch lassen sich mit anderen Vorkommnissen zumindest Prognosen erstellen. Alan Robock hat einen Fahrplan für die ersten 10 Jahre nach der Detonation aufgestellt:
- 75% weniger Niederschlag
- -15 bis -25 Grad Durchschnittstemperatur in den ersten Wochen (durch die Rußwolken)
- Danach Temperaturen wie zur Eiszeit (Euopa ca 30°C weniger, Nordamerika 20°C weniger)
- Mehr Schaden durch UV-Strahlung, weil die Ozonschicht teilweise zerstört wird
Der Temperaturumschwung hätte unter anderem katastrophale Auswirkungen auf die Pflanzenwelt. Importierte Pflanzenarten wie Mais könnten in Nordamerika beispielsweise schon nicht mehr wachsen, wenn die Durchschnittstemperatur nur um 3 °C sinkt, das gleiche gilt für Frühlingsweizen. Wir können also damit rechnen, dass alle Pflanzen auf der Erdoberfläche erfrieren.
Aber irgendwann wird der Winter ja auch vorbeigehen, denken wir uns, und dann könnten die eingefrorenen Samen unter der Erde theoretisch erblühen, sodass die Menschen 15 Jahre später auf ein Paradies blicken können!
Falsch gedacht.
Hier kommt die Sonne
Denn Forscher sowie auch die Entwickler von Fallout halten einen auf den Winter folgenden nuklearen Sommer für sehr wahrscheinlich.
Nachdem sich die Wolken verziehen, ist die Erde der durch die Explosionen durchlöcherten Ozonschicht und der dadurch verstärkten ultravioletten Strahlung ausgesetzt. Das führt zu einer extremen Version des Treibhauseffekts, den wir schon heute Beobachten können.
Das gesammelte CO² der Brände trifft auf das Methan, das freigesetzt wird, weil die tote organische Masse (Menschen, Tiere, tote Pflanzen) auftaut und verwest. Wie lange der nukleare Sommer dauern könnte, ist nicht genau bekannt. So langsam, wie das Ozonloch aber jetzt schon zuwächst, bleibt es glauben wir eine ziemlich lange Zeit warm.
Würden die Menschen nach 25 Jahren wieder an die Oberfläche zurückkehren, hätten sie nicht besonders viel, auf das sie sich freuen könnten.
Gesalzene Bomben
Wieso gibt es dann in Fallout 76 so viel Vegetation? Das liegt an der Art der Bomben, die von unseren heutzutage genutzten Atombomben abweichen. Die Warheads, die bei dem großen Krieg zum Einsatz kommen, sind Variationen einer so genannten Salted Bomb.
Dabei handelt es sich um ein theoretisches Konzept der Kernwaffentechnik, die die Explosionskraft zwar verringert, den radioaktiven Niederschlag jedoch verstärkt (in den ersten fünf Jahren um das 150-fache) und verlängert.
Zwar werden weniger Gebäude zerstört und auch die Brände dürften sich in Grenzen halten, was zu weniger Verdunklung führt. Dafür ist jedoch die Verseuchung umso stärker, die Effekte werden sehr anschaulich in den unterschiedlichen Spielen gezeigt.
Mit allem, was wir wissen, können wir behaupten, dass die Welt nach einer Fallout-Atombombenkatastrophe bis auf ein paar Kleinigkeiten genau so aussehen würde wie in den Rollenspielen dargestellt. Einzig die Killerfaultiere, Todeskrallen, Mothmen und andere Fieslinge wären wahrscheinlich nicht oder erst sehr viel später entstanden.
Schließlich treffen extreme Wetterbedingungen die größten Organismen immer am stärksten und zwingen die Spezies, kleiner zu werden. Vielleicht träfen die Siedler dann eher auf Todesstummel, normale Motten mit glühenden Augen und ein bisschen schnellere Faultiere.
Aber was glaubt ihr? Habt ihr euch mit dem Thema beschäftigt, kennt einen Wissenschaftler oder forscht vielleicht selbst auf dem Gebiet? Dann wollen wir eure Meinung hören.
Was glaubt ihr passiert nach einer Atomkatastrophe?
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