Letztes Wochenende gab es für mich während der Early Access-Beta die erste Gelegenheit, in Diablo 4 reinzuschnuppern und ich habe mir die Chance nicht nehmen lassen, meine Nase in den tödlichen Gestank zu hängen.
Nach Diablo Immortal war bei mir eine gewisse Grundskepsis vorhanden, da aber die Previews zu Diablo 4 sehr positiv ausgefallen sind, hatte ich Hoffnungen für den neuen Teil. Ich wünschte mir coole Hack&Slay-Action, eine motivierende Loot-Spirale und einen wesentlich düsteren Anstrich, als das im comichaften dritten Teil der Fall war. Dem Shared World-Konzept stand ich als MMO-Muffel dagegen eher kritisch gegenüber.
Insgesamt kann ich an dieser Stelle schon mal verraten: Obwohl die Vorbesteller-Beta gerade erst zu Ende gegangen ist, vermisse ich das Schnetzeln jetzt schon, auch wenn ich noch einige Kritikpunkte habe.
Hartgesottene Barbarin in einer düsteren Welt
Als sich die Pforten der Beta-Hölle öffneten, standen mir dieses Wochenende nur Jägerin, Barbarin und Zauberer zur Wahl. Mit meinem ersten Charakter wollte ich mich mitten ins Getümmel stürzen und dafür ist die hartgesottene Barbarin, mit ihrem wuchtigen Berserkermodus, einfach perfekt.
Ich wählte einen der zwei Körpertypen und passte Hautfarbe, Frisur, Make Up und Tattoos für meine “Barbarbara” mit den sehr limitierten Optionen im Editor an. Schieberegler, mit denen ich jedes einzelne Quäntchen an Augenbrauen oder Mundwinkeln anpassen kann, gab es leider nicht.
Umso schneller war ich jedoch bereit, Barbarbara ins bitterkalte Intro zu schubsen, in dem sie mutterseelenallein durch ein verschneites Gebirge reitet. Die Szene wirkt zunächst einsam, fast schon friedlich, aber Blut und Gedärme lassen nicht lange auf sich warten.
Falls ihr euch also fragt, ob Diablo 4 düster ist: Die Antwort lautet ganz klar: Ja - und das gilt nicht nur für das cinematische Intro, sondern für die Gestaltung der gesamten Welt. Egal, ob leichengesäumte Lichtungen mit triefend nassen Schneematsch, die Straßen der geschäftigen Hauptstadt Kyovashad oder finstere, staubige Höhlen - Schicke Grafik und morbide Stimmung geben sich die Hand.
Mich begeistern zudem die kleinen Details: Schlage ich auf ein Regal ein, fliegen die Bücher, aus einem Tisch wird Kleinholz und aus Kadavern am Wegrand quillt schmatzend das Blut. Oder braucht ihr bei all dem Höllenkram was Niedliches? Dann sagt doch mal “Hallo” zu den Hunden in der Stadt. Euer Charakter streichelt sie dann, woraufhin sie ihm sogar hinterherdackeln.
So sah es technisch aus:
Server und Warteschlangen: Am ersten Abend wechselten sich bei mir - wie bei vielen anderen Spielenden - lange Warteschlangen mit Fehlercodes ab, nachdem ich vom Server gekickt wurde.
Am Samstag hatte sich die Lage allerdings beruhigt. Meine Kollegen und ich haben uns munter auf Xbox Series X, PS5 und PC aus- und eingeloggt und waren stets nach höchstens einer Minute im Spiel. Berichte über fortlaufende Probleme gab es nur sehr vereinzelt.
Beim ersten Weltenboss gab es zunächst ein Spawn-Problem, woraufhin alle Zeiten um eine Stunde nach hinten verlegt wurden. Zu den neuen Terminen lief aber alles reibungslos.
Auch performancetechnisch lief die Beta auf vielen Plattformen schon richtig gut.
Im Couch Koop gegen Liliths Schergen
Nach dem Prolog, den jeder alleine absolvieren muss, ging es für mich in den Couch Koop. Das Spiel bietet uns direkt an, eine zweite Person einzuladen, wenn diese mit verbundenem Controller auf der Konsole angemeldet ist (und ebenfalls den Prolog absolviert hat). Rein- und rausspringen aus einer Partie ist daher herrlich unkompliziert.
Spiele ich im Couch Koop, wird es auf dem Bildschirm etwas bunter, da mehr Interfaces vorhanden und sowohl die Charaktere als auch ihr Loot farbig markiert sind. Ich persönlich störe mich aber daran nicht, da nicht im Splitscreen gespielt wird und ich die deutlichen Markierungen zur Orientierung brauche. Seht ihr das anders, habt ihr Möglichkeiten, Hervorhebung und Farben anzupassen.
Ist übrigens einer der Charaktere deutlich niedriger in der Stufe, wird er automatisch dem stärkeren angepasst. Ich kann problemlos mit einer Stufe 6 Jägerin mit einem Zauberer auf Stufe 20 mithalten.
Mich auf eine Klasse festzulegen, fällt mir nicht leicht. Die Klassen spielen sich grundverschieden und bringen weit verzweigte Fähigkeitenbäume mit, die es erlauben, den Charakter individuell zu spezialisieren.
Mit der Barbarin mische ich mich direkt in die feindlichen Reihen, was manchmal die Übersicht erschwert, sich aber auch richtig befriedigend anfühlen kann. Das ist beispielsweise der Fall, wenn ich mit dem ständig verfügbaren Sprungschlag auf die Gegner eindresche, um genug Wut für einen Axtwirbel aufzubauen, mit dem ich dann nur so durch Riegen aus Skeletten, riesigen Baumgeistern und Werwölfen mähe.
Mit der Jägerin setze ich dagegen auf eine Mischung aus Nah- und Fernkampf, habe zum Spielstart aber vor allem die Armbrust genutzt. Wie mit der Barbarin kann ich auch mit ihr Angriffe einsetzen, die Ressourcen verbrauchen; allerdings erfordern sie nicht Wut, sondern Energie, die sich über Zeit regeneriert. Dasselbe gilt auch für das Mana, das der Zauberer beim Einsatz starker Sprüche benötigt.
Die ultimativen Fähigkeiten, die wir in der Regel erst auf Stufe 25 freischalten, machen die Sache noch spannender. Wir müssen uns nämlich für nur einen der Skills, die zur Auswahl stehen, entscheiden. Diese Fähigkeiten sind richtig mächtig, haben aber im Vergleich zu den anderen Skills einen noch längeren Cooldown.
Einen sehr langen Cooldown hat übrigens auch der Ausweichschritt und damit werde ich bisher noch nicht glücklich. Ich habe zwar beim Zauberer die Möglichkeit, stattdessen auf eine Teleport-Fähigkeit zu setzen oder kann Ausrüstung finden, die mir zusätzlich eine Rolle verleiht. Der Basis-Ausweichschritt mit der langen Wartezeit passt aber nicht gut in meinen Spielfluss und gerade bei härteren Gegnern fehlt mir die Rolle aus Diablo 3.
Die Quests in der offenen Welt
In der Beta habe ich das erste Gebiet “Zersplitterte Gipfel” erkundet. Die zusammenhängende offene Architektur sorgt bei mir dafür, dass sich die Welt Sanktuario mehr wie aus einem Guss anfühlt, als das bei früheren Teilen der Fall war.
Nachladeruckler störten das Gefühl aber ab und an und Kolleg*innen berichteten sogar von einem Gummiband-Effekt, mit dem sie an bestimmten Stellen noch mal ein paar Meter zurückgezogen wurden. Fraglich ist, wie das dann erst aussieht, wenn wir auf Pferden durch die Welt preschen, was in der Beta nicht ging.
Hier könnt ihr euch das Fazit von Kollegin Ann-Kathrin anschauen:
Dass ich mich jetzt freier bewegen kann und die Gebiete skalieren, sodass ich immer eine Herausforderung habe, gefällt mir dagegen gut. Die Dungeons werden allerdings schon jetzt etwas eintönig.
Die Story des ersten Akts dreht sich um die Suche nach der verschollenen Mutter einer Frau namens Neyrelle und dabei treffen wir direkt auf die sehr präsente Oberdämonin Lilith, die überall ihre Krallen im Spiel hat.
In den Nebenaufgaben helfe ich mal, Exorzismen in zugigen Kellern durchzuführen, mal beschaffe ich verlorene Güter wieder oder kläre das Schicksal verschollener Personen. Nur wenige dieser Missionen haben interessante Wendungen, die meisten sind doch ziemlich simpel.
Die Bosskämpfe im Spiel bringen eigene Mechaniken mit und erfordern eine taktische Herangehensweise. Bei einer besonders coolen Gegenüberstellung verkrieche ich mich beispielsweise immer wieder in der schützenden Kuppel eines NPC-Freunds, um dem Arena füllenden Flächenschaden des Endgegners zu entgehen.
Und was ist mit den MMO-Elementen?
Ich stand der Shared World, in der ich immer online bin und neben meinen Koop-Partner*innen auf andere Spielende treffe, anfangs skeptisch gegenüber. Als Fan von Singleplayer-Spielen möchte ich mich beim Zocken nicht gerne mit Fremden beschäftigen.
Tatsächlich fiel das Konzept aber in der Beta weit weniger auf, als ich vermutet hätte. In Kyovashad, dem zentralen Anlaufpunkt, stolpere ich schon öfter über andere Personen, in der Stadt, in der sowieso viel los ist, fügt sich das für mich aber ganz gut ein.
Draußen in der Wildnis sind mir nur ganz sporadisch echte Menschen über den Weg, die schnell das Weite gesucht haben. Ob es an meiner grimmigen Barbarin lag? Manche Kolleg*innen haben es häufiger erlebt, dass Fremde World Events ausgelöst oder mit ihnen gemeinsam gekämpft haben.
Der einzige Kampf, den ich bewusst mit Fremden bestritt, war der Raid gegen Weltenboss Ashava, der nicht allein gespielt werden kann. Zu vier festen Terminen tauchte der mächtige Drache auf einem gefrorenen See auf, wo ich bereits mit einer Ansammlung anderer Mitstreiter*innen wartete.
Die Unterstützung war bitter nötig, da das Schuppentier ganz schön zäh ist, ordentlich austeilt und wir nur 15 Minuten Zeit bekommen, es zu besiegen. Dafür empfiehlt es sich, auf Stufe 25, dem Maximum der Beta, zu sein und das Equipment an den Gegner anzupassen. Als Belohnung winkt aber auch legendäre Ausrüstung und die Loot-Spirale ist eben immer noch eine große Verlockung, die mich in ihren Bann zieht.
In der Beta war dieses Team-Intermezzo beim Raid für mich eine nette Abwechslung. Ich bin aber nicht sicher, ob mir dieses Element im fertigen Spiel gefallen wird. Zwar bin ich wohl nicht gezwungen, Weltenbosse anzugehen, aber sie bieten mir eben großartigen Loot, für den ich ansonsten sehr lange farmen muss. Ich bin daher nicht sicher, ob da für mich die Balance passt und ob ich ganz schnell genervt davon bin, dabei auf Fremde angewiesen zu sein.
Insgesamt hat mich das Beta-Wochenende richtig gut unterhalten und mir Lust auf mehr gemacht. Ich hoffe, dass Diablo 4 auch über eine längere Spieldauer motivierend bleibt und genug Abwechslung bietet. Wie schon bei Diablo 3 plane ich ausgedehnte höllisch gemütliche Couch Koop-Abende mit dem neuen Spiel.
Konntet ihr schon reinschauen? Wie hat euch die Beta gefallen? Oder stürzt ihr euch erst nächstes Wochenende ins Getümmel?
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