Die Halle erbebte vor infernalischem Gebrüll. Es war, als hätten sich die Pforten der Hölle geöffnet und sämtliche Erzdämonen ihr Kommen mit bestialischen und donnerndem Gekreische angekündigt. Doch es war nicht das Ende der Welt, das sich da im Juni 2008 in einer Pariser Halle des Blizzard-Fan- und Spieler-Events Worldwide Invitational ankündigte. Denn eigentlich wollte Blizzard Entertainment »lediglich« das heiß erwartete Diablo 3 der Weltöffentlichkeit präsentieren. Doch als sich der Saal abdunkelte und auf einer Live-Gitarre die ersten Akkorde der Tristram-Melodie aus dem Ur-Diablo (1996, PC, PSone und Mac) erklangen, war es um die Fassung der Fan-Menge geschehen und hysterischer Jubel sorgte für einige gerissene Trommelfelle.
Promotion:Diablo 3 für Konsolen kaufen
Wer diesen Hype verstehen wollte, der sollte in den Jahren zwischen 1996 und 2001 dabei gewesen sein. Denn bereits das erste Diablo definierte damals die bis heute gültigen Regeln für Hack´n´Slay-Action-Rollenspiele (wie etwa für Torchlight, Dungeon Siege) Isometrische Ansicht, unterschiedliche Charakterklassen, ein fließendes Kampfsystem und eine nahezu hypnotisch wirkende Suchtspirale aus Levelaufstiegen und Item-Sammelei. Diablo 2 aus dem Jahre 2000 verfeinerte das ganze Spielprinzip zur Perfektion und genießt seitdem einen legendären Ruf unter den PC-Spielern.
Kein Wunder, dass nach der langen Durststrecke von acht Jahren der anfängliche Hype so groß war. Als Diablo 3 dann aber nach weiteren vier Jahren Entwicklungszeit 2012 endlich erschien, waren Enttäuschung und Wut zunächst umso größer. Denn ein permanenter Online-Zwang (auch für Solo-Spieler), fehlerhafte und nicht erreichbare Server, ein Echtgeld-Auktionshaus und ein schlecht ausbalancierter höchster Schwierigkeitsgrad ließen die übergroße Vorfreude augenblicklich ins Negative kippen. Erst zahlreiche Patches später konnte Blizzard den Spielern das Niveau präsentieren, das sie von den anderen Blizzard-PC-Titeln wie World of Warcraft oder Starcraft gewohnt waren.
PC-Spieler werden blass vor Neid
Und ausgerechnet dieses Spiel, das der bis dahin nahezu makellosen Bilanz eines legendären Entwicklerstudios eine gehörige Schramme versetzt hat, wird nun der erste Konsolenport seit den Ur-Tagen (zum Beispiel Lost Vikings auf dem SNES, 1992) von Blizzard Entertainment? Ist das eine gute Idee? Ja, und ob!
Zum Ersten eignet sich aus dem Blizzard-Portfolio Diablo am besten für eine Portierung, ganz im Gegensatz zu den Echtzeit-Strategiespielen Warcraft und Starcraft oder dem MMO World of Warcraft. Zum Zweiten handelt es sich nicht um eine lieblose Auftragsumsetzung, sondern sie wurde von langer Hand geplant und speziell für Konsolenbedürfnisse neu entwickelt. Zum Dritten verzichtet Blizzard für Playstation 3 und Xbox 360 auf die PC-Geißeln Onlinezwang und Echtzeit-Auktionshaus. Und zu guter Letzt wartet noch ein besonderer Trumpf: der unkomplizierte, flotte und höllischen Spaß entfachende Vier-Spieler-Koop, den wir wahlweise jeder für sich online oder vor einem Bildschirm mit nur einer Konsole gemeinsam mit Freunden zocken können. Da werden PC-Spieler ganz blass vor Neid.
Alles flüssig dank Gamepad
Doch der Reihe nach:Seit dem Serien-Ursprung hält sich das Genre der Action-Rollenspiele weitgehend an das gleiche Spielprinzip: Aus isometrischer schräg-oben Draufsicht steuern wir einen Helden durch monsterverseuchte Landstriche und Dungeons, erledigen Quests, vermöbeln Feinde, steigen im Level auf und sind stets auf der Suche nach besserer Ausrüstung.
In den meisten Fällen ist es nicht damit getan, das Spiel einmal durchzuspielen und den Endgegner zu legen. Nein, für den Großteil der Spieler fängt das Spiel dann auf den höheren Schwierigkeitsgraden in immer wiederkehrenden Durchläufen erst richtig an. Aus diesem Grund bauen viele Vertreter dieses Genres, so auch die Diablo-Reihe, auf zufallsgenerierte Levels, um Abnutzungserscheinungen vorzubeugen.
Entscheidend sind bei diesem Spielprinzip in erster Linie drei Kriterien: Spielfluss, Sammelwut und Aufstiegsspirale. Faktoren wie High-End-Grafik, mega-epische Story oder innovatives Questdesign sind für einen Großteil der Fans nachrangig oder spielen gleich gar keine Rolle.
Bei näherer Betrachtung ist diese Art von Spiel eigentlich prädestiniert für Konsolen, versprechen sie doch unkomplizierten und schnellen Spielspaß mit immenser Langzeitmotivation bei moderatem Hardwarehunger. Umso mehr muss es erstaunen, wie wenig Vertreter es vom PC auf PS3 oder Xbox 360 geschafft haben. Das Indie-Kleinod Torchlight, die deutsche Entwicklung Sacred 2 oder das ambitionierte, aber durchwachsene Dungeon Siege 3 sind hier noch die bekanntesten Vertreter.
Sie alle aber zeigen, dass das Gamepad bei der Steuerung von Hack´n´Slay-Rollenspielen der Maus-Tastatur-Kombi durchaus gewachsen sein kann, da wir alle wichtigen Tasten quasi sofort erreichen. Auch Diablo 3 macht sich das zunutze und präsentiert eine rundum flüssige, schnelle und präzise Steuerung (siehe Kasten). Davon konnten wir uns vor Ort bei einem Besuch bei Activision Blizzard Deutschland in Ismaning bei München persönlich überzeugen.
Während der linke Stick selbstverständlich der Bewegung dient, können wir mit Hilfe des rechten Sticks jederzeit Ausweichrollen hinlegen. In den später kniffligen Bosskämpfen mit ihren fiesen Spezialfähigkeiten ein durchaus nützliches Element. Auch hat Blizzard das Interface stark auf die Bedürfnisse der Gamepad-Steuerung angepasst.
Das klassische Inventar weicht einem praktischen Kreismenü und schon während des Spielens können wir über die obere Steuerkreuztaste durch alle Ausrüstungsgegenstände flippen, um schnell zu sehen, ob ein Ausrüstungsgegenstand besser ist als unser jeweils angelegter. Mit einem Tastendruck dürfen wir das Item dann augenblicklich anlegen. Egal ob mitten im Kampf, beim Warten auf Freunde oder während des Laufens - sehr praktisch. Zwar war bislang lediglich die Fassung für die Leadplattform PS3 spielbar, aber wir sehen keinen Grund, warum die Steuerung auf dem Xbox 360-Pad schlechter ausfallen sollte.
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