Geschafft: Was für den Hobbit vor drei Jahren als unerwartete Reise begann, einen kurzen Abstecher durch Smaugs Einöde wagte und nun auf die Schlacht der fünf Heere zusteuert, findet endlich ans Ziel. Wie immer natürlich in epischer, ausschweifend orchestrierter Größe, technisch brillant und meist mitreißend inszeniert, letzten Endes dann aber doch ein wenig zu kühl kalkuliert, zu vorhersehbar und zerfasert.
Aber von vorn - am besten ganz von vorn: Als sich Peter Jackson entschloss, das eigentlich als Kinderbuch konzipierte Abenteuer um Bilbo Beutlin und die Gesellschaft der Zwerge nach langem Hin und Her doch zu verfilmen, war bereits klar, dass der Tonfall weit weniger locker werden würde, als es im Buch der Fall ist. Nach dem Herrn der Ringe waren die Fans düstere Epen gewohnt - und die will man natürlich nicht enttäuschen.
Der Fünf-Minuten-Drache
Was sich in Der Hobbit: Eine unerwartete Reise noch leise abzeichnete und in Der Hobbit: Smaugs Einöde schon verdeutlichte, kulminiert hier nun mit voller Wucht. Die Schlacht der fünf Heere hat eine Dramatik erreicht, die locker mit Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs mithalten kann, im Grunde aber nichts mehr mit der kindlich-naiven Hobbit-Buchvorlage zu tun hat.
Dass mit dieser Hobbit-Trilogie eine wortgetreue Adaption der Vorlage entstehen würde, das stand aber ja ohnehin nie zur Debatte. Die Entscheidung, aus einem Buch drei Filme zu machen, wurde immerhin nicht allerorts bejubelt. Berechtigte Fragen, ob etwaige Leerräume, die angesichts der Kürze des Quellmaterials unweigerlich entstehen würden, nicht vielleicht mehr heiße Luft als notwendig produzieren würden, gab es immer wieder. Die Schlacht der fünf Heere beantwortet sie leider mit bestechender Effizienz.
Teil zwei endete - so viel Spoiler sei uns erlaubt - mit Smaugs Erwachen, ließ dessen Schicksal jedoch offen. Für die richtige Portion Cliffhanger-Momentum mag das passend gewesen sein, führt man sich in Teil drei nun aber vor Augen, wie viel Leinwandzeit der Drache eigentlich noch hat, wirkt die Streckung dann jedoch arg weit hergeholt. Was nicht heißen soll, dass der kurze Prolog zu Beginn nicht absolut spektakulär inszeniert wäre.
Wir brauchen Helden
Andere Szenen wirken dagegen extrem gestreckt. Die titelgebende Schlacht etwa umspannt im Buch ein paar Seiten, im Film nimmt sie praktisch die gesamte zweite Hälfte in Anspruch. Und dass, ohne dabei je die Dringlichkeit, den Druck des großen Finales aus Die Rückkehr des Königs zu entwickeln.
Das ist zum einen ein rein subjektiver Eindruck. Da das Publikum ja bereits weiß, was als nächstes passiert (siehe Der Herr die Ringe), fehlt natürlich die spannende Frage nach dem »Wie geht das hier wohl aus?«. Zum anderen fehlen der Schlacht der fünf Heere schlicht und ergreifend die großen Heldenmomente. Sämtliche namhaften Charaktere stoßen entweder erst später ins Kampfgetümmel oder bleiben einfach zu blass.
Gandalf, der einst in der Schlacht um Minas Tirith als zentraler Ankerpunkt fungierte, weil er wie von der Tarantel gestochen durch die Reihe preschte, Befehle gab, Orks zerschmetterte und irgendwie immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein schien, irrt hier fast schon planlos durchs Bild. Bilbo Beutlin bleibt als Titelheld sogar nahezu unbeteiligt. Wie ein Zuschauer in seinem eigenen Epos.
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