Fazit
Die TV-Serie Defiance bietet einiges Potenzial, dass sich aber erst noch richtig entfalten muss. Sie hat die Chance, eine grimmige und schonungslose Parabel auf den Umgang der Menschheit mit ungewollten Migranten und die dünne Decke der Zivilisation sowie der Rechtsstaatlichkeit zu werden. Dazu müsste es die Serie im Laufe der Staffel schaffen, den sozialen Sprengstoff des Rassen-Schmelztiegels Defiance greifbar zu machen und vor allem interessanten Nebencharakteren wie Datak und Stahma Tarr oder Rafe McCawley genügend Raum für Entwicklung und Tiefe zu geben.
Ausgerechnet bei der Hauptfigur Nolan sehe ich dieses Potenzial bisher aber nicht. Er ist das platte Abziehbild des uramerikanischen Helden: Ein harter und eigennütziger Einzelgänger und Cowboy, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Dazu kampfgestählt, militärisch ausgebildet, ohne Zweifel, ohne Reue, voller Selbstüberzeugung. Mit Frauen kann er selbstredend auch. Ohne weitere Risse in seiner glatten Oberfläche und Brüche in seiner Biographie droht der neue Gesetzeshüter von Defiance zur Karikatur zu werden. Hoffentlich haben die Drehbuchautoren hier noch einiges in petto. Außerdem wird, wie so oft bei Science-Fiction-Serien, gelegentlich der Produktionsaufwand der angestrebten Epik in der Erzählung nicht gerecht. Die Spezialeffekte wirken häufig sehr artifiziell und die finale Schlacht der Pilotfolge lässt die fehlenden finanziellen Mittel leider zu deutlich erkennen. Daher wäre es umso wichtiger, den Charakteren und der Handlung in den kommenden Folgen mehr Priorität einzuräumen. Das gesellschaftlich relevante, ernste Thema hat es verdient. Ich bin auf die Entwicklung von Defiance sehr gespannt.
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