Nach den ersten beiden Trailern von der E3 und den Game Awards 2016 war ich von Death Stranding begeistert. Doch Hideo Kojima entschied sich dazu, mir in den folgenden Jahren immer wieder mehr Rätsel und unverständliches Chaos aufzutischen. Das ging soweit, dass sich meine anfängliche Begeisterung in absolutes Desinteresse verwandelte.
Dank der gamescom 2019 hat sich Death Stranding nun aber auf meiner Warteliste ganz weit nach oben geschoben. Endlich, nach 3 langen Jahren, habe ich eine ungefähre Ahnung davon, was Kojima eigentlich von mir will.
Max Franke
@mafra_tw
Ich will gleich erwähnen, dass ich kein Kojima-Fan bin. Ich habe Metal Gear Solid 4 mal angefangen, aber nach 30 Minuten direkt beendet und nie wieder angerührt. Der ganze Personenkult um Kojima geht dementsprechend vollkommen an mir vorbei. Das soll nicht heißen, dass ich ihm seine Kreativität abspreche. Ich habe nur einfach keine emotionale Verbindung zu seinem bisherigen Schaffen.
Das Tal der Ungewissheit
Death Stranding hat mich mit den ersten Trailern trotzdem abgeholt. Ich mochte (und mag) das Artdesign extrem gerne und ich fand auch das Rätselraten nach den ersten Bildern wirklich spannend. Ich habe zu Beginn viel Zeit im entsprechenden Subreddit verbracht und mir gerne die teils abstrusen Theorien der Fans durchgelesen. Irgendwann stellte sich dann aber die Übersättigung bei mir ein.
Nach über einem Jahr ohne konkrete Anhaltspunkte hatte ich einfach oft genug gehört, dass Kojima "der Beste der Besten" sei und auch die Community, die jeden von Kojima auf Twitter geteilten Grashalm zum Sinnbild seiner Kreativität erklärte, ging mir irgendwann auf die Nerven. Alle neuen Trailer unterstützten dieses Gefühl, denn für mich kamen nie nennenswerte Infos hinzu. Es wurde nur noch verwirrender und dadurch langweiliger.
Ich brauchte richtige Informationen. Ich wollte endlich wissen, worum es in Death Stranding geht und nicht wieder das nächste kryptische Video oder Statement, das mehr Fragen verursachte, als beantwortet wurden. Jetzt endlich, wenige Monate vor dem Release des Spiels am 8. November, hat Kojima in für mich verständlichen Worten erklärt, was das Ganze eigentlich soll.
Eigentlich ist alles ganz einfach
Dabei ist die Info, die mein Interesse am Spiel wiederbelebt hat, eigentlich erstaunlich simpel. Nachdem die USA durch das "Death Stranding"-Event zerstört wurden, muss Sam die zersplitterten Städte des Landes vereinen, um die Nation wieder aufzubauen. Damit das gelingt, muss die Präsidentin von Terroristen befreit werden, die das verhindern wollen.
Zusätzlich zu dieser grundlegenden Prämisse kamen noch ein paar Hinweise dazu, was das Death Stranding genau ist und warum wir in einigen Trailern Sequenzen aus dem 1. Weltkrieg gesehen haben. Das Totenreich ist nämlich mit unserer Welt durcheinander gekommen und die unsichtbaren Wesen ("BTs") sind Verstorbene, die uns an den Ort ziehen, an dem sie aus dem Leben geschieden sind - und das sind eben häufig Kriegsschauplätze.
Es bleiben natürlich trotzdem noch viele Fragen offen. Die Rolle des von Mads Mikkelsen gespielten Antagonisten Cliff ist zum Beispiel weitestgehend unbekannt und das kann auch gerne bis zum Release so bleiben. Genauso wie Geheimnisse rund um die Story. Schließlich geht es gar nicht darum, alles zu wissen. Nur eben genug, um verstehen zu können, worauf ich mich eigentlich freuen soll.
Endlich mehr Klarheit
Diese Basis an Infos hat mir bisher gefehlt, damit aus all dem Wirrwarr aus Charakternamen, unsichtbaren Wesen, Babys in Tanks und Kojimas Anekdoten von Stöcken und Seilen eine halbwegs formbare Masse entsteht. Ich habe jetzt eine Art Raster, an dem ich die Bilder aus den bisherigen Trailern sortieren kann und das motiviert mich, weiter darüber nachzudenken und eigene Theorien zu spinnen.
Ein verbleibender Haken ist aber das Gameplay. Denn während mich die Geschichte, das "Death Stranding" und Ausflüge ins Totenreich sehr ansprechen, weiß ich spielerisch nur, dass Sam von A nach B läuft. Außerdem kann er stolpern, Leitern aufstellen und Pilze durch urinieren wachsen lassen. Zwischendurch hab ich noch generisch wirkende Kämpfe mit Banditen gesehen. Das wirkt jetzt alles nicht besonders spannend.
Auch dass das Spiel laut Kojima die Spieler auf der ganzen Welt indirekt miteinander verbinden soll und damit ein völlig neues "Strand-Genre" entstehe, lässt mich vollkommen kalt. Die bisher gezeigten indirekten Multiplayer-Features hat Demon's Souls vor 10 Jahren schon eindrucksvoller hinbekommen, aber ich lass mich auch gerne überraschen. Hier muss mir Kojima noch beweisen, dass er dem Ruf gerecht wird, den er bei seinen Fans hat.
Eine vielversprechende Welt
Die Prämisse der Handlung von Death Stranding ist simpel und nicht wirklich kreativ. "Baue das zerstörte Land wieder auf und rette die Prinzessin" ist sogar das genaue Gegenteil von "Genie". Kojima weiß das auch selbst und hat die eigentliche Einfachheit der Story sogar von sich aus zurecht mit Super Mario verglichen.
Doch wie so oft bei guten Geschichten geht es mir auch nicht um die eigentliche Prämisse, sondern um das Worldbuilding drumherum und da scheint mir das Spiel sehr vielversprechend zu sein. Wie spannend die Welt am Ende sein wird, weiß ich natürlich noch nicht. Vielleicht werde ich nach dem Abspann völlig enttäuscht feststellen, dass mir Kojimas erschaffenes Universum gar nicht gefallen hat.
Was das Worldbuilding betrifft, bin ich nun aber zumindest hoffnungsvoll. Auf die drei Jahre der Verwirrung und Unwissenheit zwischen Ankündigung und Release darf Kojima beim nächsten Spiel gerne verzichten, aber zumindest kann ich die bisher gesammelten Bruchstücke im Fall von Death Stranding nun zu einem verständlichen Ganzen zusammenfügen. Und dieses neue Gebilde gefällt mir aktuell sehr gut. Ich freu mich (wieder) drauf!
Was meint ihr dazu? Freut ihr euch auf Death Stranding?
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