From Softwares Dark Souls 3 ist das erste Souls-Spiel, bei dem ich schmunzeln muss. Und ja, ich weiß: Eigentlich gehört sich das nicht. Normalerweise sollte ich fluchen, wüten und verzweifelt im Kreis rennen, während ich die Mutter des Monsters beleidige, das mich gerade zum zehnten Mal abgemurkst hat. Aber genau wegen dieser Gedanken grinse ich: Wir Dark-Souls-Spieler sind schon ein ulkiges Völkchen. Wenn man rein theoretisch durch einen der bisherigen Serienteile bequem am Wochenende durchlaufen könnte, Monster und Bosse schnetzelt und dann entspannt die Credits genießt, wäre der Aufschrei gigantisch.
Viele würden rufen: Was soll denn der Casual-Quatsch?! Ich will keine entspannte Zocker-Session, sondern leiden! Ich will sterben, scheitern, mir die Haare raufen und meinen eigenen Frust runterschlucken! Dark Souls spielt man mit einem Kloß im Bauch. Es geht nicht darum, Dutzende Monster zu bekämpfen - der wahre Endgegner ist das eigene Versagen! Publisher Bandai Namco weiß das und kennt die eigene Zielgrippe sehr genau. Unter anderem deshalb wurde mir auf einem Anspiel-Event in Hamburg sogar explizit versichert, dass Dark Souls 3 der schwierigste Teil aller Zeiten werden soll.
Nachdem ich zig Stunden mit der Testversion verbracht habe, bin ich überrascht. Denn das stimmt so nicht. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass der Abschluss der Souls-Trilogie der bisher leichteste Teil ist. Aber bevor jetzt einer »Casualisierung« in den Raum ruft: Im Test zeige ich, warum Dark Souls 3 trotzdem unheimlich viel Spaß macht - und für welchen Spielertyp es genau das richtige ist.
Technische Probleme? Bisher konnten wir uns nur einen Eindruck der PS4-Version von Dark Souls 3 machen. Die läuft technisch weitgehend fehlerfrei - Bugs und Glitches haben wir bisher nicht entdeckt. Die Ladezeiten sind kürzer als bei Bloodborne, einzig die Bildrate ist serientypisch wieder ein kleines Problemkind: Gelegentlich ruckelt das Geschehen - allerdings stören diese Ungereimtheiten den Spielfluss kaum, weshalb wir von einer Abwertung absehen.
Gestatten: Dimitry, Söldner-Lady
Damit man einschätzen kann, was für mich »schwer« oder »leicht« überhaupt heißt, hier ein paar Worte zu meinem Profil: Ich habe Unmengen von Stunden mit den Dark-Souls-Spielen und Bloodborne verbracht, den Erstling sogar mehrfach durchgespielt, mich in PvP-Kämpfe gestürzt und gemeinsam mit meinen Kumpels anderen Spielern im Koop geholfen (ich konnte den Four-Kings-Boss am Ende blind legen). Trotzdem gehöre ich nicht zur »Elite« der Souls-Spieler, habe nie einen »SL1-Run« versucht, also das Spiel ohne Levelaufstieg zu beenden.
Und im PvP von Bloodborne kriege ich noch viel zu oft auf die Mütze. Obwohl meine Kollegen mich für einen Souls-Crack halten und ich kein blutiger Anfänger mehr bin: Wenn ich Dark Souls 3 spiele, kann ich (gemessen an den vielen Toden, die ich letztes Jahr beim Bloodborne-Test gestorben bin) relativ gut die Perspektive eines »durchschnittlichen« Souls-Enthusiasten einnehmen.
Mit diesem Wissen als Grundlage will ich mich bei Dark Souls 3 trotzdem ein bisschen selbst herausfordern. Also erstelle ich mir anders als bei den meisten ersten Durchläufen keinen gepanzerten Ritter, sondern eine flinke Söldner-Dame namens Eris. Meine Heldenfigur trägt in jeder Hand ein kurzes Schwert, setzt voll auf Geschicklichkeit und muss sich im Gefecht auf schnelles Ausweichen verlassen. Schon zwei Treffer können tödlich sein - mein Build erfordert enormes Fingerspitzengefühl.
Der Charaktereditor ist übrigens angenehm vertraut: Neben den üblichen kosmetischen Spielereien am Gesicht meiner jungen Dame (das ich im Lauf des Spiels dank Helm ohnehin nie wieder sehe) gibt es diverse Klassen, aus denen man wählt. Ein dicker Ritter startet mit ordentlich Stärke und einer dicken Rüstung, der Assassine ist hingegen für gemeine Flüche in Kombination mit einem schnellen Schwert gewappnet. Und wie immer gibt's auch den nackten Bettler für Masochisten, der im Prinzip schon zu Beginn verskillt ist.
Kein Multiplayer? Zum Testzeitpunkt waren die Server von Dark Souls 3 noch nicht online verfügbar. Über den kompletten PvP- und Koop-Multiplayer können wir deshalb noch keine Angaben machen. Sobald der Mehrspieler an den Start geht, sehen wir uns die Sache an und testen unter anderem den neuen 6-Spieler-PvP - sollte das sich extrem auf die Wertung auswirken, werden wir uns eventuelle Anpassungen des Testurteils vorbehalten.
Asche aufs Haupt, und zwar volles Pfund!
Mit Eris betrete ich die neue Welt von Lothric - ein düsteres, apokalyptisches Fantasy-Setting, in dem fast alles Leben gewichen scheint. Ich selbst erwache zu Beginn als Untoter aus der Asche eines Gräberfeldes mit einem einzige diffusen Auftrag: Finde die Aschefürsten. Die sogenannten Lords of Cinder sind nämlich eigentlich die Herren von Lothric, haben das Land aber verlassen - das soll meine Eris rückgängig machen. Das knappe Intro deutet bereits an, dass sich die einstigen Lords nicht kampflos geschlagen geben. Dark Souls 3 erinnert hier an den Erstling, wo in der Einleitung ebenfalls die großen Bosse vorgestellt werden.
Wie gewohnt findet die eigentliche Story größtenteils im Hintergrund statt. Aus den melancholischen Kommentaren der wenigen NPCs und diversen Item-Beschreibungen muss ich mir selbst zusammenreimen, was hier eigentlich passiert ist. Das macht dem interpretationsfreudigen Story-Tüftler in mir nach wie vor Spaß, allerdings erreicht die Welt von Lothric nicht den Charme des ersten Dark Souls oder die Kreativität von Bloodbornes viktorianischem Yharnam.
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