Recycling ist nicht immer richtig
Etwas mehr hätten wir uns auch von der neuen Spielwelt und deren Bewohnern erhofft. Einige der über 20 Abschnitte ähneln den Schauplätzen des ersten Dark Souls nämlich verdächtig stark. Das erste Gebiet »Wald der gefallenen Riesen« könnte glatt als »Stadt der Untoten« durchgehen, der »Heideturm« gleicht »Anor Londo« und »Das Loch« wirkt mit seinen in Dunkelheit gehüllten Holzbauten wie der Zwillingsbruder von »Queelags Sphäre«.
Diese Wiederverwertung kann man auch bei manchen Gegnern beobachten. Dick gepanzerte Hünen mit noch dickeren Schwertern kennen wir ebenso wie Basilisken und auch dieser Bosskampf gegen Gargoyles auf einem Kirchturm kommt uns merkwürdig bekannt vor. Nicht falsch verstehen: All das macht zwar immer noch viel Spaß, insbesondere für Kenner der Vorgänger entfaltet Dark Souls 2 aber längst nicht so viele »Wow-Momente« wie Teil Eins, man denke da nur an die erste Reise ins Finsterwurz-Becken mit Hydra und Kristallgolems.
Wenn die richtigen Stellen aber mal erreicht sind, dann wird's trotz hoffnungslos veralteter Grafik-Engine verdammt atmosphärisch. Der Drachenhort, den wir kurz in einem der Trailer bestaunen durften, ist so grandios in Szene gesetzt, dass wir minutenlang innehalten, um das Szenario mit all seinen verschlungenen Brücken und den vorbeigleitenden Lindwürmern auf uns wirken zu lassen. Ebenso wuchtig: Ein nächtlicher Schlossbesuch, der mit Blitz, Donner und den passenden Lichtverhältnissen Gänsehaut heraufbeschwört.
Die Endgegner erreichen zwar nicht immer das Niveau von Dark Souls, sind aber trotzdem noch skurril, furchteinflößend oder ekelhaft genug, um im Gedächtnis zu bleiben. Ein Obermotz, dessen Sirenengesang uns durch einen ganzen Abschnitt begleitet, hat es uns besonders angetan. Mehr wollen wir aber nicht verraten.
Wenn's mal wieder länger dauert
Das Prinzip »Wenig Zuckerbrot, viel Peitsche« funktioniert zudem immer noch wie eh und je. Wenn uns ein Boss das Leben zur Hölle macht, bleiben uns meist mehrere Möglichkeiten, den Spieß umzudrehen. Wir könnten zum Beispiel zum Menschen werden und dadurch andere Spieler oder NPCs beschwören, die uns dann zu Hilfe eilen. Alternativ könnten wir uns nach Abschnitten umsehen, die wir noch nicht aufgeklärt haben.
Sollten wir weder Menschlichkeit zur Hand haben noch andere Gegenden finden, bleibt uns natürlich noch das klassische Farmen. Wie schon im ersten Teil sammeln wir Seelen und Rohstoffe, verbessern damit unsere Waffen und Rüstungen und können unsere Angriffswerkzeuge später sogar verzaubern lassen. Unsere Hellebarde teilt zum Beispiel mit jedem Schlag zusätzlichen Blitzschaden aus, während unser Ersatzbreitschwert auf Verbrennungen setzt.
Natürlich gibt es auch wieder die Möglichkeit, verstärkte Waffen mit Boss-Seelen in einzigartige Gegenstände zu verwandeln, allerdings hatten wir beim ersten Durchlauf entweder nicht die passende Waffe oder den passenden Schmied parat - das Spiel verrät es uns nicht. Im Test jedenfalls haben wir insgesamt 27 Obermotz-Seelen gesammelt und konnten unseren beiden mühsam hochgespielten Waffen dennoch nicht damit aufrüsten. Aber so ist das eben in Dark Souls 2: Wir müssen erst mal herausfinden, was wo wann funktioniert. Darin besteht ja einer der Reize des Spiels, ein Großteil des Boss-Seelen-Potenzials erarbeitet man sich erst im Endgame nach dem x-ten Durchlauf.
Und was ist mit Multipayer?
Wie gehabt bietet Dark Souls 2 keinen klassischen Multiplayer-Modus mit Freundes-Einladungen und Serverbrowsern, dennoch kann man auch hier gemeinsam mit anderen Abenteurern kämpfen. Sobald wir den Online-Modus aktivieren, besteht die Chance, dass andere Spieler in unsere Welt eindringen - um uns mitten im härtesten Kampf in den Rücken zu fallen.
Selbst als menschliche Hülle sind wir nun nicht mehr vor Übergriffen anderer Abenteurer sicher. Außerdem können wir freundlich gesinnte Koop-Mitspieler beschwören. Wenn wir bestimmten Multiplayer-Gilden beitreten, werden die Helfer nun zudem automatisch herbeigerufen, um uns beispielsweise im Gefecht gegen andere Spieler zu unterstützen. Erstmalig dürfen wir auch mittels Sprach-Chat mit menschlichen Helfern kommunizieren. Ob das auch bei Feinden klappt, ist bisher noch unklar, passen würde es allerdings.
Ausprobieren konnten wir den Multiplayer-Modus indes noch nicht, da die Server während unserer Testphase noch nicht aktiviert waren. Auch die PvP-Arenen waren noch nicht betretbar. Und noch dazu so gut versteckt, dass wir während unserer Testphase keine einzige entdeckt haben. Dafür durften wir bereits im Optionsmenü wählen, ob wir nur auf regionale Mitspieler treffen oder ob weltweit gesucht werden soll.
Wer hat noch nicht genug?
Zwei kleine Zugeständnisse an Gelegenheitsspieler haben sich dann übrigens doch in Dark Souls 2 eingeschlichen, allerdings dürfen auch Hardcore-Spieler durchaus dankbar dafür sein. Zum einen können wir endlich unsere Fähigkeitspunkte komplett umverteilen, den passenden Gegenstand vorausgesetzt.
Zum anderen verschwinden Gegner in Bereichen, in denen wir zu oft gestorben sind - was aber natürlich nur für normale Monster gilt, nicht für Bosse. Wer später gut gestärkt zum Seelensammeln zurückkehrt und seine 08/15-Feinde wiederhaben will, der kann sie sich mit dem sogenannten Asketenleuchtfeuer zurückholen. Natürlich hat die Sache einen Haken: Die Bösewichte sind fortan stärker. Wir sollten uns also gut überlegen, wann und ob wir den Gegenstand einsetzen, denn die Beschwörung darf nicht mehr rückgängig gemacht werden.
Nach 50 Stunden Hardcore-Abenteuer können wir ruhigen Gewissens sagen: Dark Souls 2 ist ein sehr gutes Spiel, dass sich weiterhin nicht dem Mainstream beugt, aber durch sein teilweises Recycling nicht ganz an die Klasse des ersten Teils heranreicht. Für den Nachfolger wünschen wir uns etwas mehr Mut zur Abwechslung. Und bis dahin verbleibt eine Zahl: 374.
Naja, so ganz stimmt das dann auch wieder nicht. Nach dem ersten Durchlauf wartet wieder »Neues Spiel Plus« inklusive neuer Gegnertypen - und natürlich stürzen wir uns abermals gerne ein zweites Mal ins Abenteuer, um zu fluchen, zu hadern und letztlich doch zu frohlocken. Ganz am Ende verleibt also eine Zahl, die 374 bei Weitem übersteigt - und wir werden uns noch lange daran erinnern.
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