Knackige Schwierigkeitsgrade
Crysis 3 bleibt dem Spielverlauf der beiden Vorgänger treu: Zunächst legen wir uns mit menschlichen Gegnern an, dann mit menschlichen und außerirdischen und schließlich ausschließlich mit Aliens. Gingen einem die Außerirdischen in Teil eins und zwei noch recht flott auf den Zeiger, so schafft Crysis 3 das Kunststück, uns bis zum Schluss zu fesseln. Was nicht etwa am sprunghaft angestiegenen Intelligenzquotienten der Gegner liegt, sondern allgemein an der Abwechslung im Leveldesign und den vielen Möglichkeiten.
Die KI von Menschen und Ceph reicht von »Hallo, merkt ihr noch was?« über »Ach du grüne Neune, jetzt haben sie mich im Sack!« bis zu »Ja klar, olle Cheater-KI!«. Grundsätzlich beherrscht die KI also alles, was andere gute KIs in anderen guten Spielen auch können: brauchbare Deckungssuche, gemeingefährliche Heldensuche, aber hin und wieder eben auch dummes Rumstehen, obwohl gerade fünf Meter weiter einer der Kameraden einen lautstarken Abgang gemacht hat.
Weil Crytek aber nicht kleckert, sondern klotzt und einem nicht selten eine gefühlte Hundertschaft (mit Option auf Verstärkung) in den Weg wirft, bleibt‘s durchweg spannend. Als erfahrener Pistolero vielleicht nicht unbedingt auf dem Anfänger-Schwierigkeitsgrad Rekrut, aber ganz sicher auf Veteran und auf Super-Soldat. Die Gegner-KI wird dabei zwar nicht besser, aber aggressiver (mehr Granaten).
Kurz, aber gut
Der Schwierigkeitsgrad, die gewählte Vorgehensweise und die Akribie bei der Erkundung bestimmen letztlich die Zeit, die man mit Crysis 3 verbringt. Nach dem ersten Durchlauf vermerkte der Ego-Shooter für uns etwas über fünfeinhalb Stunden, allerdings handelt es sich bei der Zahl um die Netto-Spielzeit, in der keine Wiederholungen von Abschnitten erfasst wird. Auf den darunter liegenden Levels dürften mehr oder weniger erfahrene Spieler zwischen sechs und zehn Stunden mit dem Titel beschäftigt sein.
Zwischen sechs und zehn Stunden voll prächtiger Unterhaltung für Fans der Serie aber auch für alle anderen Shooter-Begeisterten. Crysis 3 toppt den direkten Vorgänger nicht nur in der Grafik, sondern vor allem im Leveldesign und den spielerischen Möglichkeiten. Leerlauf? Komplette Fehlanzeige! Nicht eine Sekunde haben wir uns gewünscht, man möge uns in ein anderes Kapitel verfrachten oder es möge gar bald vorbei sein. Moment! Letzteres stimmt dann doch nicht. Beim Abspann (gruselige 15 bis 20 Minuten) haben wir uns sehnlichst gewünscht, er möge bald vorbei sein. Überspringen lässt der sich nämlich nicht. Und wir wollten doch unbedingt noch das kleine Rausschmeißerfilmchen danach sehen. Weil Psycho darin die Hauptrolle spielt.
Der Multiplayer
Genau wie Crysis 2 setzt auch Crysis 3 auf einen Multiplayer im überschaubaren Call-of-Duty-Stil. Also kleine Karten, bekannte Spielmodi wie Deathmatch oder Capture-the-Flag-Varianten plus Level-ups und Freischaltungen für die Spieler. Allerdings kommt in Crysis stets noch der Faktor Nano-Anzug hinzu. Und den hat Crytek für den Multiplayer von Crysis 3 gehörig überarbeitet.
Statt wie in der Solokampagne oder wie im Mehrspieler-Teil des Vorgängers auf einen Energiebalken beschränkt zu sein, der sowohl Rüstung als auch Tarnung versorgt, stehen uns nun zwei Energieleisten zur Verfügung. Die eine für Rüstung, die andere für die Tarnfunktion. Und beide laden sich rasend flott wieder auf. Außerdem verbraucht der Anzug beim Sprint nun gar keine Energie mehr.
Das Ziel dieser Veränderungen: mehr Tempo ins Geschehen zu bringen. Und das nach unseren Erfahrungen mit der Testversion und in der offenen Beta auch bestens funktioniert. Statt sich in hintere Kartenecken zu verziehen und nur das Scharfschützengewehr zu zücken, rennen nun die meisten Spieler wie die Derwische durch die klar strukturierten Karten. Und schnappen sich dann und wann auch eine der rumliegenden, nicht wieder aufladbaren Alien-Waffen oder gar einen so genannten Pinger, also einen großen Mech, mit dem sie durch die Levels stampfen. Auf manchen Karten gibt‘s auch Fluggeräte, die automatisch ums Geschehen kreisen und in denen man sich ans Bordgeschütz klemmen darf. Was für noch mehr Action sorgt.
Menschen, die es gern beschaulicher haben, spielen vorzugsweise »Hunter«, den neuen Spielmodus, mit dem Crysis 3 aufwartet. Darin starten zwei Spieler als Jäger mit Dauertarnung und Bogen, die anderen sind gewöhnliche Cell-Soldaten ohne Spezialfähigkeiten. Die Jäger müssen in Folge die Soldaten erledigen und sie dadurch in neue Jäger verwandeln. Die Cells müssen das verhindern -- indem sie sich verkriechen und darauf hoffen, dass sie von den Jägern erst gar nicht entdeckt werden oder ihrerseits die Jäger zur Strecke bringen.
Eine akustische Warnung verrät immerhin, ob sich ein Leisetreter in der Nähe befindet und mit einer EMP-Granate kann man die Dauertarnfunktion kurzzeitig aushebeln. Am Ende gewinnt schlicht der Spieler mit den meisten Punkten, die er sich durch erledigte Gegner und Nichtentdecktwerden verdient hat.
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