E.T. Die Goonies. Karate Kid. Gremlins. Joy Stick Heroes. Stand by Me.
Die 1980er waren ein Jahrzehnt voller Abenteuerfilme. Knapp dreißig Jahre später suchen wir moderne Nachfolger der bebliebten Kult-Klassiker aber vergeblich. Zumindest im Kino, denn immerhin bilden Videospiele hier eine Ausnahme. Entwickler Fourattic setzt uns mit Crossing Souls die rosarote Nostalgiebrille auf und schickt uns in ein waschechtes 80er-Jahre-Abenteuer.
Das pixelige Action-Adventure mit der klassischen Top-Down-Perspektive lässt uns in die Rollen von Chris, Matt, Charlie, Big Joe und Kevin schlüpfen, deren Leben sich an einem Sommertag im Jahr 1986 schlagartig verändern. Schuld ist ein mysteriöser pinker Stein, den die Freunde finden. Der erlaubt es ihnen, zwischen der Welt der Lebenden und dem Reich der Toten hin und her zu reisen. Sieht ihre namenlose kalifornische Heimatstadt in einem Moment aus wie immer, wandern nach der Aktivierung des sogenannten Duat plötzlich unzählige Geister zwischen den lebendigen Bewohnern des kleinen Orts.
Was anfangs wie eine tolle Möglichkeit wirkt, mehr Zeit mit dem kürzlich verstorbenen Hund Sparky zu verbringen, nimmt schnell ernste Züge an, als die Fünf bemerken, dass ihr Fund sie mitten in eine lebensbedrohliche Verschwörung katapultiert hat.
Zwischen Ratten und verfluchten Bibliothekarinnen
Crossing Souls bietet eine gute Mischung aus großen und kleinen Rätseln, Sprung-Passagen und Kämpfen. Während sich normale Feinde wie Zombies oder Gangmitglieder einfach mit ein paar Knopfdrucken erledigen lassen, zieht der Schwierigkeitsgrad in Bosskämpfen oder bei einigen Knobeleien teils unverhältnismäßig an.
Kämpfe laufen fast immer gleich ab: Eine kleine Gruppe Gegner (die sich alle mehr optisch als spielerisch unterscheiden) versucht uns den Garaus zu machen, und wir wehren uns je nach Charakter mit Sprungseil, Baseball-Schläger, Fäusten oder Laserpistole. Kombinationen oder Strategie suchen wir hier vergeblich.
Bosskämpfe sehen hingegen ganz anders aus. Im Gegensatz zu den restlichen Auseinandersetzungen erfordern sie tatsächlich Taktik. So müssen wir beispielsweise beim Kampf gegen eine Geisterbibliothekarin darauf achten, immer außerhalb ihres Sichtfelds zu bleiben. Gelingt uns das nicht, grillt sie uns, bevor wir uns an sie heranschleichen können. Befinden wir uns aber hinter ihr, können wir sie mit gezielten Schlägen auf ihr magisches Buch schwächen, bis sie letztendlich verschwindet. Zwar zeichnen sich innerhalb der Bosskämpfe schnell Muster ab, die sie berechenbar machen, über Abwechslung können wir uns hier aber kaum beklagen.
Frust statt Spaß
Anstatt Langeweile kann es allerdings sein, dass an bestimmten Stellen Frust aufkommt. Verantwortlich dafür ist nicht nur der schwankende Schwierigkeitsgrad bei Kämpfen, sondern auch der bei Rätseln. Ab und zu stolpern wir in Crossing Souls über Puzzles, deren Lösung vielleicht nicht schwierig, dafür aber sehr beliebig wirkt oder mit viel Backtracking verbunden ist.
In einer Geisterstadt, die wir im Verlauf der Story besuchen, stolpern wir auf der Suche nach einem Tagebuch beispielsweise auf ein großes Schachbrett und diverse Symbole, die gemeinsam einen Schlüssel zu bilden scheinen. Die einzige Hilfestellung in der Nähe ist allerdings alles andere als eine Hilfe und so müssen wir lange herumprobieren bis wir endlich voran kommen - ein unverhältnismäßig großer Sprung von der bisherigen Frage "wie komme ich durch diese Tür?", die den Kern der meisten Rätsel ausmacht.
Liebesbrief an die 80er
Alles in Crossing Souls dreht sich um die Jahre um und nach 1980, denn das Action-Adventure lebt von seiner Retro-Atmosphäre. Diese entsteht nicht nur durch den detailreichen, knallbunten Pixellook, der uns an Spiele einer längst vergangenen Ära erinnern soll, sondern auch durch all die großen und kleinen 80er-Anspielungen, die überall auf uns warten.
Von Space Invaders bis Pong, von Indiana Jones bis Ghost Busters - kein Klassiker scheint vergessen worden zu sein, sie alle verstecken sich mal mehr und mal weniger auffällig zwischen den Pixeln von Crossing Souls.
All die Liebe zum Nostalgie-Detail, die sich wie ein roter Faden durch das Action-Adventure zieht, ist es allerdings auch, was dem Spiel letztlich ein wenig zum Verhängnis wird. Denn vor lauter Rückwärtsgewandtheit und Retro-Flair ist es den Entwicklern nicht gelungen, Crossing Souls eine eigene Persönlichkeit zu verpassen. Anstatt selbst Kult-Charakter zu beweisen, bleibt das Adventure auf diese Weise lediglich eine quietschbunte, aber dennoch blasse Kopie all der Klassiker, zu denen es selbst gern gehören möchte.
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