Crosscode im Test - Das Spiel mit dem Spiel im Spiel

Crosscode sieht aus wie ein SNES-Spiel, war aber bisher nur für den PC erhältlich. Nun ist die charmante 16-Bit-Hommage auch für alle Konsolen erschienen.

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Wir haben das Action-Rollenspiel Crosscode für euch getestet. Wir haben das Action-Rollenspiel Crosscode für euch getestet.

Auch wenn der Pixel-Look eher antik wirkt, Crosscode spielt in ferner Zukunft auf dem Mond Shadoon. Wir erwachen als mysteriöse Protagonistin Lea und erfahren, dass wir - Überraschung! - das Gedächtnis verloren haben. Das klingt nicht nur wie die Klischee-Eröffnung eines typischen Videospiels, sondern ist es in diesem Fall auch tatsächlich. Denn Lea ist kein echter Mensch, sondern ein Avatar in einem Online-Rollenspiel.

Richtig gelesen: In Crosscode spielen wir ein Spiel im Spiel. Der komplette Mond und alle sieben Bereiche der Spielwelt sind in diesem SciFi-Universum der Schauplatz des Real-Life-Rollenspiels CrossWorlds, in dem sich Menschen mit Roboter-Avataren diverser Klassen in Gilden zusammenschließen, auf Monsterjagd gehen und Dungeons nach Schätzen durchforsten.

Dieser augenzwinkernde Storykniff ist erfrischend und sorgt für viele amüsante Momente. Zum Beispiel, wenn wir zwei Spielfiguren dabei belauschen, wie sie sich über den Loot eines Dungeons unterhalten. Oder darüber fachsimplen, dass die Haupthandlung ja nicht voranschreite, bevor die nächste Hauptquest nicht erledigt wird.

Genremix im Pixellook

Crosscode adaptiert den Pixellook klassischer SNES-Rollenspiele wie Secret of Mana oder Chrono Trigger und verbindet das Spielgefühl dieser großen Vorbilder mit der schnellen Action eines Twinstick-Shooters. Alle Kämpfe finden in Echtzeit statt, bei denen wir Lea mit dem linken Analogstick direkt steuern und mit dem rechten Stick zielen. Lea kann Gegnern mit Energiebällen aus der Ferne einheizen oder sie im Nahkampf mit ihrem Schwert malträtieren. Zur Verteidigung nutzt sie ein Schild oder hechtet per Ausweichmanöver blitzschnell zur Seite.

Crosscode ist ein Spiel im Spiel. Manche Spielfiguren reden und sprechen augenzwinkernd darüber, wie wir es aus Chats von echten MMO-Spielen kennen. Crosscode ist ein Spiel im Spiel. Manche Spielfiguren reden und sprechen augenzwinkernd darüber, wie wir es aus Chats von echten MMO-Spielen kennen.

Die Kämpfe sind ein klares Highlight des Spiels. Alle Feinde haben gut lesbare Angriffsmuster und erfordern unterschiedliche Taktiken. Dabei sind die Begegnungen stets fordernd, aber nie unfair. Lediglich die Übersicht kann bei großen Gegneransammlungen etwas leiden. Faire Rücksetzpunkte und ein freies Speichersystem verhindern jedoch Frust. Optional lässt sich der Schwierigkeitsgrad in den Einstellungen etwas gnädiger einstellen.

Knobel-Dungeons und dicke Bossfights

Die Energiebälle fügen den Feinden nicht nur Schaden zu, sondern sind auch unser wichtigstes Werkzeug beim Lösen der Rätsel. Halten wir den Feuerknopf für ein paar Augenblicke gedrückt, laden sich die Energiekugeln auf und prallen an Wänden und Objekten ab. Auf diese Weise lassen sich beispielsweise entfernte Schalter aktivieren, in dem wir den Schuss gezielt auf eine Schräge feuern und damit wortwörtlich um die Ecke denken.

Ein deutsches Action-JRPG: Seit 2012 arbeitet das deutsche Studio Radical Fish Games aus Saarbrücken am Retro-Action-Rollenspiel Crosscode. An die erfolgreiche Finanzierung der PC-Version im Jahr 2015 über Crowdfunding schloss sich eine dreijährige Early Access Phase bis zum Release im September 2018 an. Zwei Jahre später erscheint der Indie-Hit nun endlich auch für alle drei aktuellen Konsolen.

Insgesamt sieben große und umfangreiche Dungeons gibt es in Crosscode zu entdecken. Die abwechslungsreichen und kreativen Denksportpassagen werden mit einigen knackigen Zwischenkämpfen und imposanten Bossfights aufgelockert. Am Ende winkt als Belohnung eine neue Fähigkeit für Lea. Beispielsweise erhält sie relativ früh im Spiel das Talent, ihre Energiebälle und Angriffe temporär mit Feuer auszustatten. Das erlaubt uns, Eisblöcke in der Welt zu schmelzen und Dinge in Brand zu setzen. So gelangen wir in neue, bis dahin versperrte Gebiete der liebevoll gestalteten Welt. Dabei ist die recht minimalistisch gehaltene Karte jedoch keine allzu große Hilfe. Einige gut versteckte Questgeber in der verwinkelten Hauptstadt haben wir jedes Mal aufs Neue verzweifelt gesucht.

Riesiger Umfang ohne Grind

Crosscode ist ein Umfangsmonster. Mit den unzähligen Quests auf der Oberwelt und den riesigen Dungeons seid ihr mit dem ersten Durchlauf mindestens 50 Stunden beschäftigt. Wer alles sehen und erledigen will, kann noch einmal locker 25-30 Stunden dazu rechnen. Als Entschädigung für die lange Wartezeit auf Konsolen haben die Entwickler sogar noch jeder Portierung eine konsolenspezifische Quest-Reihe spendiert, die es im Endgame zu finden gibt.

Dank vieler Nebenquests kommt Crosscode trotz seiner schieren Größe ohne sinnlosen Grind aus. Die Qualität der Quests kann mit dem Umfang allerdings nicht mithalten. Hier hätten wir uns lieber mehr interessantere Aufgaben gewünscht als die typischen Fetch-Quests und belanglose »Töte X Monster«-Auftragsarbeiten. Auch ist der Umfang zwar beeindruckend, aber bis die Hauptstory richtig in Fahrt kommt, dauert es schlicht zu lang. Crosscode besticht deshalb eher durch seine Mechanik als durch seine Erzählung.

Mit gewonnenen Erfahrungspunkte lassen sich im sogenannten Circuit Board neue Verbesserungen und Talente freischalten. Mit gewonnenen Erfahrungspunkte lassen sich im sogenannten Circuit Board neue Verbesserungen und Talente freischalten.

Dass die Motivation über diesen langen Zeitraum trotzdem hoch bleibt, liegt am überaus gelungenen Progressions-System. Leas Talente-Baum bietet eine Vielzahl von unterschiedlichen Wegen, die neue Spezialattacken und Boni freischalten. Ein Wechsel zwischen den Skills ist zu jedem Zeitpunkt möglich, was zum Experimentieren und Ausprobieren neuer Kampfstile einlädt. So wechseln wir zum Beispiel je nach Situation mit wenigen Klicks zwischen einem alles durchdringenden Feuerball oder dem eher breitgefächerten Dauerfeuer-Schuss.

Saubere Portierung

Technisch läuft das Spiel sowohl im Handheld- als auch im stationären Modus der Nintendo Switch größtenteils rund. Die Testversion (vor Release) hatte in den Städten leichte Ruckler, die sich spielerisch aber nicht negativ ausgewirkt haben. In den Kämpfen und Dungeons gab es diese Performance-Probleme nicht, ohnehin sollen sie mit dem Release-Patch Geschichte sein.

Crosscode ist nicht nur für Retro- und Pixelfans eine klare Empfehlung. Auch wenn der Look an die 16-Bit-Ära erinnert, spielt sich der Mix aus Action, Rollenspiel und klassischen Zelda-Dungeons erfrischend neu. Wer sich von dem riesigen Umfang nicht einschüchtern lässt, wird mit diesem Action-JRPG und der Suche nach Leas Erinnerungen sehr lange Freude haben.

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