Kürbisse mit finsteren Fratzen, gruslig kostümierte Kinder, Nachbarn, deren Vorgärten und Häuserfronten nach Schwefel riechen - nur an der Oberfläche scheint Halloween etwas Sinisteres oder Dämonisches anzuhaften. Denn in Wahrheit geht es natürlich vor allem um Spaß und Süßigkeiten.
Nicht so für Reynold und Wren: Das Geschwisterpärchen soll wider Willen gemeinsam von Tür zu Tür ziehen - blöd nur, dass sie dabei gerade ein Monster beim Süßspeisenklau erwischen. Das Ergebnis: Ein Geschwisterchen wird entführt, das andere geht im Rollenspiel Costume Quest auf Rettungsmission - und sammelt dabei nicht nur jede Menge Zuckerzeug, sondern vermöbelt auch die halbe Monsterwelt.
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Wir steuern Bruder oder Schwester (am Anfang wählbar) zunächst durch die Straßen der Nachbarschaft und sammeln Süßigkeiten. Damit erfüllen wir die Bonbon-Quoten der Monstertore, die unser Weiterkommen behindern. So tingeln wir von Tür zu Tür oder zerschlagen Kürbisse und Briefkästen, um an die kostbaren Zuckerschätze zu gelangen.
Auf den Plätzen und Straßen tummeln sich jede Menge Gleichgesinnte und Erwachsene, die uns zum Teil um Hilfe bitten. Die Aufträge sind dabei meist trivialer Natur: Versteckte Kinder sollen gefunden werden, andere müssen wir von unserer Coolness überzeugen. Etwas seltsamer muten hingegen Gefallen für Erwachsene an: So sollen wir im Kampf gegen Süßigkeiten mit den Zähnen Äpfel aus Wasserbottichen angeln, um dafür mit - wer hätte es gedacht - ersteren belohnt zu werden. Ein Imbissbudenverkäufer will, dass wir im passenden Kostüm hungrige Kinder zu seinem Stand locken. Die anfänglich amüsanten Ideen gipfeln jedoch stets in Lauferei, die lediglich die Spielzeit in die Länge treibt - hier verschenkt Costume Quest einiges an Potential.
Allmächtige Transformer-Kartonagen
Auch die Kämpfe bleiben hinter ihren Möglichkeiten. Dann und wann passiert es, dass statt des erwarteten Nachbarn ein Monster die Tür öffnet, woraufhin Costume Quest in den rundenbasierten Kampfmodus wechselt - eine schöne Persiflage an Rollenspiele wie Final Fantasy. Um das Aufeinandertreffen von Monstern und der bis zu drei Kindern starken Party spannend zu machen, scheinen an jenem Abend auch die Kostüme von magischen Kräften beseelt zu sein: Blaue Pappkartons und angeklebte Flügel reichen, um sich in wenigen Sekunden in einen kolossalen Kampfroboter zu verwandeln. Ein nach Frittierfett duftendes Pommestüten-Kostüm verwandelt den Träger in eine hünenhafte Kartoffelstäbchenkrabbe.
So toll die Verkleidungsideen auch sein mögen, so können sie nicht über die Eindimensionalität der Kämpfe hinwegtrösten: Standardangriffe dominieren, die zudem durch lästige Quick-Time-Events begleitet werden. Um die Schergen der Unterwelt besonders heiß mit dem Flammenangriff der Kürbisverkleidung zu treffen, wischen wir etwa möglichst schnell über den Schirm. Mit einigen Attacken laden wir die Spezialkraft der Kostüme auf: Betäubende Salzwirbel der Pommeskrabbe oder patriotische Gesänge der Freiheitsstatue die unter Adlergeschrei die Party heilt sind zwar nett anzusehen, durch die nicht abbrechbaren Animationen aber schnell lästig.
Sammelwahn deluxe
Wenig retten können die taktischen Aufkleber, die wir uns durch Quests verdienen oder gegen unser sauer verdientes Süßes eintauschen können: Sie verleihen den Helden eine passive oder aktive Fähigkeit. Wirklich sinnvoll sind sie aufgrund der kurzen Kampfdauern jedoch meist nur bei den seltenen Bosskämpfen - mit dem Nachteil, dass diese gegen Angriffe wie betäubende Attacken mit faulen Eiern zumeist immun sind.
Eher motiviert da schon die Suche nach neuen Kostümen: Versteckte Kisten, verborgene Areale oder schwer zugängliche Höhlen bergen Teile, die wir mit dem passenden Rezept ad hoc zu einer neuen Verkleidung zusammenschneidern. Oft sind die Rezepte mit dem Fortschritt der Geschichte verknüpft, sodass das Wechselspiel aus Adventure, Rollenspielkämpfen und Sammelei - obwohl nicht optimal verzahnt - doch einige Zeit zu motivieren weiß.
Humor wider Willen und Alterserscheinungen
Einen großen Beitrag zur Motivation leistet der Humor in den komplett in Textform präsentierten Gesprächen und Monologen: Unterschwelligen Anmerkungen, zynisch-resignierte Sprüche oder trockene Objektivität verleiten gerade aus den Mündern von Kindern zum Schmunzeln. Ein Gagfeuerwerk dürfen wir jedoch nicht erwarten, zumal die Witze teils recht gezwungen wirken.
Immer noch schön wirkt die Grafik des bereits 2010 für Heimkonsolen erschienen Costume Quest, auch wenn so manche Kante oder triste Textur störend auffällt. Insbesondere die beiden späteren Areale und der separat erhältliche DLC punkten jedoch mit optischer Vielfalt. Gravierender fallen da die Schwächen der Portierung ins Gewicht: So stören Mikroruckler insbesondere die Quick-Time-Events, und die Bewegung der Protagonisten über die Karte verläuft in sehr ungenauen Bahnen verläuft.
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