Vier Jahre hat Entwickler Treyarch an Call of Duty: Black Ops 6 gearbeitet – so viel Entwicklungszeit bekam bislang kein anderer CoD-Teil. Was passieren kann, wenn zu wenig Zeit in einen neuen Serienableger fließt, bewies erst im letzten Jahr Modern Warfare 3, das sich unter anderem wegen des miesen Solo-Modus ein echter Tiefpunkt für die Serie war.
Aber heißt das jetzt im Umkehrschluss, dass Black Ops 6 ein Serien-Höhepunkt ist? Die einfache Antwort: Ja – zumindest in der Kampagne!
Die Zahl im Titel verrät es schon: Black Ops hat mittlerweile eine gewachsene Legacy, dementsprechend kehren in der Geschichte auch einige bekannte Gesichter aus älteren Serienteilen zurück, etwa Agenten-Urgestein-Frank Woods oder der narbengesichtige Russell Adler.
Großartiges Vorwissen benötigt ihr allerdings nicht, denn der grundlegende Plot, der im Jahr 1991 spielt, ist nicht sonderlich komplex und daher gut verständlich.
Test noch ohne Wertung
In diesem Test findet ihr aktuell lediglich unsere Einschätzung der Solo-Kampagne von Call of Duty: Black Ops 6. Sobald wir den Multiplayer und den Zombies-Modus ausreichend gespielt haben, werden wir diesen Test um die entsprechenden Elemente erweitern und eine finale Wertung für das Spiel vergeben.
Die Story von Black Ops 6: Schmackhafte B-Movie-Kost
Als das CIA-Team rund um Woods, Troy Marshall und William "Case" Calderon nach einem Einsatz suspendiert wird und es Gerüchte um einen Maulwurf in den Reihen des Geheimdienstes gibt, taucht der Trupp kurzerhand unter, um auf eigene Faust zu ermitteln.
Gejagt werden sie dabei nicht nur von den eigenen Leuten, sondern auch der paramilitärischen Einheit "Pantheon", die sich schon bald als gewaltige Bedrohung für die Menschheit herausstellt.
Keine Sorge, Story-Spoiler gibt’s hier nicht, uns hat die Geschichte während unseres knapp achtstündigen Durchgangs aber gut unterhalten. Es gibt zwar die obligatorischen Logiklücken – warum hat eine Paramilitär-Einheit eine derart hohe Mannstärke? – dafür aber auch ein paar nette Überraschungen und ein spannendes, wenn auch sehr gestrecktes Finale, wie wir es in einem CoD in dieser Form noch nie gesehen haben.
Sehenswert sind auch die gerenderten Zwischensequenzen, die den Plot vorantreiben und an manchen Stellen fast schon fotorealistisch aussehen.
Ein wahres Abwechslungsmonster
Call of Duty-Kampagnen waren immer dann am besten, wenn sie spielerische Abwechslung und Varianz bei den Schauplätzen boten - wie zuletzt bei CoD Black Ops: Cold War oder Modern Warfare 2. Und holla die Waldfee, das macht Black Ops 6 aber mal sowas von!
In insgesamt 11 Missionen verkörpern wir die meiste Zeit Case Calderon und erleben einen Mix aus Action-Blockbuster und Agententhriller, in dem wir unter anderem einen Kollegen aus einer geheimen CIA-Anlage in den USA befreien, einen Palast von Saddam Hussein im Irak stürmen oder in einem italienischen Casino den Tresor nach wichtigen Informationen durchsuchen müssen.
Spielerisch gibt es dabei natürlich unter anderem die CoD-typischen Moorhuhn-artigen Levelschläuche, in denen wir Heerscharen von Gegnern ins Nirwana ballern. Dabei kann sich auch Black Ops 6 auf das hervorragende Gunplay verlassen, das uns bei der Serie noch nie enttäuscht hat.
Die zahlreichen virtuellen Ballermänner fühlen sich prima an, daneben können Case und Co. auch einige coole Gadgets einsetzen, etwa ein ferngesteuertes Auto mit Explosivladung und – unser Highlight – ein ferngesteuertes (!) Wurfmesser.
Doch so vorhersehbar bleibt Black Ops 6 nicht. In der Mission "Jagdsaison" etwa helfen wir der SAS im Irak bei der Beseitigung von Raketenstellungen und erkunden dabei ein ziemlich großes, offenes Gebiet, bei dem auf der Karte diverse Nebenziele (Vorratslieferungen, Gegnerlager etc.) markiert sind.
In einer anderen Mission gleitet Black Ops 6 sogar ins Horror/Zombie-Genre ab – was seltsam klingen mag, passt an der entsprechenden Stelle aber perfekt. Dazu kommen einige, teils übertrieben spektakulär inszenierte (Fahrzeug)Sequenzen mit fetten Explosionen – das ist ganz großes Action-Kino!
Fast noch besser, wenn es ruhig ist
Unser Highlight sind aber eindeutig die Agententhriller-Missionen von Black Ops 6, denn oft müssen wir möglichst ungesehen agieren und haben dabei teilweise sogar überraschend viele Optionen. Recht früh im Spiel müssen wir beispielsweise auf einer Spendengala eine Retina-Aufnahme eines US-Senators machen.
Um an ihn heranzukommen, können wir unter anderem seine Frau an der Bar auf seine Affäre ansprechen oder an der Garderobe seinen Mantel nach einer Notiz durchsuchen, die ein mysteriöser Mann dort platziert hat. Auswirkungen auf den Missionsausgang haben die Optionen allerdings keine – auch unterschiedliche Enden gibt es in Black Ops 6 nicht.
Auch als Stealth-Spiel funktioniert Black Ops 6 wunderbar und dank immer wieder eingestreuter Minispielchen (etwa, um Türen zu hacken oder per Schwarzlicht-Lampe Fingerabdrücke auf Zahlencode-Schlössern sichtbar zu machen) bekommt dieser Aspekt auch angenehm viel Gewicht, was unter dem Strich eine sehr angenehme Schnell-Langsam-Mixtur ergibt.
Perfekt ist das Pacing von Black Ops 6 allerdings nicht, denn manche Kapitel ziehen sich merkbar in die Länge. Bei der angesprochenen "Open-World-Mission" im Irak etwa ist es zwar nicht notwendig, alle Punkte auf der Karte abzuklappern, trotzdem haben wir über eine Stunde (!) gebraucht, was der öde Schauplatz nicht wirklich hergibt.
Und auch die letzten beiden miteinander verwobenen Missionen sind zwar toll inszeniert, lassen sich für das, was am Ende herauskommt, aber zu viel Zeit.
Ein Unterschlupf mit Extras
Überraschend viel Zeit kann man übrigens auch im Unterschlupf des abtrünnigen CIA-Teams verbringen. In das rustikale und geräumige Herrenhaus in Bulgarien (den "Turm") kehren die Mitglieder nämlich immer wieder zurück.
Wenn man dort nicht direkt im Anschluss den nächsten Einsatz starten will, kann man sich im Haus nach versteckten Geheimnissen umschauen, mit den Teammitgliedern quatschen oder mit in den Missionen gesammeltem Geld ein paar Upgrades für die Bude bauen.
Die im Hub installierbaren Stationen Trainingsbereich, Ausrüstungsstation und Waffenwerkbank gewähren uns dann ebenfalls gegen Geld diverse Charakter- und Waffenverbesserungen, etwa erhöhte Gesundheit oder reduzierten Rückstoß – ähnlich den Perks und Aufsätzen im Multiplayer-Modus.
Anfangs haben wir den spielerischen Sinn hinter diesem optionalen Upgrade-System noch etwas infrage gestellt, aber da einige Stellen schon auf dem zweiten der insgesamt vier Schwierigkeitsgrade durch die schiere Gegnerzahl und deren Treffsicherheit ziemlich knifflig sein können, haben die Operator-Extras – so nennt sie das Spiel – durchaus ihre Daseinsberechtigung und machen in späteren Level einen tatsächlich merkbaren Unterschied.
Technisch solide
Auch technisch macht die Black Ops 6-Kampagne eine ordentliche Figur. Bei Lichteffekten und Explosionen lässt die mittlerweile etwas angestaubte Engine ihre Muskeln spielen, außerdem gibt es mit dem Casino einen der schönsten und detailliertesten Schauplätze der CoD-Geschichte zu bestaunen.
Allerdings sind längst nicht alle Missionsgebiete so ansehnlich. Die offen angelegte Irak-Mission beispielsweise wirkt mit ihren Sandebenen und Felsformationen ziemlich trist. Und auch an den immer noch stellenweise hakeligen und dadurch manchmal unfreiwillig komischen Animationen der Charaktere hat Treyarch leider nicht geschraubt. Trotzdem: Die lange Entwicklungszeit hat sich definitiv gelohnt.
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