Da kann ein Jump&Run noch so großartig sein, irgendwann endet es. Allerdings nicht, wenn es nach den Entwicklern von Cloudberry Kingdom geht, denn die hauchen ihrem Hüpfspiel ewiges Leben ein: Hinter den Kulissen werkelt ein Levelgenerator, der endlos neue 2D-Hüpfparkoure ausspuckt - kaum einer davon länger als eine Minute, aber viele derart zum Haareraufen knifflig, dass sich selbst Experten eine gefühlte Ewigkeit darin verbeißen können.
Unser Held Bob ist so ein Experte. Er hat die Prinzessin schon Dutzende Male gerettet und dafür nicht mehr gekriegt als einen Stoppelbart und eine Midlife-Crisis, die sich gewaschen hat. Aber es hilft nichts, als die holde Dame erneut vom bösen König entführt wird, springt Bob eben wieder los, und wir gleich mit.
Deine Story ist in einem anderen Schloss
Die Story von Cloudberry Kingdom wäre gern eine clevere Satire auf die von Mario so oft durchgekauten Rettungsmissionen, fällt mit ihren belanglosen Figuren und Rohrkrepierer-Witzen aber völlig flach. Da ist es fast schon ein Segen, dass sie so gut wie keine Rolle spielt: In der Kampagne könnten wir fast vergessen, dass es überhaupt eine Handlung gibt. Sie beschränkt sich auf eine Mini-Zwischensequenz alle paar Dutzend Levels und wird im eigentlichen Spielverlauf nie bemerkbar.
So hüpfen wir zusammenhanglos von einem Zufallslevel zum nächsten und sammeln die obligatorischen Kristalle ein. Die Motivation dazu kommt aus der spielerischen Ecke, denn nach einem sanften Einstieg zieht Cloudberry Kingdom die Schwierigkeitsschrauben schnell an. Wie schnell, das hängt von unserer eigenen Leistung ab. Das Spiel passt sich unserem Können an - aber nicht auf die nette Tour, sondern immer so, dass wir den Hürdenlauf mit Blut, Schweiß und Tränen gerade noch schaffen.
Um in den kleinen, aber bis zum Bersten mit Sägeblättern und Lasern vollgepfropften Levels von links nach rechts zu kommen, brauchen wir vor allem Geschwindigkeit und schnelle Reflexe. Wer zwischen zwei Sprüngen mal stehen bleibt, ruiniert sich oft das Timing und macht Bekanntschaft mit der nächsten Feuerfalle. Sich trotzdem in einem ersten meisterlichen Anlauf durch die Hindernisse zu fädeln, ist ein glorreiches Gefühl.
Und ein seltenes, viel häufiger pfeffern wir das Gamepad in die Ecke, weil wir beim zehnten Mal schon wieder danebengehüpft sind. Aber das gehört ja zur Herausforderung dazu. Cloudberry Kingdom richtet sich an Spieler, die das nur als Ansporn nehmen, ihr Steuergerät wieder aufzuklauben und solange weiterzuspielen, bis der richtige Weg ins Daumengedächtnis übergegangen ist.
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