Unterschiedliche Studien haben ergeben, dass sich die Deutschen nach mehr Moral und Anstand sehnen. Ob damit nun Biedermeier 2.0 gemeint ist oder sich der durchschnittliche Bundesbürger einfach nur nach Armeen von Gartenzwergen, akkurat geschnittenem Hecken und Todesstrafe für Hundehäufchen im Vorgarten sehnt, sei dahingestellt. Tatsache ist, wer moralisch handelt, darf gewisse Dinge einfach nicht tun! Sein Altöl im Wald entsorgen ist ebenso tabu, wie Dynamitfischen oder außerehelicher Geschlechtsverkehr.
Wie gut ist es da, dass es Videospiele gibt, in denen man nach Herzenslust unmoralisch sein darf. Jedoch nicht ohne Folgen, wie die Geschichte des notorischen Matratzensportlers Vincent Brooks zeigt, der nicht nur seine Freundin betrügt, sondern auch einen Seitensprung ins Jenseits macht. Es sei denn, ihr könnt es verhindern.
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Jeder erfüllte Wunsch ist auch ein zerstörter Traum
Übereinstimmende Theorien besagen, man könne nicht in einem Traum sterben. Die Erklärung mit der die Verfechter dieser Theorie ihre Thesen stützen, klingt einleuchtend: Ein Traum dient dazu Alltagssituationen zu verarbeiten. Dem menschlichen Gehirn ist es nicht möglich, den Tod zu simulieren, da es diese Erfahrung nie gemacht hat. Dies führt unweigerlich zu einer beängstigenden Schlussfolgerung. Stirbt man in einem Traum, stirbt man auch in der Realität! In dem Horror-Klassiker »Nightmare on Elm Street« wurde diese Idee bereits für die Kinoleinwand adaptiert.
Vincent, der Protagonist von Catherinesieht sich mit einer ganz ähnlichen Situation konfrontiert. Nachdem der unscheinbare Software-Entwickler seine langjährige Freundin Katherine (mit »K«) mit einer nächtlichen Bekanntschaft namens Catherine (mit »C«) betrogen hat, plagen den Fremdgeher nicht nur Gewissensbisse, sondern auch fürchterliche Albträume. Nacht für Nacht findet er sich an bizarren Schauplätzen in der sogenannten Welt der Albträume wieder, genauer gesagt am Fuße eines Turmartigen Gebildes. Vinnies Aufgabe ist es, den Turm zu erklimmen, bevor er in sich zusammenbricht. Wenn er nicht rechtzeitig den Gipfel erreicht, muss er sterben!
Mit der Design-Entscheidung, ähnlich wie in Half Life, einen völlig normalen Typen als Hauptfigur ins Rennen zu schicken, schaffen die Entwickler ganz bewusst eine Identifikationsmöglichkeit mit Vincent. Rasch baut ihr eine emotionale Bindung zur Hauptfigur auf, bereut den Seitensprung und fühlt euch schuldig im Sinne der Anklage. Die morbide Vorstellung eines Traums der zur Todesfalle wird, weckt zudem weitere Emotionen in euch und sorgt von Beginn an für schweißnasse Hände und ein verdammt beklemmendes Gefühl.
The Dark Tower(s)
Die skurilen Albtraum-Levels sind der Hauptbestandteil von Catherine und laufen immer nach dem gleichen Schema ab. Ähnlich wie im C64-Klassiker Nebulus reduziert sich das Leveldesign auf die Bildschirmfüllenden, bedrohlich wirkenden Türme. Die Kamera fängt Vincent meist aus weiter Entfernung in der Verfolgerperspektive ein. Eure Aufgabe ist es den Turm der jeweiligen Stage (»unterirdischer Friedhof«, «Kerker der Verzweiflung« etc.) emporzukraxeln.
Die gigantischen Gebilde bestehen aus Würfeln, die ihr auf Knopfdruck zieht, schiebt und drückt, um daraus Brücken, Treppen und Klettermöglichkeiten zu bauen. Damit wäre das grundlegende Spielprinzip eigentlich schon erklärt. Klingt simpel? Ist es aber nicht! Zum einen sitzt euch nämlich ständig die Zeit im Nacken, da sich der jeweilige Turm nach und nach zur Spitze hin auflöst. Auf einer Karte am linken Bildschirmrand verschafft ihr euch -- ähnlich wie bei einer Kursübersicht in einem Rennspiel -- einen Überblick zum bereits zurückgelegten Weg.
Erschwerend kommt hinzu, dass sich einige Blöcke nur sehr langsam- andere gar nicht bewegen lassen. Im späteren Spielverlauf bekommt ihr es dann auch noch mit Fallen-Blöcken zu tun. Einige Würfel zerbröseln, kurz nachdem ihr draufgelatscht seid, aus anderen schießen Stacheln hervor, die euch aufspießen, wenn ihr trödelt.
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