Eigentlich hatten wir gedacht, wir wüssten vor dem Test schon alles über Call of Duty: Black Ops 2. Auch wenn es die Solokampagne immer nur in Vorführungen wie in der bekannten E3-Präsentation zu sehen gab, in der Los Angeles in Schutt und Asche gelegt wird. Von US-eigenen Kampfdrohnen, die so ein Schurkentyp namens Menendez im Jahre 2025 dank groß angelegtem Hacker-Angriff auf die USA loslässt.
»Schnarch!«, dachten wir. Und hielten uns an den Klischees fest, die die Serie so außerordentlich erfolgreich um sich selbst hochgezogen hat: dünne Story, dicke Explosionen. Doch die E3-Szene könnte nicht schlechter ausgesucht sein, denn die Stärke von Black Ops 2 liegt diesmal nicht im Kawumm, sondern in der Erzählung und in spielerischer Freiheit.
Denn jetzt haben wir Black Ops 2 gespielt. Und müssen in großen Teilen umdenken. Na klar, auch der (plattformübergreifend gerechnet) neunte Teil der Reihe liefert genug Gründe, ihn doof zu finden. Serienhasser freuen sich über die nach wie vor stullenblöde Gegner-KI und die inzwischen in die Jahre gekommene Grafik.
Menschen, die das Kunststück beherrschen, Black Ops 2 trotz anfänglicher Vorurteile aufgeschlossen anzugehen, werden die blöde KI und die stellenweise unschöne Grafik zwar nicht übersehen, aber auch so viel Tolles und Neues entdecken, dass sie ohne Scham behaupten dürfen, Black Ops 2 sei der seit langem beste Teil der Serie. Wir unterstützen diese Behauptung, denn sie ist nichts anderes als die Wahrheit.
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Jetzt mit Multiplayer-Wertung
Wir haben den Test zu Black Ops 2 jetzt auch um den Multiplayer inklusive der Mehrspieler-Wertung erweitert. Ab Seite 4 geht es mit dem Multiplayer-Test los.
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Von »Jippie!« bis »Ach du meine Güte!«
Wir haken zunächst mal ganz stumpf die größten Herausstellungsmerkmale von Black Ops 2 ab: nachvollziehbare Handlung, nachvollziehbarer Bösewicht, nachvollziehbare Helden, unterschiedliche Vorgehensweisen, Spielerentscheidungen mit echten Konsequenzen sowie sage und schreibe sechs mögliche Enden. Letztere zwischen »Jippie!« und »Ach du meine Güte!« changierend.
Denn - und das finden wir gerade im Kontext der Serie, aber auch genreübergreifend ungewöhnlich bis ungewöhnlich gut - das Spiel erlaubt es uns, zu versagen. Mal durch eine blöde Entscheidung, mal durch spielerisches Unvermögen. Die Quittung gibt’s dann am Schluss. Und wir versichern, dass es gar nicht so schwierig ist, das schlimmste der sechs Enden zu sehen. Das schafft man nämlich ganz locker, indem man Black Ops 2 so angeht, wie man es von der Serie bisher gewohnt ist: Knarre zücken und von einer Explosion zur nächsten hetzen.
Nur ein paar wenige, für die Story nicht wahnsinnig relevante Beispiele: Wer’s geschickt anstellt, kann den Flugzeugträger »U.S.S. Barack Obama« (Treyarchs politisches Statement?) vor dem Absaufen retten und damit die anschließende Mission in Los Angeles einfacher gestalten. In Los Angeles selbst gilt es zunächst mal, die amerikanische Präsidentin in einen sicheren Unterschlupf zu schaffen, das wissen wir schon aus der E3-Präsentation.
Wir können aber auch noch einen französischen Staatsmann vor dem Tod bewahren. Das haben wir aber erst beim zweiten Durchgang bewerkstelligt. Und wer’s in L.A. obendrein schafft, dass Pilotin Anderson nicht stirbt, wird von ihr für den anschließenden Luftkampf gegen Menendez‘ Drohnen mit einem besonderen Raketensystem belohnt.
Und keine Sorge, um die Geschichte noch mal rumzureißen, sollte man denn nach eigenem Empfinden versagt haben, muss man Black Ops 2 nicht ganz von vorne spielen. Es reicht, die entsprechende Mission anzuwählen, während der die Abwärtsspirale begann, um dann den Rückspulknopf zu drücken. Dann geht's ab der Stelle in der Kampagne weiter und der ganze Murks, den man zuvor veranstaltet hat, ist vergessen.
Ein Bösewicht zum in den Arm nehmen
Black Ops 2 eröffnet gleich mit einer fiesen Szene, in der zwei Kindern etwas widerfährt, was man seinem schlimmsten Feind nicht wünscht. Bei dem Bub handelt es sich um die junge Ausgabe von Bösewicht Raul Menendez, das Mädchen ist seine Schwester Josefina. Josefina, auch wenn insgesamt nur sehr kurz während des Spiels zu sehen, nimmt eine Schlüsselrolle in der Handlung ein. In einer Handlung, die von Verzweiflung, altem Hass, Schuld und Rache bestimmt ist. Menendez erleben wir immer mal wieder in Situation, in denen wir nicht anders können, als mit ihm mitzufühlen. Wir spielen den Mann sogar einmal in einem ziemlich abgedrehten Abschnitt - mit tragischem und in diesem Fall nicht zu beeinflussendem Ende.
Auf der anderen Seite unter anderem Alex Mason, Held aus dem ersten Black Ops, Masons Partner Woods und Masons Sohn David - in unterschiedlichen Zeitperioden. Die Sprünge zwischen Zeiten und Protagonisten klingen nach dem üblichen großen CoD-Wirrwarr, sie werden aber geschickt durch eine Konstante zusammengehalten: Der alte, im Rollstuhl sitzende Woods erzählt dem jungen Mason die Geschichte von Raul Menendez, Davids Vater und sich selbst. Vergangenheit und Zukunftsgegenwart (Black Ops 2 spielt hauptsächlich im Jahr 2025) ergeben eine leicht zu verstehende und homogene Mischung. Dass Treyarch sich mit David S. Goyer einen etablierten Drehbuchautor (unter anderem mitverantwortlich für Batman Begins und The Dark Knight Rises) ins Boot geholt hat, spürt man an jeder Ecke.
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