»Wer sein Land wirklich liebt, gibt nicht nur sein Leben, sondern auch das seiner Söhne« - mit diesem widerlichen Propaganda-Unsinn endet der jüngste Trailer zur Story-Kampagne von Call of Duty: Ghosts. Eine merkwürdige Entscheidung, denn die beiden Level aus dem Singleplayer, die wir bisher begutachten durften, waren gottlob frei von derartig peinlichem Gewäsch. Stattdessen folgt Ghosts dem Trend der letzten Jahre und präsentiert sich als actiongeladene Militärfantasie mit jeder Menge Anleihen beim Popcorn-Kino.
Die Ausgangslage der Handlung bedient erneut die Gegenwartsängste der USA nach dem 11. September: Das Land ist keine uneinnehmbare Bastion mehr, sondern wähnt sich plötzlich verwundbar. Man sieht sich umstellt von Feinden, die Amerikas eigene Waffen gegen die Großmacht wenden könnten, so wie die Terroristen den World Trade Center mit gekaperten Flugzeugen zum Einsturz brachten.
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Odin verdirbt den Tag
In Ghosts ist es die Satellitenwaffe Odin, die den USA zum Verhängnis wird. Nachdem sich mehrere Staaten Südamerikas zu einem radikalen Regime namens »Die Föderation« zusammenschließen, installiert man das mit Nuklearwaffen bestückte Raketensystem in der Umlaufbahn, um für gehörige Abschreckung zu sorgen. Doch anstatt sich abschrecken zu lassen, erobern Einsatzkräfte der Föderation das orbitale Damoklesschwert über ihren Häuptern und wenden es gegen seine Erfinder. Der apokalyptische Bombenhagel aus dem All zerstört gewaltige Teile der Vereinigten Staaten und liefert die Nation scheinbar schutzlos den einmarschierenden Truppen der Föderation aus.
Katastrophe hautnah
In der vermutlich ersten Mission des Spiels können wir dieses katastrophale Ereignis hautnah miterleben. Als Astronaut an Bord einer nahe gelegenen Raumstation schweben wir zunächst gemütlich durchs All und erledigen ein paar Routineaufgaben. Auf Next-Gen-Konsolen und dem PC, fällt direkt die sehr klare, saubere Grafik ins Auge. Genauso merkt man aber auch, dass die Lichtsetzung des Spiels zu einheitlich ausfällt und dadurch manche Bereiche flach und konturarm ausgeleuchtet sind. Es fehlt an Details und dynamischen Lichtquellen.
Dass auch Realismus nicht auf der Prioritätenliste der Entwickler stand, merkt man spätestens, wenn plötzlich ein Raumschiff der Föderation auftaucht, binnen Sekunden an unserer Station andocken kann und feindliche Astronauten aus einer Luftschleuse springen, wie Piraten über die Schiffsplanken.
Fehlende Details
Einerseits kann einem das egal sein, denn die Feuergefechte in der Schwerelosigkeit sind dennoch eine willkommene Abwechslung vom Shooter-Einerlei. Andererseits hätte etwas mehr Liebe zum Detail aus diesem Einführungslevel viel mehr machen können, als einen Knalleffekt zu Spielbeginn. Bei Treffern größtenteils nur die typischen Bluteffekte in Zeitlupe ablaufen zu lassen, wirkt beispielsweise schlicht und ergreifend faul und ist einer der erfolgreichsten Spieleserien der Welt nicht angemessen.
Anerkennen muss man aber: Wenn Call of Duty eines nach wie vor hervorragend hinbekommt, sind es bombastische Bilder. Nach einigen wilden Schießereien an Bord der Station zerreißt ein explodierender Druckbehälter vor unseren Augen das komplette Modul der Station und unsere Spielfigur saugt es hinaus ins All. Hoch über der Erde, zwischen Tausenden herumwirbelnden Trümmern ein paar letzte Angreifer abzuknallen, ist beeindruckend - zeitgemäße Grafik hin oder her. Auch der Versuch unserer Spielfigur, den umprogrammierten Odin-Satelliten zu erreichen und dort unter Aufopferung des eigenen Lebens die Katastrophe zu verhindern, ist ein wirkungsvoll inszenierter Spielmoment mit tragischem Ausgang.
Zurück zur Normalität
Dieser Auftaktlevel jedoch ist ein Ausreißer und der zweite uns bisher bekannte Spielabschnitt deutet an, dass auch Ghosts danach schnell wieder auf ausgetretenen Pfaden wandelt. Die eigentliche Geschichte des Spiels beginnt 10 Jahre nach dem Bombardement aus dem All. Da weite Teile des US-Militärs durch den gewaltigen Angriff zerstört wurden, organisieren sich die Überlebenden in Bürgermilizen, die einen erbitterten Guerillakrieg gegen die eingefallenen Truppen der Föderation führen.
Der Spieler schlüpft diesmal in die Rolle von Hash und Logan, zwei Söhne, die von ihrem Vater zu Widerstandskämpfern erzogen wurden und nun eben auch mit ihrem Leben fürs Vaterland eintreten. Anders als vielleicht zu erwarten war, sind die beiden selbst keine Mitglieder der der Ghosts. Stattdessen treffen sie nach kurzer Zeit auf ein paar letzte Mitglieder der Elitetruppe und ziehen fortan immer wieder an ihrer Seite in den Kampf.
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