Neben den beiden Weltkriegen war der Vietnamkrieg einer der blutigsten des 20. Jahrhunderts. Das Vietnam-Addon zum Multiplayer-Shooter Battlefield: Bad Company 2stellt einige Schlachten aus jener Zeit nach. Wie nah ist das Spiel an der Wirklichkeit?
»Wir sollten Nordvietnam den Krieg erklären. Wir könnten das ganze Land mit Parkplätzen asphaltieren und trotzdem an Weihnachten wieder zu Hause sein!« Der republikanische Politiker und spätere US-Präsident Ronald Reagan sprach 1965 aus, was zu jener Zeit in den Vereinigten Staaten landläufige Meinung war: Was sollte ein wirtschaftlich und militärisch rückständiges Land wie Nordvietnam der Supermacht USA entgegensetzen?
Rückblickend wissen wir, was für ein folgenschwerer Irrtum das war. Die Illusion, man könne die kommunistischen Truppen des Nordens schnell und ohne große Verluste besiegen, führte die USA in einen verlustreichen, schmutzigen und letztendlich erfolglosen Konflikt. Der Vietnamkrieg dauerte über zehn Jahre (1965 - 1975), forderte über drei Millionen größtenteils zivile Todesopfer und hinterließ über vier Millionen Menschen mit dauerhaften Verletzungen. Die Dunkelziffer an Personen mit psychischen Folgeschäden dürfte um ein Vielfaches höher liegen.
Vietnam zählt damit zu den blutigsten und längsten Kriegen des 20. Jahrhunderts und endete aus militärischer Sicht mit einer Niederlage der USA. Trotz technischer Überlegenheit war es der Supermacht zusammen mit den südvietnamesischen Alliierten nicht gelungen, den kommunistischen Norden entscheidend zu schwächen oder zurückzudrängen. Die Nordvietnamesischen Armee (NVA) und der Vietcong setzten in den erbittert geführten Schlachten letztlich erfolgreich auf Guerilla-Taktiken und eroberten so nach dem Abzug der US-Truppen das komplette Land.
Spiel vs. Realität: Die Schauplätze
Das Shooter-Addon Bad Company 2: Vietnam kommt mit vier von Beginn an verfügbaren und einer fünften freischaltbaren Karte. Das erste Schlachtfeld heißt »Phu Bai Valley«. Den Ort Phu Bai gibt es wirklich, er liegt in der Provinz Thua Thien zwischen den Städten Da Nang und Hue. Im heutigen Vietnam zentral, befand sich der Ort zum Zeitpunkt des Krieges nur ungefähr 50 Kilometer südlich der sogenannten Demarkationslinie, der Grenze zwischen Norden und Süden. In Phu Bai hat zwar keine bekannte Schlacht stattgefunden, aber die Lage des Ortes macht es sehr wahrscheinlich, dass es hier während des Krieges bewaffnete Auseinandersetzungen gab. Passend zum Thema sei der Roman »Phu Bai: A Vietnam War Story« des amerikanischen Autors Paul Betit empfohlen, der allerdings momentan nur auf Englisch erhältlich ist.
Die zweite Karte mit dem Namen »Hill 137« wird im Abspann auch »Hamburger Hill« genannt. Eine »Schlacht am Hamburger Hill« gab es in Vietnam in der Tat, allerdings fand sie auf einem Hügel statt, der in den Militärkarten mit der Nummer 937 versehen war. Im Mai 1969 versuchten amerikanische Fallschirmjäger während der Operation Apache Snow den Hügel einzunehmen, stießen dabei aber auf eine verschanzte Einheit der NVA, die sich erbittert wehrte. Unwegsames Gelände und Beschuss durch eigene Artillerie erschwerten die Einnahme des Hügels zusätzlich. Wegen der hohen Verluste der US Army durch Mörserbeschuss, der aus den Soldaten »Hackfleisch machte«, gaben die GIs dem Hügel den zynischen Beinamen »Hamburger Hill«. Nach zehntägigen Kämpfen konnte der Gipfel schließlich genommen werden, wurde aber aufgrund seiner strategischen Unwichtigkeit wenige Tage später wieder aufgegeben -- ein Umstand, der sich verheerend auf die Moral der US-Soldaten und auf die Stimmung der Öffentlichkeit in den Vereinigten Staaten auswirkte. Die Schlacht ist auch Thema des Spielfilms »Hamburger Hill« (1987) des Regisseurs John Irvin mit den Schauspielern Dylan McDermott und Don Cheadle.
Die dritte Karte »Vantage Point« (zu deutsch »Aussichtspunkt«) hat kein reales Vorbild, wohl aber der vierte Level »Cao Son Temple«. Cao Son oder Lang Son, wie die vietnamesische Schreibweise auch oft übersetzt wird, ist ein Stadt circa 100 Kilometer nördlich der Haupstadt Hanoi. Da die Amerikaner versuchten, den Norden durch massives Luftbombardement zu schwächen, wurde auch Lang Son das Ziel von Abwürfen. Größere Bodenschlachten sind historisch aber nicht überliefert.
»Operation Hastings«, die fünfte Karte des Addons, wird nach 69 Millionen Team-Aktionen freigeschaltet und beruht ebenfalls auf einem historischen Hintergrund. Diese militärische Operation der Amerikaner fand im Juli 1966 in der nördlichsten Provinz Südvietnams, Quang Tri, statt. Diese Landschaft lag direkt an der Demarkationslinie zum Norden. Die »Operation Hastings« hatte zum Ziel, die vorher in den Süden vorgedrungenen Einheiten der NVA wieder hinter diese Linie zurückzuwerfen. Die Nordtruppen hatten sich aber bereits soweit in ihre Stellungen eingegraben, dass anfängliche Bombardierungen durch die Airforce weitgehend wirkungslos blieben und den Einsatz von Bodentruppen nötig machten.
8.500 Marines und 2.500 südvietnamesische Soldaten begannen am 7. Juli 1966 mit dem Vorstoß. Unwegsamer, hügeliger Dschungel, tropisches Klima und ein unübersichtlicher Frontverlauf verlangsamten das Vorrücken beträchtlich und führten zu blutigen Kämpfen mit Verlusten auf beiden Seiten. 126 Marines ließen während der zweiwöchigen Operation ihr Leben, ungefähr 900 NVA-Soldaten starben. Da die Nordtruppen schlussendlich hinter die Grenze zurückgedrängt werden konnten, wertete die amerikanische Militärführung den Einsatz als Erfolg. Vollständig befriedet werden konnte das Grenzgebiet allerdings nie, wie auch die Tet-Offensive zwei Jahre später zeigte, der massive Rückschlag der nordvietnamesischen Armee.
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