Die Open Beta von Battlefield 1 war eine Woche lang für alle interessierten Shooter-Fans anspielbar, die zu Hause einen PC, PS4 oder Xbox One herumstehen haben. Die Testphase diente einerseits EA und DICE als Stresstest für ihre Server, doch konnten die Entwickler andererseits auch tausende Seiten voller Feedback aus den offiziellen Foren, Reddit und Twitter einsacken: Die Community diskutierte angeregt über Battlefield 1 und die zahlreichen Änderungen am Spielgefühl, die auf der Beta-Karte von Sinai ganz besonders deutlich wurden. Doch nicht jede Kritik ist gerechtfertigt, andere Vorwürfe dafür sind umso wichtiger, um Battlefield 1 pünktlich zum Release im Oktober startklar zu machen.
Unfaire Kritik: Waffen-Rückstoß und Balancing der Panzer
Seit Tag 1 der Open Beta ist das Schussverhalten der Waffen, insbesondere der Rückstoß, immer wieder ein heiß diskutiertes Thema unter den Beta-Teilnehmern. Irgendetwas fühle sich sehr, sehr komisch an - eine Einschätzung, die von einem Blick auf die nackten Zahlen bestätigt wird. Dank der Auswertungen von Symthic stellt sich nachweislich heraus, dass der Rückstoß aller Waffen nach den ersten Schüssen noch sehr hoch ist, aber dann recht schnell nachlässt. Anders gesagt: In Battlefield 1 schießen wir genauer, wenn wir nicht in Salven, sondern ununterbrochen den Feuerknopf drücken. Dieses neue Schussverhalten der Waffen verwirrte offenbar zahlreiche Fans der Battlefield-Reihe, die sich über Jahre die präzise Salventechnik antrainiert hatten und sich nun wunderten, warum jede zweite Kugel ins Leere ging.
Damit wäre die Ursache der Beschwerden über den Rückstoß der Waffen gefunden, doch ist dieses geänderte Schussverhalten tatsächlich eine Fehlentscheidung der Entwickler? Eine Neuerung, die unbedingt korrigiert werden muss? Ganz sicher nicht, vielmehr steht sie im Einklang mit dem neuen Spielgefühl, das DICE auf die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges transportieren möchte.
Battlefield 1 will unmittelbar, direkt und brutal sein: Spieler sollen immer wieder in den Nahkampf getrieben werden, mit im Gepäck die Vielzahl an Knüppeln, Stöcken und Messern sowie dem neuen Ansturm-Feature. Dieses Ziel wird von dem Schussverhalten der Waffen unterstützt. Ein konzentriertes Feuer aus weiter Distanz ist nur noch für die Unterstützer-Klasse sinnvoll, die übrigen Klassen müssen gezwungenermaßen den Nahkampf suchen, um ihre Waffen möglichst effektiv einsetzen zu können. DICE will ganz offensichtlich, dass wir unseren Spielstil an die neuen Gegebenheiten anpassen. Ein Fehler oder gar Bug ist damit diese fundamentale Neuausrichtung des Schussverhaltens vieler Waffen nicht, sondern ein beabsichtigtes Überarbeiten des seit Jahren gleichen Spielgefühls. Wem das nicht gefällt, sollte hier also wohl lieber auf die klassischen Battlefield-Spiele ausweichen, eine Änderung extra für Battlefield 1 können wir hingegen nicht erwarten.
Ähnlich verhält es sich mit den Panzern, die von zahlreichen Spielern wiederholt als zu mächtig beschrieben werden. Auch hier sorgt vor allem aber die Macht der Gewohnheit für unzufriedene Gesichter, denn das Balancing der gepanzerten Kolosse ergibt im Gesamtbild des Spiels durchaus Sinn. Zum einen sind nur dann wirklich effektiv, wenn zwei bis fünf Mitfahrer koordiniert die Geschütze bedienen und auf dem ruckligen Untergrund ihr Ziel finden können. Zudem sind die Panzer in Battlefield 1 deutlich seltener auf dem Schlachtfeld anzutreffen als noch in anderen Spielen des Franchises und werden so schnell für ein organisiertes Gegnerteam zum leichten Ziel. Die Gegner wiederum müssen es schaffen, recht nah an den Panzer heranzukommen, denn mit Ausnahme des panzerbrechenden Gewehrs helfen nur entsprechende Granaten gegen die Stahlkolosse. Das Balancing ist also durchaus gegeben, nur erfordert das Ausschalten eines Panzers auch ein entsprechendes Umdenken der Spieler, die noch von Raketenwerfern & Co. verwöhnt sind.
Fernab dieser in meinen Augen nicht gerechtfertigen Kritikpunkte, die eher eine Rückkehr des vertrauten Spielprinzips verlangen als eine Feinjustierung der neuen Spielmechaniken, gibt es allerdings durchaus Dinge, an denen DICE noch schrauben muss. Hier fielen mir besonders zwei Dinge ins Auge, von grundsätzlichen Dingen wie stabilen Serververbindungen oder grafischen Bugs mal abgesehen.
Das muss besser werden: Spielgeschwindigkeit & Loadouts
Die recht hohe Bewegungs- und damit auch Spielgeschwindigkeit von Battlefield 1 fiel zahlreichen Teilnehmern der Beta negativ auf: Selbst ohne das etwas trügerische Bild vom Ersten Weltkrieg als Stellungskrieg im Kopf, wirken die hohen Sprintgeschwindigkeiten der Soldaten etwas fehl am Platz. Zwar ist es wie bereits erklärt offensichtlich, dass uns Battlefield 1 in den Nahkampf zwingen will, doch der Weg dorthin kann getrost etwas länger dauern. Dadurch, dass sich die Soldaten so schnell bewegen können, hebelte Battlefield 1 während der Beta die Effektivität der Klassen aus, die eigentlich auf mittleren Distanzen ihre Stärken ausspielen sollen: Allen voran der Medic beziehungsweise Sanitäter. Diese Klasse fiel auf weiter Entfernung den Scharfschützen zum Opfer, während Sturmsoldaten ihnen direkt ins Gesicht stürmten. Doch eine Verlangsamung der Spielgeschwindigkeit würde auch ein Abwerten der Sniper-Waffen bedeuten müssen, die während der Beta ohnehin zu mächtig wirkten. Zwei Fliegen mit einer Klappe!
Daneben bereiten die vorgeschriebenen Loadouts der verschiedenen Waffen und Klassen einigen Spielern Kopfzerbrechen: Zunächst einmal ist eine tolle Idee, den Dschungel aus Aufsätzen und Erweiterungen zu entschlacken und vorgefertigte Spezialistenwaffen anzubieten. Doch so ganz hat die Balance innerhalb der Klassen noch nicht hingehauen und die oft gesehene grobe Dreiteilung in Nahkampf, Fernkampf und mittlere Distanz erwies sich als nicht sonderlich ausgeglichen: Schnell entdeckten die Spieler bei jeder Waffe den mächtigsten Aufsatz und nutzten diese ausschließlich ein schlechtes Zeichen für das Balancing, an dem DICE hier noch gründlich schrauben muss.
Zudem sollten die Entwickler den Informationsgehalt einiger Waffenbeschreibungen überdenken, die bisher eher chaotisch organisiert sind: Einige Beschreibungstexte gehen auf den historischen Hintergrund ein, andere geben konkrete Tipps für den Einsatz auf dem Schlachtfeld. Gerade da die meisten Spieler dank des neuen Settings kaum etwas mit den neuen Waffen anfangen können, wären hier einheitliche, informative und weiterhelfende Texte der Schlüssel zu einer niedrigen Einstiegshürde.
Sonderfall: Der Rush-Modus
Der Rush-Modus speziell auf der Karte Sinai grenzte an der Unspielbarkeit. Die Karte war für Scharfschützen einladend, die auf der Seite der Angreifer ein weitläufiges Gebiet abdecken konnten und den Verteidigern regelmäßig kaum eine Chance zur organisierten Verteidigung liefen. Nach der Eroberung der beiden Punkte passierte es außerdem immer wieder, dass nahezu das komplette Team der Verteidiger auf einmal "außerhalb des Spielbereichs" stand und nach wenigen Sekunden sterben musste. Eine ärgerliche Einstellung, die jegliche strategischen Rückzugsgefechte unmöglich gemacht hat. Auch hier sollte DICE zum einen über eine Limitierung von Scharfschützen, die sich gleichzeitig auf dem Schlachtfeld befinden dürfen, und einer Überarbeitung der Rückzugsmechaniken nachdenken.
Soweit meine Gedanken zur Beta und den Kritikpunkten der Community. Ich bin gespannt auf eure Meinungen und würde gerne eure Wünsche lesen, was Battlefield 1 noch tun muss, um am Tag des Releases am 21. Oktober in eurem Warenkorb zu landen.
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