Back 4 Blood ist nicht umsonst der geistige Nachfolger der Left 4 Dead-Reihe – und das nicht nur, weil das Entwicklerteam von Turtle Rock Studios bereits das erste L4D geschaffen hat. Die DNA des Koop-Zombie-Shooters ist beim Spielen von Back 4 Blood in jedem Winkel spürbar, auch wenn es zugleich allerhand Neuerungen im Vergleich zu L4D gibt. Die sorgen allerdings auch für einen unnötig komplizierten Einstieg.
Einmal Zombieapokalypse und zurück
Die Story von Back 4 Blood ist schnell erzählt: Die Zombieapokalypse kam, sah und siegte, und nun leben die meisten Menschen in befestigten Stützpunkten, während draußen die "Ridden" genannten Infizierten umherstreunen. Als einer von insgesamt acht spielbaren Cleanern gehört es zu unseren Aufgaben, Areale zu sichern, Überlebende zu retten und Ressourcen zu sammeln.
Die Cleaner sehen dabei nicht nur unterschiedlich aus, sondern haben auch eigene Fähigkeiten: Die sportliche Holly etwa bekommt pro getötetem Infizierten etwas Ausdauer zurück (und ist damit perfekt für Nahkampf-Builds, da Nahkampfwaffen Ausdauer verbrauchen), während die rüstige Anführerin Mom einmal pro Level ein Teammitglied sofort wiederbeleben kann.
Die meiste Spielzeit verbringen wir bei Back 4 Blood in der mehrteiligen Kampagne, die wir Roguelite-mäßig immer wieder durchlaufen. Die Kampagne ist dabei in vier Akte unterteilt, die aus zehn Missionen mit mehreren Etappen besteht. Zwar besuchen wir einige der Areale auch mehrmals, veränderte Umweltbedingungen wie Nebel oder Dunkelheit sorgen aber zumindest für etwas Abwechslung.
Uns ist selbst überlassen, ob wir Solo mit drei KI-gesteuerten Bot-Begleitern oder online mit bis zu drei weiteren Mitspieler*innen losziehen. Während des Testens hatten wir allerdings weit mehr Spaß, wenn wir mit anderen Mitspieler*innen zusammen unterwegs waren. Die Cleaner unterhalten sich zwar auch miteinander, klopfen aber meistens nur coole Sprüche. Obendrein können die KI-Bots keine Kampagnenziele abschließen oder etwa Gegenstände wie Dietriche oder aufgestellte Geschütze benutzen.
Solo-Progression: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Tests sind Solospieler*innen beim Progressionssystem von Back 4 Blood benachteiligt. So können sie keine Vorratspunkte verdienen, mit denen sie etwa neue Karten für Online-Decks (mit der das Spielerlebnis individuell angepasst werden kann) bekommen können oder alternative Skins für die Cleaner und Waffen freischalten. Auch die Trophäen-Progression ist deaktiviert. Turtle Rock Studios hat aber bereits bekanntgegeben, das man an der Problematik arbeiten wolle.
Das Zombieschnetzeln wird dabei von abwechslungsreichen Events aufgelockert, bei denen wir etwa einen Schutzraum in einer verlassenen Kirche erst sichern müssen, während der von einer Horde angegriffen wird. Oder wir spielen Köder, damit andere Überlebende entkommen können. Das machen wir natürlich mit dem gebührendem Style, indem wir im Spiel “Black Betty” auf der Juke Box anschmeißen und uns durch die davon angelockten Horden von Infizierten ballern und schlagen.
Stress mit Mutationen
Neben den normalen Infizierten, die wir reihenweise über den Haufen schießen, bekommen wir es auch mit Mutationen und einigen Minibossen zu tun, die mehr austeilen und auch einstecken können. Left 4 Dead-Fans werden hier einige Fähigkeiten wiedererkennen. So kann der Reeker etwa Galle auf die Cleaner spucken und vor ihrer Nase explodieren. Der Stinger verschießt dagegen Speichelprojektile, die Cleaner festsetzen können.
Die Mutationen können auch verdammt fies sein, denn nicht selten bekommen wir es mit mehreren von ihnen auf einmal zu tun. Hier zeigt Back 4 Blood große Probleme beim Balancing, denn während wir in manchen Durchläufen geradezu durchspazieren können, sind andere ungleich schwerer und wir schaffen es nicht einmal über die erste Horde hinaus. Selbst der einfachste der drei Schwierigkeitsgrade (der einzige ohne friendly fire) hat vereinzelt extreme Anstiege in der Schwierigkeit.
Technische Performance: Beim Testen auf der PS5 lief Back 4 Blood bei uns bisher flüssig und ohne Abstürze. Allerdings sind wir bereits auf zahlreiche Bugs gestoßen. So glitchen sich Bots regelmäßig an Kanten fest, Infizierte fallen durch die Map. In der finalen Mission des ersten Aktes ist die Horde einmal nicht gespawnt und ein Boss ist außerhalb des begehbaren Spielbereichs aufgetaucht und dort hängen geblieben. Diese Bugs haben bisher keinen Durchlauf stark behindert, sind aber auffällig in ihrer Häufigkeit.
Das Herz der Karten
Haben wir es dann einmal in den nächsten Schutzraum geschafft (von dem aus wir den aktuellen Durchlauf auch verlassen und wieder einsteigen können), können wir unsere Ressourcen aufstocken. Mit dem zuvor im Level gefundenen Kupfer kaufen wir dann Verbandszeug, Molotov Cocktails oder mehr Gesundheit für das gesamte Team. Auch die Karten aus unserem vorab zusammengestellten Deck können wir hier spielen.
Apropos Karten: Die Kartendecks sind der wohl größte Unterschied im direkten Vergleich mit Left 4 Dead. Die Decks können wir uns vor jedem Durchlauf im Hub-Bereich des Spiels zusammenstellen. Während einige Karten simple Buffs für Genauigkeit, Ausdauer oder Gesundheit geben, wirken sich andere stärker auf unseren Spielstil aus. So können wir etwa im Eintausch für ein Fünftel unserer Gesundheit dem Team ein Extraleben verschaffen. Oder wir richten deutlich mehr Schaden an Schwachpunkten unserer Gegner an, müssen dafür aber auf unser Visier verzichten.
Im Solomodus sind bereits von Anfang an alle 156 Karten freigeschaltet, in der Online-Kampagne dagegen starten wir nur mit einer kleinen Auswahl und müssen durch die beim Spielen verdienten Vorratspunkte nach und nach weitere Karten freischalten. Daraus können wir uns dann ein Deck mit unseren 15 Favoriten zusammenstellen. Zu Anfang eines jeden Kapitels in der Kampagne werden dann ein paar Karten gespielt, von denen wir eine aussuchen können.
Back 4 Blood bietet uns damit eine großartige Möglichkeit, unseren Spielstil zu individualisieren – gleichzeitig ist dieses System aber auch eine der größten Hürden beim Spieleinstieg. Die Verwendung der Karten und Zusammenstellung des Decks wird vorab nur grob erklärt und wird eigentlich erst beim Spielen nach und nach richtig klar. Zudem schüttet uns das Spiel besonders im Solomodus mit viel zu vielen Karten auf einmal zu. All das zusammen kann erstmal überfordernd wirken. Zumindest gibt uns Back 4 Blood ein Anfängerdeck zur Hand, mit dem wir erstmal starten können, auch wenn das aus nur wenigen Karten besteht.
Haben wir die Hürde aber einmal gemeistert und das Kartensystem verstanden, liefert es uns ein erstaunlich tiefgreifendes System, das uns ordentlich experimentieren lässt – zumindest für alle Zombiejäger*innen die Lust haben, ihr Spiel zu optimieren.
Schwarm-Modus für kurzweilige PvP-Action
Neben der Kampagne gibt es natürlich auch wieder einen PvP-Modus, der uns in zwei Teams aus jeweils vier Leuten als Cleaner oder Mutationen gegeneinander antreten lässt. Das Prinzip ist simpel: Die Cleaner spawnen in einem abgeschlossenen Areal und bekommen kurz Zeit, um Ressourcen zu sammeln und um sich vorzubereiten, während das andere Team wartet. Sobald die Runde startet, kann das Mutationen-Team spawnen und zusammen mit KI-gesteuerten Infizierten versuchen, die Cleaner möglichst schnell außer Gefecht zu setzen, während das Spielfeld stetig kleiner wird. Sobald alle Cleaner am Boden sind, werden die Seiten gewechselt. Welches Team am Ende als Cleaner am längsten überlebt hat, gewinnt die Runde. Und das Team, das als Sieger in zwei der drei Runden hervorgeht, gewinnt das Match.
Durch das eskalierende Spielprinzip, bei dem eine Runde meist zwischen vier bis acht Minuten dauert, bleibt der Schwarm-Modus schnelllebig und ist besonders für alle geeignet, die keinen ganzen Akt der Kampagne spielen wollen. Allerdings ist das Spielprinzip schnell gelernt und so fehlt es abseits der wechselnden Teams etwas an Abwechslung.
Ein Left 4 Dead 3 der Herzen
Fühlt sich Back 4 Blood also wirklich wie Left 4 Dead an? Letztlich ist die Antwort "ja". Trotz aller Neuerungen, die das Spiel gleichermaßen komplexer und komplizierter machen, kommt beim Reinspringen in die Kampagne und dem fröhlichen Ballern mit Freunden das altbekannte L4D-Feeling wieder auf. Wer anfangs etwas Geduld aufwendet, um sich mit dem Spiel vertraut zu machen, wird mit Koop-Action belohnt, die einfach Laune macht. Hier und da braucht das Spiel noch etwas Nachbesserung bei Bugs und im Balancing, aber sonst steht dem Zombie-Geschnetzel nichts im Wege.
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