Odyssey, Origins, Valhalla – in dieser Reihenfolge ranke nicht nur ich die Assassin’s Creed-Rollenspiele, sondern auch viele andere Fans wie etwa die GP-Community. Allerdings könnte das ohnehin schon sehr gute AC Odyssey noch diesen November von Assassin's Creed Shadows vom Thron gestoßen werden.
Auf dem Forward-Event zeigte Ubisoft nämlich erstes Gameplay und verriet neue Informationen. Die setzen das Puzzle nicht nur immer weiter zusammen, sondern wecken in mir auch Hoffnung, dass uns mit Shadows ein Assassin’s Creed erwartet, das auf dem Niveau von Odyssey, Black Flag und AC 2 mitspielt.
Endlich wieder richtige Assassinen!
Was haben Odyssey, Origins und Valhalla alle gemeinsam? Die Tatsache, dass wir hier nicht in die Rolle eines wirklichen Assassinen schlüpfen. Denn alle drei Teile spielen in der Zeit vor der Gründung der Assassinen-Bruderschaft, wie wir sie von Ezio oder Altair kennen.
Während wir in Origins am Ende nur die Verborgenen gründen, kommt Eivor lediglich mit ihnen in Kontakt und Alexios/Kassandra hat noch weniger mit den Vorgängern der Assassinen am Hut. In die Lore fügen sich diese Geschichten zwar plausibel ein, für mich fühlten sie sich so aber narrativ weniger nach einem richtigen Assassin’s Creed an.
Mit AC Shadows ändert sich das. Der Japan-Ableger startet im Jahr 1579 und damit in einer Zeit, in der die Assassinen schon viele Jahre lang gegen aus Europa stammende Templer kämpfen.
Shadows ist damit der erste RPG-Teil, in dem es primär um den Konflikt zwischen Templer und Assassinen geht. Bislang macht Ubisoft keinen großen Wirbel darum, dass dem aber so ist, bestätigt etwa der offizielle ‘Character Reference Guide’ an. In dem heißt es, dass Naoe "als neuer Assassine innerhalb der jahrhundertealten Bruderschaft” beispielsweise das Motiv des Adlers auf dem Rücken trägt.
All das ist zwar nicht zwangsläufig ausschlaggebend für ein spaßiges Spiel, aber Shadows dürfte dennoch davon profitieren. Ich bin sicherlich nicht die einzige Person, die sich endlich wieder richtiges Assassinen-Feeling wie beispielsweise in der Ezio-Trilogie wünscht. Und das beginnt eben mit der Story und endet erst beim Gameplay.
Spielerisch besinnt sich das Spiel nämlich auch wieder mehr auf das, was echte Assassinen ausmacht: heimliche Attentate. In AC Mirage ist Ubisoft hier schon “zurück zu den Wurzeln” gewandert, allerdings zählt das Action-Adventure nicht zu den RPG-Teilen und ist eher als Fan-Service zu verstehen.
In AC Shadows spielen wir mit Naoe eine weibliche Shinobi (auch Kunoichi), die das Stealth-Handwerk mehr denn je versteht. Mit ihr schleichen wir uns nicht nur durch hohes Gras und klettern auf Dächer, um dann mit einem beherzten Sprung leise eine Wache mit der versteckten Klinge zu eliminieren.
Naoe kann, anders als ihre Vorgänger*innen, auch flach auf dem Bauch kriechen, in Gewässer abtauchen und von dort aus Attentate begehen, mit dem Enterhaken leise Hürden überwinden, Lichter löschen und sich sogar an Deckenbalken verstecken. Gerade diese vielen kleinen Neuerungen lassen mich als Stealth-Fan aufhorchen – denn die wünsche ich mir schon seit Jahren.
All dem steht der Samurai Yasuke entgegen, der weniger subtil vorgeht. Er greift neben dem Katana lieber auf die harten Geschütze wie Tetsubos (eine Art Knüppel) und Arkebusen (Feuerwaffe) zurück. Da wir aber bis auf wenigen Ausnahmen theoretisch nur mit Naoe spielen können, liegt es an uns selbst, ob wir voll auf Assassine machen wollen, oder der spielerischen Abwechslung den Vortritt geben – womit ich bei meinem nächsten Punkt wäre, der mich optimistisch stimmt.
In Japan weht ein frischer Wind
Es gibt noch weitere Neuerungen, die ein erfrischendes Gefühl in mir hervorrufen: Sowohl optisch als auch spielerisch werden sich die Jahreszeiten mit ihrer Witterung auswirken. Wenn es stürmt, hören uns Feinde schlechter und während wir mit Naoe etwa im Frühling in Gewässern tauchen und von dort aus Attentate starten können, lässt ein im Winter gefrorener See das nicht zu. Dann heißt es: umdenken.
Auch schön fürs Auge: Die Welt macht bislang einen sehr lebendigen Eindruck. Menschen verbeugen sich vor Yasuke und wenn er einen Feind in Obstkisten prügelt, zerbrechen diese und das Obst kullert munter los. Requisiten oder auch Bambus lassen sich mehr denn je zerstören. Allgemein wirken die Kämpfe noch wuchtiger und damit auch brutaler.
Aber auch bei den Nahkämpfen scheint sich einiges getan zu haben. Wir laden zwar wieder unsere Spezialfähigkeiten auf, sollten aber auch versuchen, die Rüstung der Feinde zu durchbrechen, um effektiver auszuteilen. Die Körperhaltung scheint dabei ebenfalls eine wichtige Rolle zu spielen, wenn auch nicht so stark wie in Ghost of Tsushima, in dem die Kampfhaltung entscheidende Vor- und Nachteile gegen bestimmte Gegnertypen bedeutet.
Noch mehr zu Shadows findet ihr in unseren anderen Artikeln:
Weg von der Ubisoft-Formel
Wo wir schon bei Ghost of Tsushima sind: Ähnlich wie in Sucker Punchs Samurai-Hit führen uns auch in AC Shadows die Torii-Tore zu besonderen Orten, darunter Loot oder Attentatsziele. Der Kompass in der oberen Bildschirmmitte präsentiert sich derweil im gezeigten Gameplay angenehm minimalstisch.
Unter anderem damit versucht der Entwickler, die sogenannte Ubisoft-Formel weiter aufzubrechen. Bereits in Avatar: Frontiers of Pandora funktioniert das mit der reaktiven Spielwelt, die ein sehr dynamisches Movement ermöglichte, sehr gut. In Shadows scheint das Ziel dagegen zu sein, an vielen kleinen Stellschrauben zu drehen, damit wir weniger vorgekaut bekommen und stattdessen selbst mehr entdecken (müssen).
So gibt es zwar noch die typischen Aussichtspunkte, allerdings decken wir durch die Synchronisation keine Flut an Symbolen auf der Karte auf, die wir dann stumpf nacheinander abarbeiten. Vielmehr müssen wir von dort aus selbst Points of Interest erspähen, ähnlich wie in Zelda: Breath of the Wild.
Warum Zelda BotW ein gutes Vorbild für Ubisoft-Spiele darstellt, hat Kollegin Linda bereits gut zusammengefasst:
Erfahrung, die sich auszahlen dürfte
Zu guter Letzt geht es um Ubisoft selbst – Inspiration durch andere Spiele hin oder her.
Zum einen erwarte ich nach der Erfahrung mit drei RPG-Teilen, dass sie für Spiel Nummer 4 entscheidende Lehren daraus ziehen. Erst recht, da der letzte Ableger Valhalla am meisten Kritik einstecken musste.
Zum anderen ist Ubisoft Quebec das hauptverantwortliche Studio hinter Shadows. Und die haben nicht nur mit Odyssey eines der besten AC-Spiele gemacht, sondern in Syndicate auch schon Erfahrung gesammelt, wie es sich mit zwei Protagonist*innen gleichzeitig spielt.
Selbstredend sieht AC Shadows als neuestes Spiel, das nur für eine Konsolengeneration (PS5, Xbox Series X/S) optimiert werden muss, auch noch schicker aus, als die Vorgänger. Die dichte Vegetation und Wettereffekte machen zumindest in den Trailern einiges her. Trotz allem stehen aber noch ein paar Fragezeichen im Raum.
So kennen wir noch nicht alle Mechaniken und Inhalte, wie etwa Details zum Progressionssystem. Außerdem lassen die bisherigen Trailer mit lahmen Phrasen à la “Ich bin nicht alleine, ich habe die Schatten” kaum Rückschlüsse über die Qualität der Story und Nebenaufgaben zu. Gerade in diesen Bereichen glänzen Ubisoft-Spiele in der Regel weniger. Und auch was das Kampfsystem angeht, bin ich noch vorsichtig – vor allem wenn es um das Balancing zwischen Yasuke und Naoe geht.
Trotzdem bin ich dank der vielen neuen Informationen nun sehr optimistisch, dass Ubisoft mit AC Shadows wieder ein richtig gutes Spiel kreiert, und vielleicht sogar den bislang besten RPG-Ableger. Auf dem Papier klingt es bislang zumindest stark danach.
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