Moment mal, Ubisoft hat aus Assassin's Creed: Odyssey ein "vollwertiges Open World-Rollenspiel" gemacht?
Nachdem wir den neuesten Teil der Meuchelmörder-Reihe bei unserem Ubisoft-Termin in Paris das erste Mal in einer Präsentation gesehen haben, waren wir baff. Und uns brannte eine weitere Frage auf den Nägeln: Erfindet Ubisoft die Assassin's Creed-Reihe mit Odyssey jetzt komplett neu?
Die Antwort darauf erhalten wir während einer Anspiel-Session, bei der wir eine Nebenquestreihe auf der griechischen Insel Delos bestreiten. In Sachen Gameplay macht Odyssey genau da weiter, wo Origins aufgehört hat. Fortschrittssystem und Hitbox-Kampfsystem des Vorgängers wurden verfeinert, Schiffe und Schiffskämpfe kehren als feste Komponente der Open World-Erkundung zurück. Parkour, klettern, looten, leveln, von Türmen in Heuballen springen, die Gegend mit dem Adler auskundschaften. All das bleibt aber beim Alten.
Schiffskämpfe, Schlachten, Kampfsystem & mehr
Alles, was ihr über Assassin's Creed: Odyssey wissen müsst
Auf spielerischer Ebene wandert Assassin's Creed: Odyssey auf den Pfaden von Assassin's Creed: Origins und bleibt seinem Vorgänger in vielerlei Hinsicht treu. In Sachen Storytelling schlägt Ubisoft mit dem kommenden Meuchelmörder-Abenteuer im Antiken Griechenland jedoch eine völlig neue Richtung ein. Und wir haben gleich noch mehr Fragen:
Held oder Heldin?
Ubisofts neuer erzählerischer Ansatz fängt schon bei der Charakterauswahl an. Wie in Assassin's Creed: Syndicate können wir mit zwei Helden ins Abenteuer starten. Der große Unterschied: Anders als in Syndicate wechseln wir während des Spiels nicht beliebig zwischen Alexios und Kassandra hin und her. Stattdessen müssen wir uns für einen Charakter entscheiden, den wir bis zum Ende begleiten.
Woran wir uns jetzt ebenfalls gewöhnen müssen: Alexios und Kassandra sind keine fertig geschriebenen Charaktere wie Bayek oder Ezio. Sie sind im Grunde leere Hüllen, die wir mit Persönlichkeit füllen. Zumindest so weit, wie es uns das Spiel ermöglicht.
2 Helden sind besser!
Kolumne: Warum mehr Spiele zwei Helden brauchen
Wer bin ich?
Ganze Biografien wie beispielsweise in Mass Effect wählen wir für unseren jeweiligen Helden nicht. Eckdaten wie seine Herkunft und Berufung sind bereits festgelegt. Alexios und Kassandra sind Nachfahren des spartanischen Königs Leonidas und schlagen sich als Söldner durch die Weltgeschichte. Aber es liegt in unseren Händen, wie sich unser Alter Ego im Laufe seiner Reise verhält.
Entsprechend führt Assassin's Creed: Odyssey jetzt erstmals Dialog-Optionen ein. Wie in The Witcher 3 oder Skyrim stehen uns in Gesprächen mit NPCs jetzt mehrere Antwortmöglichkeiten zur Auswahl, durch die wir die Persönlichkeit unseres Recken formen.
Ziehen wir als gutmütiger Held durchs Land, der freundlich und mitfühlend ist, den Schwachen hilft und das Böse verurteilt? Oder schlüpfen wir in die Rolle eines gewissenlosen Schufts, der sich vor unmoralischen Taten nicht abschrecken lässt, stiehlt, lügt, betrügt und sogar unschuldige Zivilisten meuchelt?
Fragen über Fragen. Entscheidungen über Entscheidungen. Das sind wir von Assassin's Creed gar nicht gewohnt. Die Optik von Alexios und Kassandra ist hingegen festgelegt, es gibt keinen Charakter-Editor. Zumindest wenn's ums Äußere geht, nimmt uns Ubisoft die Entscheidung ab.
Wo will ich hin?
Dafür werden wir im Laufe unseres Abenteuers an vielen anderen Stellen vor die Wahl gestellt. Entscheidungen stehen im Mittelpunkt unserer Reise durch Assassin's Creed: Odyssey. Sie soll zu einer persönlichen Erfahrung werden, verspricht Ubisoft.
Anderes als in den Vorgängern verläuft die Geschichte nämlich nicht linear. Sowohl die Hauptstory als auch die vielen kleinen Nebengeschichten, die wir in der Open World erleben, haben mehrere Enden. Wie unser Weg durchs Antike Griechenland verläuft, bestimmen wir bis zu einem gewissen Grad selbst.
Allerdings müssen wir auch mit den dazugehörigen Konsequenzen leben. Greifen wir einen Zivilisten an, wehrt er sich. Töten wir einen Unschuldigen, wird ein Kopfgeld auf uns angesetzt. Manchmal sind die Auswirkungen unserer Entscheidungen aber überhaupt nicht vorhersehbar. Ein Beispiel, aber:
Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler
Während unserer Anspiel-Session bestreiten wir eine Quest, bei der wir einen Gefangenen in einem Lager ausfindig machen müssen. Am Ende der Mission stehen wir vor der Entscheidung, den Gefangenen zu töten oder ihn laufen zu lassen. Wir sind gnädig und verschonen den Mann. Was wir nicht ahnen können: In der allerletzten Mission, die die Questreihe auf Delos abschließt, vergiftet er Theletas, einen wichtigen Nebencharakter, den wir zu Beginn als Kontaktperson kennenlernen. Hätten wir den Gefangenen aber gemeuchelt, als wir die Chance dazu hatten (oder die entsprechende Quest gar nicht erst angenommen), hätte Theletas überlebt und mit uns in die Nacht gefeiert.
Auf erzählerischer Ebene soll Assassin's Creed: Odyssey viele Überraschungen bieten, verrät uns Narrative Director Melissa MacCoubrey später im Interview. Bislang haben wir die Auswirkungen unserer Entscheidungen nur im kleinen Kosmos einer in sich geschlossenen Nebenquestreihe auf der Insel Delos erlebt, die nichts mit der Hauptstory zu tun hat. Konsequenzen sollen aber auch auf lange Sicht greifen. Wie genau, können wir aber erst beurteilen, wenn wir unsere Odyssey im finalen Spiel antreten und uns die Hauptgeschichte entlanghangeln.
Wer ist mein Herzblatt?
Was auf Delos passiert, bleibt also auf Delos. Zum Beispiel, dass wir als Alexios die Nebenfigur Kyra um ein Date gefragt haben, obwohl sie ja eigentlich mit unserer Kontaktperson Thelatas zusammen ist.
In Assassin's Creed: Odyssey ermöglicht es uns nämlich, romantische Beziehungen mit bestimmten Charakteren einzugehen. Im Laufe des Spiels können wir mehrere Partner gleichzeitig haben oder uns auf eine einzelne Figur konzentrieren. Ganz wie es uns beliebt. Wie Charaktere auf unsere Annäherungsversuche reagieren, soll bei jedem anders sein, erklärt uns Melissa MacCoubrey.
"Einige Spiele behandeln Romanzen nur oberflächlich á la 'hier ist ein Haufen Geschenke und jetzt liebe mich!'. In Assassin's Creed: Odyssey geht es eher darum, wie wir mit den Charakteren interagieren und wie wir uns ihnen annähern. Wie richtige Menschen haben die NPCs einen eigenen Charakter und reagieren deshalb unterschiedlich auf unsere Dialog-Entscheidungen."
Im Laufe des Spiels begegnen wir beispielsweise sprunghaften Charakteren, für die nur wenig Mühe aufwenden müssen, um sie von uns zu überzeugen. Wir treffen aber ebenso NPCs, mit denen wir mehr Zeit verbringen müssen, bevor es funkt. Kyra zum Beispiel, die wir ja erst einmal davon überzeugen müssen, dass wir ein besserer Partner wären als Thelatas.
Zusätzlich zu speziellen Dialogoptionen, mit denen wir romantisches Interesse bekunden, bestreiten wir ähnlich wie in Mass Effect oder Dragon Age spezielle Quests , in denen wir unser potentielles Herzblatt näher kennenlernen. Mit Kyra gehen wir beispielsweise gemeinsam auf die Jagd. Nach einigen erlegten Ziegen hat sie ein offenes Ohr für unsere Annäherungsversuche, die sie zuvor nur abgeblockt hat.
Neben der großen Entscheidungsfreiheit in den Quests sind Beziehungen zu NPCs ein weiterer Schlüsselaspekt, mit dem uns Ubisoft eine im Vergleich zu den Vorgängern viel emotionalere, persönlichere Spielerfahrung ermöglichen will. Dabei muss übrigens nicht immer Liebe im Spiel sein. Im Laufe unserer Reise schließen wir ebenso Freund- und Feindschaften. Es kommt eben ganz darauf an, in welche Rolle wir schlüpfen und wie wir unsere Reise durchs Antike Griechenland erleben wollen.
Alle Infos zu AC: Odyssey
- Gameplay, Story, Release & mehr in der Übersicht
- Das Spiel ist "deutlich länger" als Assassin's Creed: Origins
- RPG ermöglicht Romanzen mit anderen Charakteren
- Der neue Teil hat das beste Kampfsystem der gesamten Reihe
Assassin's Creed: Odyssey erscheint am 5. Oktober 2018 für PS4, Xbox One und den PC.
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