Starke Regie, starke Synchro
Entdecker investieren also mühelos 50 Stunden und mehr in Assassin's Creed 4, doch auch reine Story-Spieler kommen auf ihre Kosten - denn die Entwickler haben die Hauptmissionen abwechslungsreich und intensiv gestaltet. Schleichpassagen wechseln sich mit explosiver Action ab, während wir dem Observatorium immer näher kommen.
Die Handlung ist ähnlich wendungsreich. Einige der Enthüllungen sind zwar vorhersehbar, manche tragische Situation unvermeidlich - aber alles ist dank der guten Regie in den Zwischensequenzen und der starken deutschen Synchronisation ebenso sehens- wie hörenswert.
Das gleiche gilt für die atmosphärisch sehr dichte Spielwelt, vor allem in den drei Städten: In Nassau etwa tummeln sich zwischen Bretterbuden dutzende Piraten, Händler bieten ihre Waren feil, betrunkene Seemänner kotzen ihren sauer verdienten Rum aus.
In Havanna herrscht dagegen mediterranes Flair - bunte spanische Architektur vermischt sich mit dem bröckeligen Charme der neuen Welt. Kingston wiederum erinnert uns optisch an die amerikanischen Südstaaten.
Genau wie die Vorgänger besitzt auch Black Flag eine Rahmenhandlung in der Gegenwart. Desmond Miles allerdings hat dort als Hauptfigur ausgedient - stattdessen steuert der Spieler aus der Ego-Perspektive einen namenlosen und stummen Mitarbeiter von Abstergo Entertainment.
Dieser Zweig des globalen Unternehmens sammelt genetische Erinnerungen wie die Geschichte Edward Kenways und verpackt sie in lebensechte Spiele. Da das Firmen-Gebäude auch noch in Montreal liegt, ist der Bezug klar: Ubisoft nimmt sich selbst auf die Schippe. Allerdings geht bei Abstergo nicht alles mit rechten Dingen zu.
Als uns ein mysteriöser Kollege per Funk kontaktiert, tauchen wir für ihn in Hacking-Sequenzen tiefer in die Geheimnisse des Unternehmens ein. Dieser Part des Spiels ist prima integriert: Die Abstergo-Abschnitte sind selten und meist nur wenige Minuten lang. Kurz: gelungene Auflockerung statt Spielspaß-Bremse.
PS4 vs. 360
Warum wir erst jetzt auf die PS4-Technik zu sprechen kommen? Weil sie im Falle von Assassin's Creed 4 leider kein entscheidender Faktor ist. Zwar hat die PS4-Version im Vergleich mit der 360-Fassung die Nase vorn, die Licht- und Partikel-Effekte sind hübscher, die Texturen schärfer, dazu kommt die Auflösung von 1080p, aber der Unterschied ist längst nicht so gravierend wie man das vom Sprung auf die nächste Konsolengeneration vermuten könnte.
Das liegt allerdings auch daran, dass Black Flag auf der Xbox 360 schlicht fantastisch aussieht und bei einer Installation mit erstaunlich kurzen Ladezeiten glänzt. Da der PS4-Fassung außerdem eine gute Kantenglättung sowie eine Bildrate mit flüssigen 60 Halbbildern pro Sekunde fehlt, bewerten wir die technische Qualität der 360-Version insgesamt höher - schließlich nutzt sie das Potenzial ihrer Plattform sichtbar aus, während auf der PS4 noch deutlich Luft nach oben ist.
Nichts zu meckern gibt es dagegen am Sound: Neben der bereits erwähnten Synchronisation ist die Musik ausgezeichnet gelungen und untermalt ruhige wie dynamische Momente jederzeit passend. Zumal die Komponisten ein paar schöne Details eingebaut haben.
Edward kann zum Beispiel bei Tauchgängen auf offener See Schätze heben und trifft unter Wasser auf Haie. Kommt uns eins der Biester näher, setzt Streichmusik im Stil von Der Weiße Hai ein. Popkultur-Zitate kann es einfach nie genug geben.
Schwächen auf der Zielgeraden
Leider geht Black Flag ausgerechnet beim großen Finale spürbar die Puste aus; ein Problem, das sich inzwischen wie ein roter Faden durch die gesamte Serie zieht. Zwar endet das Spiel auf einer angenehm bittersüßen Note, aber gerade der letzte Kampf ist geradezu absurd banal.
Den Mehrspieler-Modus konnten wir bis zum Redaktionsschluss übrigens noch nicht spielen, das gleiche gilt für das Flotten-Feature in der Solo-Kampagne. Dort nämlich kann Edward mit gekaperten Schiffen nicht nur seine Jackdaw reparieren oder den Fahndungswert senken (an Land gibt's übrigens kein Fahndungssystem mehr), sondern sie auch einer Flotte hinzufügen, die anschließend unabhängig durch die Karibik schippert und Beute macht - quasi wie die trainierten Assassinen aus den Vorgängern.
Verwaltet wird das Ganze allerdings über das PSN bzw. Xbox Live, stand zum Testzeitpunkt also noch nicht nur zur Verfügung. Doch auch ohne diese Aspekte können wir ruhigen Gewissens sagen, dass Assassin's Creed 4 der bislang beste Serienteil ist und sich vor GTA 5 nicht verstecken muss - vor allem dank der Missionen auf hoher See.
Die werfen für die Zukunft eine spannende Frage auf: Bleibt die Reihe den tollen Schiffssequenzen treu? Gibt es ein Wiedersehen mit Edward, so wie in der Ezio-Trilogie? Das Gerüst für diese Möglichkeit steht jedenfalls, und wenn es nach uns geht, dann darf der raubeinige Waliser gerne wiederkommen.
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