Altes Spiel, neue Ideen
Spielerisch hat sich auf den ersten Blick indes nicht viel getan. Auch mit Connor klettern wir behände über Hausdächer, belauschen Spione, ziehen unvorsichtige Wachen in Heuwagen und führen gezielte Attentate aus. Doch Ubisoft hat das bewährte wie abermals sehr motivierende Spielprinzip mit vielen frischen Ideen gewürzt. Bei der Rückeroberung feindlicher Forts etwa müssen wir nicht wie bisher nur den Kommandeur zur Strecke bringen, sondern auch das Munitionslager sprengen und die Fahne einholen. Gelingt uns das, nimmt die Anzahl feindlicher Truppen im jeweiligen Stadtviertel dauerhaft ab.
Zudem gilt es die überall in der Spielwelt verteilten Schatzkisten erst mal durch ein simples Minispiel zu knacken, natürlich ohne dabei entdeckt zu werden. Und wenn wir eine für Sammelquests relevante Almanach-Seite aus der Feder Benjamin Franklins aufgespürt haben, flattert diese kurzerhand davon, was jedes Mal in einer kniffligen Verfolgungsjagd über die Dächer mündet. Noch mehr Beispiele? Zu den aus Assassin’s Creed: Revelations bekannten Eskort- und Befreiungsaufträgen gesellen sich zahlreiche Nebenmissionen, in denen wir in der Wildnis versteckte Lager ausfindig machen, bestimmte Personen verprügeln oder uns an launigen Brettspielen versuchen.
Und Heuhaufen, in denen sich Connor verstecken kann, gibt’s nun auch mobil in Form von Kutschen - der Fortschritt macht auch vor Assassin’s Creed nicht Halt. Allerdings kommt es vor, dass patrouillierende Rotröcke die Ladung prophylaktisch untersuchen und uns so aufstöbern. Das mögen Kleinigkeiten sein, doch sie machen die ohnehin bereits enorm stimmige Welt von Assassin’s Creed 3 noch ein gutes Stück runder.
Im Umland umherziehen
Die beiden akkurat nachgebauten Städte Boston und New York (Letztere dürfen wir erst nach rund 20 Spielstunden erkunden) werden durch das so genannte Umland miteinander verbunden, ein riesiges, größtenteils bewaldetes Areal, in dem circa ein Drittel aller Haupt- und Nebenaufgaben stattfinden. Um schnell von A nach B zu gelangen, kann Connor wie Tarzan in seinen besten Jahren auf Bäume klettern und in einem Affenzahn von Ast zu Ast hüpfen. Das funktioniert zwar nicht überall, doch wenn man erst mal eine Stelle gefunden hat, wo es hoch in die Baumwipfel geht, will man so schnell nicht wieder zurück auf den Boden.
Letzteres wird vor allem im Winter ohnehin zur Qual, da tiefer Schnee uns am zügigen Vorankommen hindert. Ein guter Zeitpunkt, die teils langen Laufwege anzusprechen. Oft schickt uns das Spiel von einem entfernten Punkt zum nächsten, nur um ein kurzes Gespräch zu führen. Zwar gibt es eine Schnellreisefunktion, doch die funktioniert - anders als etwa in Skyrim- lediglich bei einem Bruchteil der entdeckten Lokalitäten. Vielleicht mag es ja auch im Sinne Ubisofts gewesen sein, dass wir so viel (Lauf-)Zeit im Umland verbringen, denn hier gibt es viel zu tun. So dürfen wir unter anderem auf die Jagd nach Rehen, Wölfen und anderem Wildgetier gehen, entweder mit Pfeil und Bogen oder indem wir Köder verteilen und uns im Dickicht auf die Lauer legen.
Durch unseren Adlersinn entdeckte Hinweise erleichtern dabei das Aufspüren der potenziellen Beute. Unsere Fänge sind zwar nicht von allzu großer spielerischer Relevanz, aber sie bringen uns bare Münze ein, die wir bei fahrenden Händlern in Munition und Ausrüstung stecken. Außerdem macht die Jagd Spaß und trägt zur tollen Open-World-Stimmung bei. Natürlich dürfen auch die aus den Vorgängern bekannten Adlerfedern nicht fehlen, die überall im Umland versteckt sind.
Und wer will, kann Gespräche führen, Schatztruhen aufstöbern oder Pakete an bestimmte Personen ausliefern, was zwar ebenfalls keine nennenswerten Vorteile bringt, Spielern aber eine helle Freude machen dürfte, die eintauchen und wirklich alles in einem Spiel erleben wollen. Schade finden wir allerdings, dass Ubisoft die aus Brotherhoodund Revelationsbekannten Assassinen-Gräber gestrichen hat. Wir hätten uns ganz gern wieder an den anspruchsvollen, aus Prince of Persiaentlehnten Klettereinlagen versucht. Andererseits: Wer sollte schon groß in der neuen Welt begraben liegen, die wird ja gerade erst besiedelt.
Das muss das Boot abkönnen!
Doch Connor ist nicht nur auf festem Boden unterwegs, sondern wagt sich erstmals in der Assassin’s Creed-Reihe auch an Bord riesiger Segelschiffe. Die dürfen wir sogar selbst durch dafür speziell instanzierte Gewässer lenken (frei von Boston nach New York schippern, ist nicht möglich). Zwar wirkt sich der Wind und das gesetzte Halb- oder Vollsegel stark auf die Manövrierfähigkeit unseres Kahns aus, eine Simulation ist Assassin’s Creed 3 aber nicht.
Macht nichts, denn das Programm vermittelt trotzdem sehr gut und vor allem auf unterhaltsame Weise, wie anspruchsvoll es ist, einen derart großen Pott durch Untiefen zu steuern. Ein Höhepunkt des Spiels sind dabei die Seeschlachten, die Ubisoft spektakulär in Szene setzt und die viel Fingerspitzengefühl erfordern. So müssen wir nicht nur darauf achten, im richtigen Winkel zum feindlichen Schiff zu segeln, sondern sollten beim Feuerbefehl auch die Flugzeit unserer Kanonenkugeln miteinberechnen. Nah genug an einem Kahn können wir diesen durch einen gezielten Schuss ins Munitionslager sogar in die Luft jagen - cool!
In gleich zwei Story-Missionen entern wir zudem die gegnerischen Schiffe und liefern uns an Deck knackige Fechtduelle, wie wir sie aus Piratenfilmen der Marke Fluch der Karibik kennen. Selbst die marinen Nebenmissionen hat Ubisoft mit abwechslungsreichen Aufgaben gewürzt. So eskortieren wir in einer Quest erst eine Handelsfregatte, manövrieren anschließend durch eine minenverseuchte Bucht und ballern zu guter Letzt ein englisches Fort kaputt.
Der Multiplayer-Modus
Wie von der Serie mittlerweile gewohnt, bietet auch Assassin’s Creed 3 einen Mehrspieler-Teil, den wir aber noch nicht testen konnten. Neben den aus Assassin’s Creed: Revelations bekannten Modi wie etwa dem klassischen Deathmatch liefert der dritte Teil nun auch zwei kooperative Alternativen. Während wir in »Wolfsrudel« gemeinsam mit Freunden innerhalb eines knappen Zeitlimits eine bestimmte Anzahl KI-Gegner erledigen sollen, gilt es in »Dominanz«, im Team Punkte zu erobern und zu halten - Battlefield 3 lässt grüßen.
16 Charaktere stehen zur Auswahl, jeder mit unterschiedlichen Vor- und Nachteilen. Der bullige Tischler etwa schlägt zwar mit einem riesigen Hammer um sich, ist aber nicht gerade der wendigste. Zu Beginn jeder Runde können wir aus 14 Fertigkeiten wählen und uns so beispielsweise für kurze Zeit unsichtbar machen. Noch cooler: Assassin’s Creed 3 bietet zehn so genannte Perks, also Spezialtalente, die das komplette Gefecht über wirken, von denen wir aber immer nur eines einsetzen dürfen. Beispielsweise können wir einen NPC-Doppelgänger erschaffen und so etwaige Angreifer verwirren.
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