In jedem von uns stecken Erbinformationen, die uns zu dem machen, was wir sind. Diese verschlüsselten Informationen entscheiden nicht nur über die Haar- und Augenfarbe des Menschen, sondern regeln auch den Stoffwechsel jeder einzelnen Zelle. Allerdings sind noch längst nicht alle Funktionsweisen und Eigenschaften der Gene entschlüsselt, und es existieren unzählige Theorien darüber, was noch alles in unserem Erbgut schlummert. So basiert die Hintergrundgeschichte der Assassin’s Creed-Serie auf der Idee von in den Genen gespeicherten Erinnerungen. Nicht umsonst sagt Desmond Miles, seines Zeichens Hauptdarsteller von Assassin’s Creed 2, zu Beginn des Abenteuers: »Tausend Jahre Geschichte fließen durch meine Adern«. Spötter mögen in diesem Satz einen Hinweis auf die geplante Anzahl von Assassin’s Creed-Fortsetzungen wittern, nicht ganz so zynische Naturen sehen darin unzählige Möglichkeiten für spannende Geschichten.
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Assassin’s Begins
Auf den ersten Blick ist Desmond Miles nichts Besonderes. Ein durchschnittlicher Mann Ende 20, der als Barkeeper arbeitet und in den Tag hinein lebt. Seine beschauliche Existenz gerät eines Tages aus den Fugen als er im ersten Teil der Serie entführt und in eine Maschine namens Animus gesteckt wird. Im Inneren dieses Apparates erfährt Desmond, welches Geheimnis in seinen Adern schlummert. Er ist ein Nachfahre der Assassinen und somit ein erklärter Feind des Templer-Ordens, der hinter der Entführung steckt. Der Animus ermöglicht es dem Barkeeper, die Erinnerungen in seinen Genen im wahrsten Sinne zu »durchleben« und in Gestalt des Assassinen Altair das heilige Land des Jahres 1191 unsicher zu machen. In Assassin’s Creed 2 übernehmt ihr zwar erneut die Kontrolle über Desmond Miles, kehrt aber im Animus nicht ins Jahr 1191 zurück. Die Reise führt euch dieses Mal ins Italien der Renaissance und die Haut des jungen Bankierssohnes Ezio Auditore da Firenze.
Vom Geburtskanal ins Abenteuer
Gute Beziehungen brauchen eine ausgedehnte Kennenlernphase. Das haben auch die Entwickler von Assassin’s Creed 2 beherzigt. Anders als im Vorgänger lernt ihr Ezio nicht als voll ausgebildeten Meuchelmörder kennen, sondern begegnet ihm zum ersten Mal wenige Sekunden nach seiner Geburt, auf den Armen seines Vaters. Nachdem ihr den Säugling per Tastendruck zum Zappeln und Schreien gebracht habt, springt das Spiel einige Jahre in Ezios Zukunft und zeigt Signor Auditore als großspurigen jungen Mann, der sich mit einer rivalisierenden Familie anlegt. In dieser ersten Phase des Spiels werdet ihr nicht nur mit den grundlegenden Mechanismen der Steuerung vertraut gemacht, sondern bekommt auch die Gelegenheit, Ezio und seine Familie kennenzulernen. Das geschieht natürlich nicht bei einem virtuellen Abendessen, sondern in Form von kleinen Missionen. So veranstaltet ihr mit eurem älteren Bruder ein Rennen über die Dächer von Florenz, schleppt für Ezios Mutter Gemälde von Leonardo da Vincis Werkstatt nach Hause oder sucht nach Adlerfedern für Ezios kleinen Bruder Petruccio.
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Die ausgezeichnete Mimik und die gut geschriebenen Dialoge sorgen dafür, dass der Spieler Sympathie für die Familie Auditore empfindet und vielleicht sogar ein wenig an sein eigenes Leben erinnert wird. Etwa dann, wenn Ezios Vater seinem Sohn mit einer Mischung aus Besorgnis und Bewunderung auf die Schultern klopft oder Ezios Mutter die amourösen Eskapaden ihres Sohnes kommentiert: Nachdem Signora Auditore ihrem Sohn vorschlägt, sich ein paar Ventile zu suchen, um seinen überbordenden Tatendrang zu zügeln und Ezio antwortet, er habe bereits mehr als genug Ventile, beendet seine Mutter den Dialog im tadelnden Ton mit dem Satz. »Ventile, Ezio, nicht Vaginas!«.
Schatten über Florenz
Doch die unbeschwerte Zeit in Florenz nähert sich mit jeder Mission ihrem unweigerlichen Ende. Als Ezio schließlich Briefe seines Vaters an einige zwielichtige Gestalten ausliefert, wird aus der Vermutung Gewissheit: Die stetig steigenden Spannungen zwischen den Auditores und der Pazzi-Familie sind nur eines der Symptome des im Hintergrund brodelnden Unheils. Als Ezio untätig zusehen muss, wie Teile seiner Familie aufgrund eines Verrates hingerichtet werden, schwört der junge Edelmann Rache an den Hintermännern und verlässt Florenz. An dieser Stelle greift Assassin’s Creed 2 das aus Filmen wie »Gladiator« bekannte Rachemotiv auf. Die dumpfe Ohnmacht während der Hinrichtung verwandelt sich in Wut auf die Verräter und gipfelt in einem Racheschwur, der die Gewalt, die Ezio seinen Opfern zuteilwerden lässt, legitimiert und gerecht erscheinen lässt. Diese Wut treibt Ezio über den gesamten Verlauf der Geschichte an und ist auch der auslösende Faktor für die charakterliche Entwicklung des Hauptdarstellers. Im Verlauf der Geschichte wird aus dem ungestümen jungen Edelmann eine berechnende Killermaschine, die tut was getan werden muss, um ihrem Ziel näher zu kommen. An einigen Stellen erweckt Signor Auditore sogar den Anschein, als würde ihm sein blutiges Geschäft Freude bereiten.
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