Ganze zehn Jahre lang hatte From Software seine Mechs in der Garage geparkt, um mit Dark Souls, Bloodborne, Elden Ring und Co. auf der Welle des Souls-Erfolgs zu surfen und zu einem der weltweit angesehensten Entwickler aufzusteigen.
Mit Armored Core 6 werden die mächtigen Kampfanzüge nach dem letzten Einsatz 2013 für PS3 und Xbox 360 nun auf PS4, PS5, Xbox-Konsolen und PC reaktiviert und was sich bereits während unserer überaus positiven Preview abgezeichnet hat, können wir euch heute bestätigen: Ihr bekommt hier ein spektakuläres und mitunter überaus forderndes Actionfest aus der Third Person-Perspektive, das auch all diejenigen unter euch abholen könnte, die noch keinen einzigen Teil der langjährigen Reihe gezockt haben.
Auf welcher Konsole habt ihr getestet und gab’s Probleme? Von Publisher Bandai Namco wurden uns Testmuster der PS5-Version bereitgestellt und wir haben richtig tolle Neuigkeiten für euch, was den technischen Zustand anbelangt.
Armored Core 6 läuft im hauptsächlich getesteten Performance-Modus in geschmeidigen 60fps – und das frei von Bugs. Damit die Mechs in der Garage besonders schick aussehen, gibt’s zumindest abseits der Missionen Raytracing. Insgesamt bekommt ihr hier zum Release ein fertiges, sehr gut via Controller spielbares Videospiel.
Armored Core und das Spiel mit den Erwartungen
Da Armored Core 6 sicher viele von euch anlockt, die ihren Spaß an den Souls-Spielen hatten, aber eher unerfahren mit der Mecha-Reihe sind, lasst uns kurz ein paar Worte darüber verlieren, was das Spiel ist – und was definitiv nicht!
Was Armored Core 6 nicht ist
Damit keine falschen Erwartungen aufkommen: Ihr bekommt hier kein Souls-Spiel. Armored Core 6 hat abseits seines Fokus auf überaus fordernden Bosskämpfen mit From Softwares’ Erfolgsgenre kaum etwas gemein.
Ihr bekommt zudem kein Spiel, das uns aufgrund seiner Geschichte begeistert hat, und ihr bekommt ebenfalls kein Spiel, bei dem euch abseits verdammt (!) cool aussehender Mechs die Grafik-Kinnlade gen Boden klappt.
Was Armored Core 6 hingegen ist
Was ihr über ca. 30 Stunden bekommt, ist ein lineares, aus dutzenden 5-20 Minuten langen Missionen bestehendes Actionspiel, das euch für den erfolgreichen Abschluss von Einsätzen mit Credits belohnt. Die könnt ihr zwischen den Aufträgen im Shop für neue Raketenwerfer, Lasergewehre, Boost-Antriebe oder leichte und schwere Mech-Teile ausgeben.
Ihr bekommt ein Spiel mit spektakulären und überaus präzisen Boden- und Luftkämpfen, die ein Action-Feuerwerk sondergleichen auf euren Bildschirm brutzeln. Und letzten Endes bekommt ihr eine Denkaufgabe.
Richtig gehört. Eine Denkaufgabe, die eure Experimentierfreude beispielsweise beim Kampf gegen feindliche Mechs, futuristische Panzer und aus allen Rohren feuernden Helikoptern hinsichtlich unterschiedlicher Builds voraussetzt – oder ihr werdet gnadenlos in einer gewaltigen Explosion dem Erdboden gleich gemacht.
Eine Story als Beiwerk – und das ist größtenteils voll ok
Nicht jedes AAA-Actionspiel braucht eine ausgefeilte Story. Oft will man auch einfach nur den Controller in die Hand nehmen und wie wild mit seinem Mech um sich feuern. Ein wenig mehr Mühe hätte sich From Software mit der Geschichte rund um den komplett blassen Mech-Piloten Raven, der sich auf Rubicon eine extrem seltene Ressource unter den Nagel reißen soll, aber dennoch geben dürfen.
Was ihr hier in Sachen Inszenierung bekommt, sind abseits weniger cooler Cutscenes dröge vorgetragene Militär-Briefings im Standbild, in denen Fraktionen und Generäle erklären, was Sache ist. Das Ganze könnt ihr euch in englischer Sprache mit wahlweise deutschen Untertiteln anhören – oder einfach alternativ auf den Skip-Button drücken.
Einzig den Funksprüchen während der Missionen konnten wir inszenatorisch etwas Positives abgewinnen, da sie zur Atmosphäre beitragen. Hier erwarten wir zumindest für etwaige Fortsetzungen eine wertigere Präsentation.
Optisch zwischen “BOAH” und “Joah …”
Doch lassen wir die im Verhältnis für uns weniger entscheidende Story hinter uns und kommen dazu, wie viel Mühe sich FromSoft mit den Mechs, dem Wow-Faktor in den Kämpfen, der generellen Optik und dem Sounddesign von Armored Core 6 gegeben hat. Schließlich ist das hier ein Actionspiel, das uns mit Bombast und seinem Coolness-Faktor umhauen soll.
Zunächst einmal lasst euch sagen, dass ihr hier den Customization-Traum aus Kindheitstagen bekommt. Den Zeiten, in denen ihr noch mit Transformers in der Hand auf dem Boden rumgekrabbelt seid. Die Mechs sehen fantastisch aus, ihr könnt sie farblich und mit Aufklebern via Editor bis ins kleinste Detail gestalten und dank dutzender Teile – die ihr meist aus dem Shop kauft oder in Kisten auf Missionen findet – umbauen.
Was die Kämpfe anbelangt, sind wir ebenfalls voll des Lobes. Ob gegen Bosse oder im Duell gegen feindliche Mechs, allein dem ganzen Spektakel zuzusehen, macht Spaß. Heftige Explosionen, verursacht durch einschlagende Raketen, und von unseren mächtigen Gewehren ausgelöste, flimmernde Energiewellen. Und mittendrin unsere wendigen oder wahlweise schweren Mechs. Hinzu kommt, dass uns der Sound beeindruckt hat. Es kracht, unsere Kontrollleuchten piepen bei Überhitzung und bereits im Hauptmenü versprüht 1980er-Jahre Synthwave-Mucke tolle Retro-Vibes.
Doch Armored Core 6 hat uns nicht immer ein “BOAH” entlockt. Während wir die Optik der Schauplätze von kargen Hochhausschluchten über futuristische Industrieanlagen noch als zweckmäßig beschreiben würden, mangelt es vor allem an optischer Abwechslung und coolem Artdesign – letzteres ist ja bekanntlich eine Stärke von From Software. Etwas überspitzt formuliert gleicht auf Dauer ein Areal dem anderen und nur wenige Schauplätze werden uns später in Erinnerung bleiben. Hier wäre mehr drin gewesen.
Infos zum PvP-Mehrspieler: Seid ihr einmal in Akt 2 angelangt, wird das sogenannte “Nest” freigeschaltet. Der Modus ist eine Spielwiese für alle, die es im Multiplayer gegen andere Spieler*innen in 1vs1- und 3vs3-Duellen aufnehmen wollen – was zumindest auf dem Papier überaus spaßig klingt.
Leider war der Online-Hub während der Testphase noch deaktiviert. Eine Einschätzung reichen wir nach, sobald die Server live sind, was gewiss zum Release am 25. August der Fall sein dürfte.
Vorbereitung ist die halbe Miete
Der Spielfluss von Armored Core 6 ist, wie Eingangs erwähnt, zweigeteilt. Auf Missionen schalten wir überwiegend feindliche Verteidigungsanlagen aus und laden per simplem Knopfdruck Protokolle mit wichtigen Daten von Terminals herunter. Wo sich unsere Ziele befinden, wird via Markierung im übersichtlichen HUD unseres Mechs angezeigt.
Entscheidend ist allerdings der Aufenthalt in der Garage zwischen den Missionen. Hier bestücken wir unseren Mech mit insgesamt vier Waffensystemen, die an Händen und Schultern des Roboters angebracht werden. Ebenso bestücken wir unsere mächtige Kampfmaschine unter anderem mit unterschiedlichen Kopf-, Torso-, Arm- und Beinteilen.
Builds sind essenziell: Ziehen wir mit einem Mech in den Kampf, der sich leichtfüßig und mit Nahkampfwaffen wie Laserklingen ausgestattet zwischen den Feinden bewegt? Setzen wir auf einen schweren Mech samt Panzerketten, der ordentlich Treffer einstecken kann und mit mächtigen Raketenwerfern bestückt ist? Oder rüsten wir unseren Mech zum Vierfüßler um, der in der Luft schweben kann? Im Normalfall halten unsere Flugdüsen nämlich nur für wenige Sekunden, ehe sie sich auf dem Boden neu aufladen müssen.
Für den Erfolg auf einigen Missionen und speziell den Akt-Bossen war es unabdingbar, uns clevere Builds zu überlegen, die den Schwachstellen unserer metallischen Feinde großen Schaden zufügen. Ist ein Gegner träge, lohnt es sich vielleicht, über ihm zu schweben und ihn mit Napalmmunition einzudecken. Ist er flink, taugen eher zielsuchende Raketen.
Das Experimentieren, das auch während der Missionen während fair gesetzter Checkpoints funktioniert, macht Laune und befriedigt enorm. Builds spielen sich zudem unterschiedlich und machen größtenteils viel Spaß. Einzig mit dem Nahkampf sind wir nie warm geworden, was vor allem daran liegt, dass sich der Boost hin zu Gegnern via Controller äußerst unpräzise anfühlt und wir einmal zu oft Luftlöcher mit unserer Elektroklinge geschlagen haben.
Ab in die Arena: Neben Story-Missionen, die wir für mehr Credits und bessere Rang-Bewertungen für einen besonders sauberen Abschluss beliebig oft wiederholen können, werden je Akt neue Mech-Zweikämpfe freigeschaltet. Insgesamt gibt es 29 dieser 1vs1-Duelle, die uns mit OS-Chips belohnen.
Die Chips können wir wiederum in unseren Kampfroboter einbauen und so neue Perks und Fähigkeiten freischalten. Auch hier spielt unsere angestrebte Taktik eine wichtige Rolle. Nutzen wir die stark limitierte Ressource, um unsere Raketenangriffe oder unsere Außenhülle zu stärken? Schalten wir einen Schild frei, der uns kurz unverwundbar macht, oder nutzen wir die Chips, um nach einem eigentlich tödlichen Treffer noch eine zweite Chance zu bekommen?
Hier zu experimentieren, was dank geringer Respec-Kosten gut möglich ist, macht ähnlich wie das Bauen verschiedener Builds eine Menge Spaß. Viele der Freischaltungen fühlen sich zudem wie eine sinnvolle Belohnung für eure Mühen in der Arena an.
Ein Wort zur Schwierigkeit oder: Wer Spaß an Armored Core 6 hat
Natürlich kommen wir in einem Spiel von From Software, das wie gewohnt ohne anpassbare Schwierigkeitsgrade daherkommt, nicht drumherum, über den Grad der Herausforderung zu sprechen.
Dass sich Armored Core 6 nicht an Gelegenheitsspieler*innen mit wenig Erfahrung im Umgang mit dem Pad richtet, dürfte euch nicht verwundern. Davon ab sei gesagt, dass uns einige Missionen, ohne den perfekten Build zu kennen, an den Rand der Verzweiflung getrieben haben. Speziell die Akt-Bosse haben uns alles abverlangt. Ein wenig Hilfestellungen zum Spiel und manchen Bossen, gibt's hier
Ein nicht unwichtiger Kritikpunkt
Dass Bosse oder auch mal eine Ansammlung Elitegegner mit uns dutzende Male den Boden aufwischen, das ist über Jahre Teil der FromSoft-Erfahrung geworden. Armored Core 6 hat jedoch enorme Schwankungen, was den Schwierigkeitsgrad anbelangt, und von einer stetigen Progression ist das Spiel speziell zu Beginn ein gutes Stück weit entfernt.
So ist beispielsweise der Tutorial-Boss speziell für Genre-Neulinge eine echte Hürde, während uns die darauffolgenden zehn Missionen eher unterfordert haben. Ein wenig hat uns das Szenario an Dark Souls erinnert. Allerdings mit der Ausnahme, dass wir dort den Asylum Demon austricksen können. Hier müssen wir durch, noch bevor wir in der Garage unseren Build anpassen können, komme was wolle. Auch die Akt-Bosse stellen eine enorme Spitze im Schwierigkeitsgrad dar. Hatten wir den Dreh aber erst einmal raus und den “richtigen” Build gefunden, wurden die Duelle zum Highlight des Spiels. Doch bis dahin muss eure Frusttoleranz einiges aushalten. Dass einem der Scan eines Bosses beispielsweise einen Tipp in Richtung einer sinnigen Bewaffnung gibt, so viel Hilfe gönnen euch From Software nicht.
Allerdings wollen wir Armored Core 6 auch nicht schwerer machen, als es ist. Fuchst ihr euch in das Spiel rein und nehmt euch die Zeit – beispielsweise durch Abschluss der Trainingsmissionen oder durch das Ausprobieren eurer Builds im Testareal – dann werdet ihr mit der Zeit ein Action-Ballett vollführen. Eines, das so cool wie oldschool ist, da es sich auf das Wesentliche konzentriert: Spielspaß mit Fokus aufs Gameplay. Kein großer Firlefanz, nur ihr und eure mächtige Kampfmaschine.
Klingt das für euch verlockend und habt ihr die Muße für solch ein Spiel, bekommt ihr unsere uneingeschränkte Empfehlung. Armored Core 6 wird für viele von euch eine neue Erfahrung sein. Eine Erfahrung, die ihr aber sicher nicht mehr missen wollt, sobald ihr euch einmal eingegroovt habt.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.