Mehr als nur Nostalgie: Anime-Intros helfen mir noch heute durch Ängste und schwere Zeiten

Intros/Openings sind ein fester Bestandteil der Anime-Kultur. Viele davon, vor allem ein paar echte Klassiker, sind für Annika auch heute noch enorm wichtig.

Ein gutes Beispiel für kraftgebende Intros: Dragon Ball (Bild: Bandai NamcoPixabay:Socialissue) Ein gutes Beispiel für kraftgebende Intros: Dragon Ball (Bild: Bandai Namco/Pixabay:Socialissue)

Leb’ deinen Traum, denn er wird wahr. Geh’ deinen Weg, stelle dich der Gefahr…” – Falls ihr alleine durch diese Zeilen schon in das bekannte Digimon-Intro mit einsteigen könnt, zählt ihr wie ich wohl zu “Anime-Kindern”, die damals für Digimon, Pokémon oder Die Kickers regelmäßig den TV eingeschaltet haben.

Entsprechend haben sich die Intros/Openings vieler Serien in mein Gedächtnis eingebrannt – einen Skip-Button gab es immerhin noch nicht. Und das ist auch gut so. Nur so konnte ich zwischen den Serien, ihren Songs und den Gefühlen, die sie in mir auslösten, Verbindungen herstellen, aus denen ich bis heute Kraft schöpfe.

Dieser Artikel erscheint im Rahmen der Themenwoche “Retro-Animes”, die auf GamePro.de vom 15. bis 21. Juli 2024 stattfindet. In mehreren Artikeln schauen wir, teils sehr nostalgisch, auf Animes wie Pokémon, Digimon, Die Kickers oder Dragon Ball.

Alle Artikel der Themenwoche findet ihr in unserer Übersicht:

Annika Bavendiek
Annika Bavendiek

Wie für viele Menschen ist auch für Annika Musik ein Mittel, um mit Gefühlen besser umgehen zu können. Sie verarbeitet damit aber nicht nur Emotionen, sondern lenkt sie auch gezielt, indem sie etwa eigens erstellte Playlists in bestimmten Situationen hört.

Die Kraft der Musik und Nostalgie

Je nach Geschmack, Genre und Text bewegen uns Songs auf irgendeine Art und Weise. Ausschlaggebend ist vor allem, welche Gefühle wir einem Lied zusprechen und ob wir eine persönliche Bindung dazu haben. 

Geht es bei mir um die Intros der Animes meiner Kindheit, darunter Dragon Ball (Z), Digimon und Pokémon, zeichnet sich ein klares Muster ab: Die Openings schlagen hoffnungsvolle bis kraftvolle Töne an, mit deutschen Texten, die sich vor allem um Mut, Hoffnung, Durchhaltevermögen und den Glauben an sich selbst drehen. 

Dazu kommt die Verbindung zu den Serien-Held*innen, die durch eben diese Werte immer wieder über sich hinauswuchsen. Das hat mich nicht nur geprägt, sondern so auch die Intros Gefühlen aufgeladen, die auch mich damals bestärkt haben und es immer noch tun.

Ein Beispiel, wie mich Dragon Ball etwa zum Kampfsport brachte, habe ich euch ebenfalls in einem Artikel nähergebracht:

Nach all den Jahren kam aber noch ein weiterer Aspekt hinzu: die Nostalgie. Die Sehnsucht nach der “guten, alten Zeit”, der Stolz, Teil davon gewesen zu sein, aber auch ein größeres Verständnis für die Werte, die die Animes vermittelt haben, verstärkten die Wirkung der Intros für mich noch einmal zusätzlich.

So kann ich heute auf eine ganze Playlist mit Anime-Openings zurückgreifen, die mir nicht nur positiv zusprechen, sondern mich ihre Message auch wirklich fühlen lassen. In bestimmten Situationen helfen mir die Intros sogar, diese Gefühle zu reaktivieren und damit nicht nur meine Stimmung positiv zu beeinflussen, sondern auch Ängste zu überwinden.

Einige der besten Anime-Intros aus unserer Kindheit hat Linda für euch übrigens hier zusammengefasst:

‘Du wirst unbesiegbar sein’ – auch auf dem Surfbrett

Erst letzten Mai konnte ich diese Wirkung erneut hautnah erleben, als ich zum ersten Mal alleine im Urlaub auf Teneriffa war, um Surfen (Wellenreiten) zu lernen. Die erste Surfstunde war herausfordernd, hat mich aber innerlich auch so beflügelt, dass ich mich etwas “high” danach fühlte. Als diese Euphorie jedoch abgeklungen war, geriet ich in ein negatives Gedankenkarussell. Ich hatte nämlich realisiert, dass Surfen ein durchaus gefährlicher Extremsport ist.

Ich lernte schnell die wahre Kraft der Wellen kennen. Das erste Mal in der "Waschmaschine" zu stecken, weil man nach einem Sturz unter Wasser von der Welle herumgeschleudert wird, kann schon beängstigend sein. Man verliert die Orientierung und weiß nicht, wann man wieder “ausgespuckt” wird.

Hinzu kommt die Verletzungsgefahr. Ich selbst musste miterleben, wie schmerzhaft sogar ein Softboard (aus Schaumstoff) ist, wenn es einem gegen die Nase donnert. Aber auch die Tatsache, dass die Wellen bei Playa de las Américas an keinem Sandstrand, sondern am harten und scharfen Riff brechen, sorgte bei mir für ein ungutes Gefühl.

Trotz unsicherem Stand verliebte ich mich direkt ins Surfen, nur um kurz danach eine Angst davor zu entwickeln. (Bild: GameProSanta Cruz FotolabBavendiek) Trotz unsicherem Stand verliebte ich mich direkt ins Surfen, nur um kurz danach eine Angst davor zu entwickeln. (Bild: GamePro/Santa Cruz Fotolab/Bavendiek)

Kurz vor meiner nächsten Surfstunde spielte meine Psyche dann völlig verrückt. Ich saß in meinem Hotelzimmer und steigerte mich ungewollt immer weiter in die Angst hinein. Ich zitterte, atmete hektisch, Tränen flossen… und niemand war da, der mich in den Arm nahm.

Ich hätte am liebsten gekniffen, wollte mich aber auch nicht geschlagen geben. Also kramte ich mein Smartphone raus und hörte die DBZ-Intros “Du wirst unbesiegbar sein” und “Cha-La Head Cha-La” in Dauerschleife.

Natürlich arbeitete ich auch mit anderen positiven Gedanken und Atemtechniken gegen diesen Angstzustand an. Da wir Menschen aber besonders durch Emotionen ins Handeln kommen, waren es vor allem die Intros mit ihren bestärkenden Texten und den damit verbundenen selbstbewussten Gefühlen, die mich aus der Angst holten:

Was wird noch geschehn, bis du das höchste Level schaffst?
Wie viele Gegner rauben dir noch deine Kraft?
Du hast keine Chance, wenn in dir nur Zorn regiert,
Es kommt nur darauf an, was in deinem Kopf passiert.
Bleib dir selber treu, sei stark und hör auf dein Herz.
Du hast alles in dir, glaube daran und du vergisst den Schmerz.
Du wirst unbesiegbar sein, der Beste sein.
Deine Zeit wird kommen, der Tag ist nicht mehr weit.
Dein Selbstvertrauen trägt dich hinauf,
in die höchsten Höhen, du gibst nie auf.
...

Du wirst unbesiegbar sein (DBZ)

Und weil es so schön ist, hier noch einmal Cha-La Head Cha-La:

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Letztendlich schaffte ich es so wieder aufs Brett und verlor mehr und mehr meine Angst, bis ich sogar mit Freudentränen in den Augen meine erste richtige Welle ritt.

‘Leb’ deinen Traum’ - wortwörtlich!

Auch wenn sich einige Intros durch abgedroschene Zitate oder Phrasen wie “Leb’ deinen Traum” auszeichnen, habe ich mittlerweile mehrmals miterlebt, dass für mich persönlich doch viel Wahres in diesen Songtexten steckt. Und dank der emotionalen Bindung dazu, die ich zu Kindeszeiten aufgebaut habe, kann ich die Openings daher heute umso effektiver für mich nutzen. Da ist es mir auch egal, wie “kindisch” es für manche vielleicht wirkt, wenn ich laut “Du wirst unbesiegbar sein” oder “Der größte Träumer” höre.

Geht es euch vielleicht ähnlich? Oder wie steht ihr heute zu den deutschen Anime-Intros? Lasst mir eure Gedanken gerne in den Kommentaren dar.

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