Pokémon, Digimon und Yu-Gi-Oh!: Wer früher mittags nach der Schule nach Hause hastete, um RTL II anzuwerfen, bekam eine Fülle an Kindheitsträumen in Cartoon-Länge serviert, bestückt mit Taschenmonstern und Sammelkarten. Doch während bei Pokémon und Digimon das Trading Card Game nur ein Nebenprodukt war, das die Popularität des Franchises weiter ausbauen sollte, drehte sich bei Yu-Gi-Oh! bereits von Anfang an alles um das Herz der Karten, oder?
Keine Zeit für ein Duell
Tatsächlich hatte die ursprüngliche Geschichte von Yu-Gi-Oh! zwar viel Herz, aber fast keine Karten und ereignete sich außerhalb der RTL II-Sphären: Bis es zum legendären Duell zwischen Protagonist Yugi und seinem Rivalen Seto Kaiba kommt, das bei uns schon in der ersten Folge der Serie stattfindet, dauert es im Manga eigentlich ganze 35 Kapitel. Und auch wenn das berühmte Sammelkartenspiel im neunten Kapitel seinen ersten Auftritt hat, verschwindet es schon kurz darauf wieder in der Versenkung.
Auf YouTube findet ihr die ersten beiden Folgen des deutschen Yu-Gi-Oh!-Animes, offiziell und kostenlos. Vielleicht wollt ihr ja nochmal eure Erinnerungen auffrischen?
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Die ersten Kapitel, die als Anime nur in Japan ihre Ausstrahlung fanden und von Fans liebevoll als „Yu-Gi-Oh! Zero“ bezeichnet werden, erzählen stattdessen nämlich von Yugis trostlosem Schulalltag, in dem er zunächst in das Visier eines Schulschlägers gerät.
Seine Leidensgeschichte nimmt aber glücklicherweise ein Ende, als Yugi das Millenniumspuzzle löst und mit der Kraft seines Schatten-Ichs Yami Yugi fortan Querulanten und Bösewichte mit der Strafe des Schicksals zur Rechenschaft zieht: Hier kommen die Horror-Wurzeln von Yu-Gi-Oh! ans Licht.
Das wahre Spiel der Schatten
Yami Yugi treibt nämlich nicht nur seinen Mobber Ushio mit Illusionen wortwörtlich in den Wahnsinn, sondern lehrt in der Anfangsgeschichte von Yu-Gi-Oh! auch noch weiteren Schurken eine Lektion aus dem Folter-Lehrbuch. Dabei fordert er sie zu verschiedenen Spielen heraus, die von Chemie-Explosionen bis hin zu Elektroschocks stets mehr als qualvoll für seine Gegner enden. Ein Musterbeispiel für die keinesfalls kinderfreundlichen Anfänge ist das vierte Kapitel, in dem Yugi und Joey eigentlich nur einen Burger essen gehen wollen.
Nicht für Kinder geeignet: Dabei treffen die beiden auf ihre Klassenkameradin Téa, die dort als Kellnerin arbeitet. Doch der Restaurantbesuch verwandelt sich in einen Albtraum, als ein bewaffneter und zum Tode verurteilter Häftling die Fast Food-Filiale betritt und Téa als Geisel nimmt. Um seine Schulfreundin aus der Gewalt des Kriminellen zu befreien, überredet Yami Yugi diesen zu einem Spiel, bei dem der Schurke trotz seiner Pistole den Kürzeren zieht und als Strafe durch entzündeten Alkohol schließlich in Flammen aufgeht – nur eine der vielen, für junge Mangaleser*innen definitiv ungeeigneten und übertriebenen Horror-Bestrafungen.
Habt ihr übrigens Lust auf ein aktuelles Yu-Gi-Oh!-Spiel, schaut euch doch mal das kostenlose Master Duel an. Mehr dazu:
Obwohl die meisten Yu-Gi-Oh! also als spannende, aber größtenteils kinderfreundliche Serie kennengelernt haben, steckten hinter den ersten Kapiteln des Mangas faszinierende Abgründe direkt aus dem Horror-Genre.
Kein Wunder, dass man die Geschichte für die TV-Ausstrahlung angepasst hat, um empörte Eltern mit Fackeln und Mistgabeln im Sender zu vermeiden und das Sammelkartenspiel samt Serie unbehelligt an ein junges Publikum zu vermarkten. Gerade für erwachsene Fans lohnt sich daher auch heute noch eine Rückkehr, um die verpassten Ursprünge der Reihe kennenzulernen.
Haben euch die düsteren Anfänge von Yu-Gi-Oh! Lust auf den Manga gemacht oder kanntet ihr die „Vorgeschichte“ des Kartenspiels bereits?
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