Früher war alles besser
Wirklich gut ist Rise of an Empire immer dann, wenn die Geschichte zurückspringt. Gleich zu Beginn wird kurz angerissen, wie Xerxes überhaupt zum Gottkönig aufsteigen konnte, woher sein unbändiger Hass und Wahnsinn kommen. Nebenbei wird mit Eva Greens Artemisia endlich auch eine starke Frauenrolle inmitten dieses Bauchmuskel-Fiebertraumes installiert, deren Hintergründe sich als nicht minder spannend erweisen. Leider bleiben beide Exkurse extrem kurz.
Themistokles als zentrale Figur bleibt zwar völlig blass und unbeleuchtet, aber die Fieslinge sind ohnehin die spannenderen Figuren. Schade, dass es Regisseur Noam Murro verpasst, einen Helden mit etwas mehr Tiefe zu erfinden. Selbst die Nebenfiguren bleiben völlig gesichtslos. Leonidas' Kampfbrüder hatten wenigstens Charakter - hier geht jeder von ihnen im stilisierten Dauergemetzel unter, darf hin und wieder zwei, drei Parolen abliefern, das war's dann aber auch.
So wird sich auch 300: Rise of an Empire wieder von vielen Kritikern den Vorwurf gefallen lassen müssen, nicht mehr als ein Testosteron-Porno mit Blut und Stahl zu sein. Zumindest hält sich der rechts-gerichtete Idealismus des Vorgängers dieses Mal in Grenzen. Aber solche Ansätze sind bei einem Film dieses Kaliber ja ohnehin eher müßig. Es bleibt dennoch der Eindruck, dass das hier alles unfassbar »pointless« ist.
Fazit
David Hain: 300: Rise of an Empire ist kein schlechter Film. Aber er ist vollkommen überflüssig. Er fügt dem Mythos der 300 nichts bei, zumal allein der Beiname hier irreführend ist, denn obwohl die namensgebende Spartiatentruppe ständig erwähnt und glorifiziert wird, ist sie weit und breit nicht zu sehen. So wirkt Rise of an Empire leider viel zu oft wie ein plumper Cash-In, der am Namen eines erfolgreichen Vorwerkes nun mitverdienen soll.
Hätte man sich, wie angedeutet, auf die Vorgeschichte von Xerxes konzentriert, wäre das Ergebnis ungleich spannender gewesen - und es hätte bewiesen, dass auch die Macher dieser Machonummer Eier haben. Im zweiten Teil einer Reihe plötzlich die Geschichte des Fieslings erzählen? Das traut sich sonst fast keiner. Doch so wechselt man lediglich die Perspektive. Neue Schlacht, alte Gewohnheiten.
Aus rein ästhetischer Sicht kann man dieser Fortsetzung dabei keine Vorwürfe machen. Die Bildsprache ist genauso hypnotisch wie Anno 2007, die Actionszenen edel choreografiert und gefilmt, aber Kenner haben dies eben alles schon oft gesehen. Zeitlupe hier, Blutschwall da… so what?!
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