Wir haben nicht schlecht gestaunt, damals im Herbst 2000. Da flattert doch eine Einladung von Microsoft ins Haus, in London am Vorabend der Tokyo Game Show die Ankündigungs-Veranstaltung der nächsten großen Konsolen-Plattform zu besuchen: der Xbox.
Aber warum wird GameStar – ein ausgewiesenes PC-Spielemagazin – zu so einem Event eingeladen? Wendet sich Microsoft von den PC-Spielern ab? Gibt es etwa keine neuen Versionen von DirectX mehr? Und was passiert mit der Shooter-Hoffnung Halo, dessen Entwickler Bungie kurz zuvor von Microsoft übernommen wurde? Klarer Fall, wir müssen an die Themse, um all diese Fragen zu klären.
In London angekommen macht sich zunächst Ernüchterung breit: Neben grün gefärbten Drinks gibt es lediglich den chromblitzenden Xbox-Prototypen (ein riesiges X), etliche zugeschaltete Entwickler sowie einen Ankündigungs-Trailer zu sehen. In dem verstecken sich zwar etliche bekannte Spieleserien wie Max Payne, Unreal Tournament, Tomb Raider, Ridge Racer oder Silent Hill, auf der Entwicklerliste fehlen aber noch wichtige Namen wie SquareEnix oder Electronic Arts. Doch eins wird auf dem Event klar: Microsoft ist fest entschlossen, sich mit der Xbox im Konsolenmarkt zu etablieren – koste es, was es wolle.
Und dass der Konsolen-Ausflug teuer wird, ist Microsoft offenbar bewusst: Rund 500 Millionen Dollar holt man in Redmond für die Markteinführung der Xbox aus der Kriegskasse. Das ist auch bitter nötig, denn an coolen Konsolen herrscht im Herbst 2001-- dem geplanten US-Release-Zeitraum -- kein Mangel.
Schon seit Ende 2000 verkauft Sony seine PlayStation 2, die trotz hohem Preis und anfangs magerem Spiele-Angebot den Markt dominiert. Branchen-Monolith Nintendo bringt im September 2001 seinen (letztlich eher glücklosen) Gamecube. Und natürlich ist da noch Segas Dreamcast, das zwar schon auf dem absteigenden Ast ist, aber immer noch seine Fans hat.
Kein Wunder also, dass Microsoft schon früh seine Vermarktungs-Maschine anwirft und besonders in Europa tief in die Trickkiste greift (Promi-Testimonials, Sponsoring von Fernsehsendungen, etc.). Denn während man in den USA im Weihnachtsgeschäft die Xbox nebst Systemseller Halo schon kaufen kann, muss man etwa in Deutschland noch bis zum 14.3.2002 warten.
Also gibt es in deutschen Kaufhäusern zu Weihnachten Vorverkaufsboxen, so groß wie die Original-Xbox-Kartons. Gegen eine Anzahlung bekommen Fans nicht nur diese Schachtel, sondern auch ein Xbox-T-Shirt. Beim Verkaufsstart im März 2002 wird der Konsole jedoch der zunächst hohe Preis von 479 Euro (zur Erinnerung: der Euro ist da gerade mal drei Monate alt) zum Verhängnis.
Schon nach wenigen Wochen muss Microsoft den Preis auf 299 Euro senken, um nicht auf der Hardware sitzen zu bleiben. Fair: Käufer der ersten Stunde werden mit einem Gutschein für zwei Spiele entschädigt. So ähnlich hat es erst kürzlich Nintendo mit den frühen 3DS-Kunden gemacht.
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