Kämpfen, kämpfen, kämpfen
Das Kampfsystem basiert auf Yakuza 3 und geht locker-leicht von der Hand: Sobald ihr bei euren Streifzügen durch Kamurocho (das ihr erstmals auch auf Häuserdächern oder in unterirdischen Malls oder Tiefgaragen inspiziert) angegriffen werdet, schaltet das Spiel in den Kampfbildschirm um. Unter den Anfeuerungsrufen von Passanten prügelt ihr die zahlenmäßig meist überlegenen KI-Gegner windelweich, indem ihr sie mit Fußtritten, Faustschlägen und Spezialattacken bearbeitet. Je nach Button-Kombination legt ihr so mehr oder weniger spektakuläre Komboketten und Finishing Moves hin. Jeder der vier Protagonisten kämpft unterschiedlich: So ist der durchtrainierte Akiyama flink auf den Beinen und schlägt dafür nicht ganz so fest zu, während der bullige Knastvogel Saejima eher gemächlich durchs Bild schlurft, aber umso härter austeilt. Zudem stehen jedem Charakter eigene Specials zur Verfügung, die ihr im Spielverlauf gezielt ausbauen und einsetzen könnt, sobald im Kampf eure »Heat«-Leiste aufgefüllt ist.
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Für erledigte Missionen und gewonnene Kämpfe sackt ihr in Yakuza 4 Rollenspiel-typisch Erfahrungspunkte ein und steigt stufenweise auf. Für jeden Levelaufstieg erhaltet ihr drei Punkte, die ihr in einer frei einsehbaren Liste in neue Talente und Techniken investiert. Besonders spaßig in den Kämpfen ist die Interaktion mit der Umgebung: Ihr dürft euch Objekte wie Fahrräder, Mülltonnen oder Bürotische schnappen und mit diesen auf die Feinde eindreschen oder sie ihnen entgegen schleudern. Zwar sind die dynamischen Kämpfe durchaus launig gemacht und vor allem durch einige kompromisslose Finisher-Attacken sehenswert, allerdings geht ihnen nach einigen Spielstunden etwas die Puste aus, so dass es schon nerven kann, wenn ihr gerade einen Kampf siegreich beendet habt und dann an der nächsten Straßenecke erneut von Kleinganoven angegriffen werdet.
Spiel der vielen Möglichkeiten
Die Hauptmissionen der vier Kapitel sind recht spannend gemacht und bieten neben den obligatorischen »Lauf von A nach B, um einen Gegenstand abzuholen und nach C zu bringen«-Aufträgen und etlichen Kämpfen auch immer wieder kleinere Überraschungen. So gilt es beispielsweise in Quick-Time-Events bestimmte Tastenfolgen zu drücken, um einem mies gelaunten Kettensägen-Träger auszuweichen. Oder ihr werdet von verfeindeten Yakuzas über die Dächer der Stadt gescheucht und müsst vor ihnen fliehen. Und mit Akiyama, der wie bereits anfangs erwähnt einen Hostessen-Service betreibt, widmet ihr euch Lily, um ihr neue Kleider und modische Accessories zu kaufen oder an Make-Up und Lippenstiftfarbe zu feilen. Lasst ihr allerdings die Haupthandlung links liegen und erkundet Kamurocho auf eigene Faust, entfaltet Yakuza 4 seinen ganzen Reiz und verströmt wohliges Shen Mue-Flair. Es gibt jede Menge zu entdecken: Zockt im »Club Sega« am Arcade-Automaten den Sidescroll-Shooter Boxcelius 2, fordert den Besitzer eines Bowling-Clubs zum Duell heraus oder macht einen Abstecher in den Nachtclub, um bei einem erotischen Lapdance zu entspannen. Ihr könnt zudem überall in Kamurocho Schlüssel zu Schließfächern finden, in denen Extrakohle oder nette Objakte, etwa Heil- und Heat-Tränke, schlummern. Zudem dürft ihr Fotos von bestimmten Situationen knipsen. So beobachtet ihr zum Beispiel, wie ein dickleibiger Japaner in Frauenwäsche im Spider-Man-Stil von Haus zu Haus springt, schließlich den Halt verliert, sich gerade noch mit einem BH festhält, anschließend aber natürlich dennoch auf den Boden kracht, nachdem der Büstenhalter nachgibt. Irre witzig!
Bei Regen am Schönsten
Technisch hat sich gegenüber dem Vorgänger nur wenig getan. Macht aber nichts, denn Yakuza 4 sieht immer noch sehr gut aus: Kamurocho wirkt mit seinen Neonreklamen und Geschäften, Hochhäusern und Straßenzügen wie eine originalgetreue Kopie des echten Tokio-Stadtteils Kabukicho. Bei Regen spiegelt sich der Asphalt, dass es eine Pracht ist; Passanten schlendern realistisch animiert über den Gehweg. Den hohen Detailgrad eines GTA IV oder Assassin’s Creed erreicht das Spiel jedoch nicht. Die Problematik der japanischen Sprachausgabe haben wir eingangs bereits erläutert, und auch der Soundtrack könnte etwas mehr bieten als Fahrstuhlmusik und gelegentliche Japano-Rock-Ausflüge. Aber das alles dürfte diejenigen, die sich auf Yakuza 4 einlassen, nicht stören: Das Spiel hat eben seine ganz eigene Atmosphäre und zieht euch mitten in die japanische Kultur hinein. Wollt ihr also mal ein etwas anderes, aber höchst eigenständiges und sehr umfangreiches Action-Adventure spielen, dann gebt Segas Yakuza-Thriller eine Chance. Selbst wenn ihr nur stur durch die Haupthandlung spurtet, werdet ihr mindestens 20 Stunden bis zum Abspann benötigen.
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