Update vom 05. März 2025: Wir haben den Artikel noch einmal für eine bessere Übersicht aktualisiert und einige Sonderfälle bei der HDR-Einstellung hinzugefügt, damit ihr auch zum gewollten Ergebnis kommt.
HDR ist dank einer erhöhten Farbdynamik und hohen Helligkeiten eine der wichtigsten technischen Neuerungen dieser Generation. Eingestellt wird HDR zumeist über praktische Kalibrierungstests, noch präziser und sogar schneller geht es an eurer Xbox aber über eine versteckte Funktion. Die müsst ihr allerdings erst per geheimer Tastenkombo aktivieren.
So kommt ihr innerhalb von Sekunden zum perfekten HDR-Bild
Die HDR-Optionen findet ihr in den Systemeinstellungen eurer Xbox unter Allgemein > Anzeige- & TV-Optionen und dann bei Einrichtung als HDR für Gaming kalibrieren.
Wichtig: Um HDR auf der Xbox einstellen zu können, müsst ihr es in den Videomodi aktiviert haben. Die Einstellung nennt sich HDR10 zulassen. Unterstützt euer Fernseher Dolby Vision (for Gaming), dann könnt ihr den speziell abgestimmte Standard in demselben Menü gleich mit aktivieren.
Habt ihr die HDR-Kalibrierung aufgerufen, müsst ihr zum nächsten Bildschirm wechseln, dann erscheint der erste Test-Screen für die minimale Leuchtdichte. Hier könnt ihr jetzt folgende Tastenkombination eingeben:
Linker Trigger (LT) + Rechter Trigger (RT) + Linke Schultertaste (LB) + Rechte Schultertaste (RB)
Dann erscheinen rechts oben drei kryptisch anmutende Werte, mit denen ihr aber ganz leicht HDR für euren Fernseher anpassen könnt.
Wir gehen sie der Reihe nach durch:
- Bild 1 - Minimale Leuchtdichte: Die Minimum Tone Mapping Luminance (MinTML) gibt an, wie niedrig der Schwarzwert eures TVs oder Monitors ist. Zockt ihr auf einem OLED-Display, stellt ihr den Zähler mit dem Controller ganz runter auf 0.000, da die selbstleuchtenden Dioden reines Schwarz darstellen können.
Bei einem LCD- oder Mini LED-Bildschirm solltet ihr hingegen die Stufe wählen, mit der das Muster völlig verschwindet.
- Bild 2 - Maximale Leuchtdichte: Mit der Maximum Tone Mapping Luminance (MaxTML) legt ihr die Spitzenhelligkeit eures Fernsehers fest. Besitzt ihr beispielsweise einen LG-OLED mit knapp 810 Nits, wählt ihr bei MaxTML die nächsthöhere Stufe aus, also 850 Nits. Auf das Muster braucht ihr nur noch sekundär achten, vorrangig richtet ihr euch aber nach den Spezifikationen eures TVs.
- Bild 3 - Maximale Leuchtdichte (ganzer Bildschirm): Als letztes ist die Maximum Full Frame Tone Mapping Luminance (MaxFFTML) dran und die funktioniert ähnlich wie die MaxTML, nur dass sie in der Theorie den gesamten Bildschirm abdeckt. Hier wählt ihr ebenfalls die Spitzenhelligkeit eures TVs oder Monitors aus.
Was bedeutet 'Tone Mapping' überhaupt?
HDR-Inhalte werden zumeist in viel höheren Helligkeiten erstellt als euer Fernseher darstellen kann, sprich: bis zu 10.000 Nits. Daher werden ihre Helligkeitswerte heruntergerechnet, damit euer Fernseher ein optimal ausgeleuchtetes Bild darstellt. Der Vorgang wird als Tone Mapping bezeichnet.
Zusätzliche Einstellungen am Fernseher
Für eine perfekte HDR-Darstellung solltet ihr bestenfalls alle dynamischen HDR-Einstellungen und Bildverbesserungen ausschalten oder auf Statisch setzen. Außerdem können Energiesparfunktionen dafür sorgen, dass nicht das volle Helligkeitspektrum ausgereizt wird. Ihr solltet sie also deaktivieren!
Zudem könnt ihr optional die Farbtemperatur eures Fernsehers an den industriellen D65-Standard angleichen. Dieser wird von vielen Spielen und Filmen genutzt und ist beispielsweise bei LG-Fernsehern als Warm 50 und bei Samsung-TVs als Warm 2 eingebaut.
Uns gefällt der Orange-Stich auf weißen Bildelementen wie Schnee oder Papier jedoch eher weniger, weshalb wir es bei Warm 25 beziehungsweise Warm1 belassen haben. Ihr könnt die Farbtemperatur aber natürlich auch bei Standard oder 0 belassen.
Unterschied zwischen HGiG und Dynamic Tone Mapping
Unsere Kalibrierungsempfehlungen beziehen sich auf Fernseher mit Support für HGiG (HDR Gaming Interest Group). Dabei handelt es sich um einen allgemeinen Standard für HDR in Spielen, der die kreativen Intentionen der Entwickler*innen widerspiegeln soll.
Viele Hersteller nutzen die Abkürzung HGiG, es gibt aber auch Ausnahmen wie Samsung, bei denen ihr die HDR-Kompression auf Statisch und das Spiele-HDR auf Einfach stellen müsst, um reines HGiG zu erhalten.
Analog dazu gibt es noch Dynamic Tone Mapping, also die HDR-Algorithmen des Herstellers eures Fernsehers. Dann werdet ihr mit den exakten Nits-Werten eures TV-Panels höchstwahrscheinlich ein viel zu grelles oder auch viel zu dunkles Bild erhalten.
Ist das bei euch so, dann solltet ihr euch vorrangig an die Vorgaben des Tests auf der Xbox halten und selbst bestimmen, wann das Schachbrettmuster nicht mehr für euch sichtbar ist. Bei LG-OLEDs ist das beispielsweise häufig bei einer MaxTML und einer MaxFFTML von 4000 Nits der Fall.
Grundsätzlich raten wir allerdings zu HGiG, da es viele Schritte in der Kalibrierung vereinfacht und Dynamic Tone Mapping ein paar Nachteile haben kann. Darunter:
- Helligkeitsschwankungen innerhalb weniger Sekunden
- blasse Schwarzwerte
- viel zu grelle Highlights, die andere Bildbereiche überstrahlen
Dynamic Tone Mapping kann die HDR-Präsentation mancher Spiele aber auch "retten"!
Je nach Titel ist HDR nicht zwangsläufig gut implementiert, weshalb der Bildausgabe beispielsweise der 'Punch' fehlt oder Farben nicht intensiv wirken. Dann kann Dynamic Tone Mapping durchaus nützlich sein, da der Fernseher das HDR-Signal des Spiels neu interpretiert und versucht mehr Helligkeit herauszuholen. Die oben genannten Nachteile bleiben jedoch bestehen.
So findet ihr die Spitzenhelligkeiten eures Fernsehers heraus
Besitzt ihr ein HGiG-fähiges Gerät, ist es zumeist ziemlich leicht herauszufinden, wie viele Nits euer Fernseher in der Spitze schafft und welche Werte ihr übertragen müsst. Ihr findet einen entsprechenden Eintrag entweder in der Bedienungsanleitung eures Fernsehers oder auf der Webseite des Herstellers.
Review-Seiten wie RTings.com messen außerdem genau nach und listen auf, wie hoch die Spitzenhelligkeit einzelner Modelle ist. Sucht dafür einfach nach der Peak Brightness oder der 10% Window Peak Brightness.
Die entsprechenden Werte könnt ihr dann einfach in das Xbox-Menü bei MaxTML und MaxFFTML übernehmen.
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PS5 Pro und die neue Xbox Series werden wohl anders, als ihr hofft
Übrigens kann euch der Test mitsamt der Tastenkombination auch helfen, die Spitzenhelligkeit eures TVs selbst herauszufinden, sofern ihr sie nicht im Internet auftreiben könnt. Ist das Muster nach dem letzten Tastendruck verschwunden, könnt ihr davon ausgehen, dass die Spitzenhelligkeit eures Fernsehers knapp darunter liegt.
Wohlgemerkt bei einem Gerät mit HGiG und ohne dynamisches Tone-Mapping oder einer vom Hersteller festgelegten HDR-Vorgabe (dazu in wenigen Zeilen mehr).
Der Test kann somit richtig praktisch sein, da ihr mit den herausgefundenen Werten auch Spiele einstellen könnt, die die HDR-Systemeinstellungen eurer Xbox ignorieren und über eigene Nits-Slider in den Optionen verfügen.
Wichtige Sonderfälle
Wie kurz zuvor erwähnt, kenn es je nach Modell und Hersteller Abweichungen beim Tone Mapping geben, wodurch beispielsweise Nits-Zahlen nicht mehr ganz stimmen oder die Kalibrierung mit Blick auf das Test-Schachbrett unlogisch erscheint. Ihr geht dann wie folgt vor:
- Sonderfall #1: Euer Fernseher interpretiert das eingehende HGiG-Signal nach eigenen Vorgaben.
- Es kann bei bestimmten TV-Modellen sein, dass sich die reale Spitzenhelligkeit des Fernsehers von den zugeführten HDR-Daten unterscheidet. Insbesondere Samsung macht das bei QD-OLED-Fernsehern, etwa dem S90C, der höchstens 1.050 Nits ausgeben kann, dafür aber mit 1.600 Nits "gefüttert" werden möchte. In solchen Fällen richtet ihr euch nach dem Test in der Xbox-Kalibrierung.
- Sonderfall #2: Bei eurem Fernseher ist Dynamic Tone Mapping immer aktiviert
- Vor allem ältere Mini-LED- und LCD-TVs können zwar HGiG nutzen, Dynamic Tone Mapping bleibt aber weiterhin aktiviert. Die Überschneidungen beim Kalibrierungstest führen dazu, dass ihr eine viel zu hohe Nits-Anzahl festlegt als der TV ausgeben sollte. Beim Samsung Q80T sind das beispielsweise 6.600 Nits, bis das Schachbrett verschwindet, dabei solltet ihr eher die reale Spitzenhelligkeit eingeben, also 1.000 Nits.
Wie viele Spiele unterstützen überhaupt die HDR-Einstellungen?
Die Industrie versucht HDR zwar weitestgehend zu standardisieren (zum Beispiel in Form von HGiG), Einigkeit herrscht aber kaum, da auch häufig die kreative Intention der Spielemacher*innen eine Rolle spielt.
Diese Unentschlossenheit gegenüber einer festen Norm spiegelt sich auch in den ernüchternden Zahlen der Spiele wider, die die Systemeinstellungen von Xbox und PlayStation berücksichtigen.
Eine Analyse aus dem Jahr 2023 (via Techoptimized) hat beispielsweise gezeigt, dass gerade einmal 13 Prozent aller von der Seite getesteten Spiele mit HDR-Support die Systemeinstellung der Xbox Series X/S, Xbox One, PS5 oder PS4 nutzen.
Darunter fallen auf der Xbox unter anderem:
- Alan Wake 2
- Call of Duty Modern Warfare 3 / Warzone
- Forza Motorsport
- Like a Dragon: Infinite Wealth
- Metro: Exodus
- Need for Speed Unbound
- Redfall
- Star Wars: Jedi Survivor
Und noch ein paar mehr…
Die Liste ist jedoch sehr übersichtlich, was natürlich ärgerlich ist, da eine systemweite Einstellung für Spieler*innen die komfortabelste Lösung ist. Immerhin kommen aber noch ein paar Titel hinzu, in denen ihr die Spitzenhelligkeit per Ingame-Menü eintragen könnt.
Dazu zählen etwa Lords of the Fallen, Grounded oder auch Cyberpunk 2077:
Wie ihr die Helligkeit herausfindet, das haben wir weiter oben im Artikel festgehalten. Bei der UI- oder Bedienoberfläche solltet ihr außerdem immer ein ganzes Stück nach unten auf etwa 100 bis 150 Nits, damit sich die Einblendungen beispielsweise bei OLED-Fernsehern nicht dauerhaft ins Display brennen.
Sind in den Spielen kein Helligkeitsregler vorhanden, müsst ihr zwangsweise den Anweisungen in den Spielemenüs folgen oder schlicht und ergreifend austesten, mit welchen HDR-Einstellungen ihr am besten fahrt.
Sucht euch im Spiel dafür einen schattigen Ort, um die Schwarzwerte zu checken, sowie ein paar helle Highlights wie die Sonne, damit diese auch grell leuchten, andere Bildelemente aber nicht überstrahlen.
HDR ist eine geniale Funktion, aber störrisch in der Einrichtung
HDR verleiht Spielen und Filmen einen deutlich farbintensivieren Look, aber die Einrichtung kann ordentlich nerven. Das liegt nicht nur an den kreativen Freiheiten der Entwickler*innen und der bunten Mischung an HDR-Formaten, sondern auch den unzähligen Bildverbesserungen und Tone Mapping-Algorithmen der TV-Hersteller.
Vielleicht wird sich das in der Zukunft und mit der Verbreitung von HGiG ja ändern und mehr Titel unterstützen die Systemeinstellung der Xbox oder bieten eine Kalibrierung der Helligkeit in Nits an.
Falls ihr eine PS5 besitzt, könnt ihr eure Werte für Xbox übrigens auch auf die Sony-Konsole übertragen. Wie? Das erfahrt ihr hier:
Andernfalls müsst ihr aber wohl weiterhin ein bisschen probieren und erraten, welche Einstellung ideal für euren Fernseher ist. Vielleicht zeigt das aber auch nur, dass HDR eine ziemliche Geschmacksfrage sein kann und Geschmäcker sind ja bekanntlich hochgradig individuell.
Oder wie seht ihr das? Wie geht ihr mit HDR an eurem Fernseher um? Wie stellt ihr die Funktion ein? Zielgerichtet auf einen bestimmten Titel? Welche Präferenzen habt ihr dabei?
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