Microsoft hat es geschafft: Xbox & PlayStation sind wieder gleich stark

Die Xbox-Marke musste sich in den letzten Jahren neu erfinden. Microsofts aktueller First Party-Deal ist davon der bisherige Höhepunkt und zugleich ein eindeutiges Zeichen in Richtung Sony.

Die kommende Konsolengeneration bringt wieder ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen. Die kommende Konsolengeneration bringt wieder ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen.

Die Meldung hat für einen Paukenschlag gesorgt: Ab sofort gehören die Bethesda Game Studios, id Software, Arkane, MachineGames und mehr zum First Party-Aufgebot der Xbox Game Studios. Mit dieser aggressiven Akquisition (der Kaufpreis liegt bei 7,5 Milliarden US-Dollar) schließt Microsoft endgültig die ohnehin bereits schrumpfende Kluft zwischen Xbox und PlayStation, die sich in der aktuellen Konsolengeneration aufgetan hat. Die Zeiten, in denen Xbox "einfach keine Spiele hat" scheinen endgültig vorbei zu sein.

Wie der Phönix aus der Asche

Aber auch wenn der Bethesda-Deal sicherlich außergewöhnlich und vor allem überraschend ist, zeichnet sich dieser positive Trend schon länger ab. Nach den Erfolgen mit der Xbox 360 setzte Microsoft bei der Xbox One-Ankündigung zunächst auf eine "Multimedia-Konsole", die den Tausch von Gebrauchtspielen erschwerte, Always on-Verbindungen verlangte und ganz allgemein Videospiele zugunsten von TV-Einbindung in den Hintergrund zu rücken schien. Das kam bei Spielern weniger gut an und Sony profitierte mit dem Gaming-Fokus der PS4.

Hannes Rossow
@Treibhausaffekt
Die wachsenden First Party-Lineups von Sony und Microsoft verfolgt Hannes mit großem Interesse. Lange schien es so, als seien die PlayStation Studios unschlagbar, doch Hannes glaubt nun daran, dass Microsoft auf dem besten Wege ist, ihnen hier den Rang abzulaufen. Die Weichen für zukünftige Einkaufstouren scheinen jedenfalls schon auf beiden Seiten gestellt zu sein.

Seit diesen Current-Gen-Anfängen betreibt Microsoft jedoch Schadensbegrenzung sowie Wiedergutmachung - und das mit viel Erfolg. Die Einschränkungen der Xbox One wurden schnell wieder zurückgefahren, das Thema Abwärtskompatibilität (bis hin zur originalen Xbox-Bibliothek) wurde zum Traum für Gebrauchtspiel-Händler. Mit dem Game Pass wurde zudem ein attraktiver Abo-Service eingeführt, der heute als das größte Zugpferd des Xbox-Ökosystems gilt.

Nicht zuletzt aber ist es die klare Kommunikation mit den eigenen und zukünftigen Fans, die Microsoft verbessert hat. Wo Sony sich lange in Schweigen hüllte und Details zur PS5 nur tröpfchenweise preisgab, wussten wir schon recht früh, wie es um die Xbox Series X und ihren Fähigkeiten und Features stand. Dass Microsoft, anders als Sony, den Vorbesteller-Start für Series X/S frühzeitig bekannt gab, ist hier nur das jüngste Beispiel.

Wenn es um das mysteriöse Starfield geht, erfahren wir wohl auf Xbox-Seite wohl viel früher Details. Wenn es um das mysteriöse Starfield geht, erfahren wir wohl auf Xbox-Seite wohl viel früher Details.

Wenn die Schwäche zur Stärke wird

Die Xbox-Marke hat also einen immensen Image-Wandel hinter sich, der sich in Sachen exklusive Inhalte lediglich am stärksten zeigt und mit dem Elder Scrolls/Fallout-Deal nun seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat. Ab sofort, und das sollte betont werden, besitzt Microsoft deutlich mehr First Party-Studios (aktuell 23) als das gefeierte Lineup der PlayStation Studios (15 Entwickler-Teams):

Viel wichtiger als die Quantität ist hier aber vor allem die (natürlich subjektive) Qualität von First Party-Inhalten. Und auch wenn Microsoft mit Studios wie Obsidian Entertainment (The Outer Worlds), inXile Entertainment (Wasteland 3) oder auch Ninja Theory (Senua's Saga: Hellblade 2) bereits ein paar hochkarätige Teams ins Boot geholt hat - gefühlt stand Sony trotzdem noch immer etwas besser da. Titel wie God of War 2, The Last of Us: Part 2, Spider-Man Miles Morales oder Horizon 2: Forbidden West strahlen dann doch mehr Mainstream-Blockbuster-Charakter aus.

Schon vor dem Bethesda-Deal sorgte Microsoft für Neuzugänge - wie die Hellblade-Macher von Ninja Theory. Schon vor dem Bethesda-Deal sorgte Microsoft für Neuzugänge - wie die Hellblade-Macher von Ninja Theory.

Eben diese Mainstream-Blockbuster hat nun aber auch Microsoft dazugewonnen. Sowohl The Elder Scrolls, Fallout und Starfield, aber auch Doom, Wolfenstein oder Dishonored sind nun Xbox-Marken. Selbst zeitlich begrenzte Exklusivitäten können hier schon den Unterschied machen und Fans dazu bewegen, auf die Xbox zu wechseln - einfach weil ihre Lieblingsspiele dort nun etwas früher erscheinen. Wo das Exclusive-Lineup vor ein paar Jahren noch als Xbox' größte Schwäche galt, ist es nun ein Verkaufsargument.

Nur das Sahnehäubchen auf der Xbox-Torte

Es ist allerdings nicht nur das hauseigene Spiele-Angebot, bei dem Microsoft eine kleine Kehrtwende hingelegt hat. Schon seit Jahren erfindet sich die Xbox-Marke neu und legt viel Wert auf attraktive Service-Modelle und allgemeine Benutzerfreundlichkeit. Und auch hier gab es in den letzten Wochen und Monaten weitere Fortschritte zu sehen. Der Game Pass Ultimate wird nicht nur alle kommenden Bethesda-Titel direkt zum Launch bieten, sondern kommt auch mit einer EA Play-Mitgliedschaft daher.

Überhaupt ist der Game Pass mittlerweile ein unschlagbares Angebot geworden, das Microsoft nach eigenen Aussagen auch deutlich wichtiger ist, als der bloße Abverkauf von Xbox Series X oder Xbox Series S. Zwar wird es wohl noch etwas dauern, bis sich die zahlreichen Studio-Aufkäufe von Microsoft auch in exklusiven Spielen widerspiegeln - es muss ja erst einmal produziert werden - aber dass der Game Pass nur noch attraktiver wird, steht außer Frage.

Der Game Pass enthält fast alle großen Microsoft-Titel direkt zum Launch. Der Game Pass enthält fast alle großen Microsoft-Titel direkt zum Launch.

Auch hinsichtlich der Next-Gen-Konsolen geht Microsoft viel stärker auf die Spieler zu, als es Sony aktuell tut. Die Abwärtskompatibilität von Series X/S ist kaum zu übertreffen, altgediente Controller können weiterhin genutzt werden und mit der Xbox Series S gibt es eine leistungsfähige Next-Gen-Konsole bereits für unter 300 Euro zu haben. Gleichzeitig bietet die PS5 "nur" Abwärtskompatibilität zur PS4-Bibliothek, die Neuanschaffung von DualSense-Controllern wird zur Pflicht und vermeintliche PS5-Exclusives gibt es plötzlich auch für die PS4.

Endlich wieder Kopf an Kopf

Natürlich steht Sony mit der PlayStation-Marke trotzdem noch sehr gut da. Doch die einstige Uneinholbarkeit ist allerdings längst verflogen. Sollte sich Sony weiterhin auf den eigenen Lorbeeren ausruhen wollen, wird Microsoft weiter an Land gewinnen. Dass sie dazu gewillt sind, signalisiert der wirtschaftliche Kraftakt, der hinter der Bethesda-Akquise steckt. Die Investition von 7,5 Milliarden US-Dollar zeigt nämlich auch: Wo das herkommt, da gibt es noch mehr. Wer weiß, ob Microsoft nicht schon längst am nächsten Überraschungsdeal arbeitet?

Sony selbst hat bereits angedeutet, dass man daran interessiert sei, weitere Studios zu kaufen und das First Party-Portfolio zu stärken. Insomniac Games war zwar bereits eine wertvolle Ergänzung, aber schon damals war ich der Meinung, dass das vielleicht nicht ausreichen könnte. Doch welches Studio würde überhaupt zu Sony passen? Welcher Neuzugang hätte einen vergleichbaren Mehrwert, wie ihn beispielsweise die Bethesda Game Studios bieten? Schon jetzt zeigen manche Fans bereits wie wild geworden mit dem Finger auf die IP-Schatzkiste von Konami.

Auch hier gilt aber: Spiele-Angebote sind wichtig, aber längst nicht alles. Microsoft geht andere Wege als Sony und wenn es dabei bleibt, dass Spielern diese Wege besser gefallen, wird sich Sony mehr und mehr von der Basis entfernen. In der PS4-Ära hieß es oft "For the Players" - doch derzeit scheint Microsoft diesem Motto besser zu folgen.

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